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Landkreis Augsburg: Von Kopf bis Fuß im Schutzanzug: Der Alltag in einer Corona-Schwerpunktpraxis

Landkreis Augsburg

Von Kopf bis Fuß im Schutzanzug: Der Alltag in einer Corona-Schwerpunktpraxis

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    Allgemeinarzt Thomas Stechele aus Stettenhofen testet Patienten mit Verdacht auf eine Coronavirusinfektion. Seine Arbeit muss er in kompletter Schutzmontur verrichten.
    Allgemeinarzt Thomas Stechele aus Stettenhofen testet Patienten mit Verdacht auf eine Coronavirusinfektion. Seine Arbeit muss er in kompletter Schutzmontur verrichten. Foto: Diana Zapf-Deniz

    Thomas Stechele ist Facharzt für Allgemeinmedizin im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Langweid. Die Praxis in Stettenhofen der Doctores Dülsner und Stechele ist eine von drei Corona-Schwerpunktpraxen im Landkreis Augsburg. Dort werden täglich Termine vergeben, um Verdachtsfälle auf das neue Coronavirus SARS-CoV-2 zu testen, und es kommen jeden Tag etliche Patienten.

    In Stettenhofen gibt es eine Corona-Schwerpunktpraxis

    Allerdings wechselt sich das Ärzteteam täglich ab, und es finden auch normale Sprechstunden statt. Wenn Stechele in Stettenhofen ist, dann ist er von Kopf bis Fuß in Schutzkleidung gehüllt. Er trägt einen gelben Schutzkittel, darüber einen weißen Anzug mit Kapuze. Nase und Mund sind mit einer FFP2-Maske geschützt, dazu kommt noch der Gesichtsschutz.

    Zuletzt legt Stechele die Handschuhe an. Eine Patientin klingelt pünktlich zum vorab telefonisch vereinbarten Termin. Die Sprechstundenhilfe Sigrid Reimer blickt aus dem Fenster neben der Eingangstüre: „Würden Sie bitte einen Moment warten? Der Arzt kommt gleich zu Ihnen raus.“ Stechele ist startklar und geht nach draußen. Gemeinsam mit der Frau geht er um das Haus herum. Dort ist das Untersuchungszimmerfenster geöffnet. Die Medizinische Fachangestellte Sandra Welther sitzt in diesem Zimmer und wird alles auf dem Computer mitnotieren. Nasen- und Rachenabstrich werden mit einem trockenen Tupfer gemacht. Für die zu testenden Personen sei das Prozedere nicht gerade angenehm, aber es gehe schnell vorüber. Das Ergebnis bekomme die Praxis am nächsten Tag vom Labor, und die Patienten werden umgehend benachrichtigt.

    Die Patienten werden bei Verdacht "großzügig" getestet

    Stettenhofen ist eine Infektpraxis für Patienten mit Husten, Schnupfen, Fieber und Gliederschmerzen, egal ob mit oder ohne Coronavirus-Verdacht. „Wir testen nicht automatisch, aber versuchen schon, wann immer wir es für sinnvoll halten, großzügig zu testen.“

    Typische Anzeichen seien hohes Fieber, ganz häufig der Geschmacksverlust, aber auch Atemnot sowie starke Halsschmerzen. „Weniger bekannt ist, dass das Virus nicht nur die Lunge betrifft und adipöse Menschen aufgrund der geringeren Immunabwehr zur Risikogruppe zählen.“ Junge Leute mit 18 Jahren könne es genauso treffen wie 80- oder 90-Jährige. Kürzlich musste er ein Grundschulkind testen. „Richtig schwere Fälle hatten wir bisher zum Glück keine.“ Wobei er nicht gleich mitbekomme, wer direkt über den Notarzt oder die Notaufnahme in die Klinik gelange. Allerdings weiß er von Kollegen von schlimmen Fällen. Das Virus nehme er sehr ernst: „Die Rasanz der Ausbreitung ist neu, ebenso die vielen plötzlichen Todesfälle. Das ist anders als bei einer Grippe. Außerdem ist es hoch infektiös.“

    Allgemeinarzt Thomas Stechele testet in der Praxis des MVZ Langweid in Stettenhofen Patienten mit Verdacht auf eine Coronavirusinfektion.
    Allgemeinarzt Thomas Stechele testet in der Praxis des MVZ Langweid in Stettenhofen Patienten mit Verdacht auf eine Coronavirusinfektion. Foto: Diana Zapf-Deniz

    Stechele hat selbst Familie und ist nicht zuletzt auch deshalb froh um die Schutzvorkehrungen und Hygienevorschriften: „Ich bin überzeugt, dass die bisherigen Maßnahmen die richtige Entscheidung waren, sonst hätten wir ganz andere Todesfallzahlen.“ Seine Familie und er zeigten bisher keine Symptome, aber er möchte sich demnächst auf Antikörper testen lassen.

    Ein Corona-Test kostet rund 150 Euro

    Das Patientenaufkommen in den Praxen sei derzeit geringer, aber es gebe viel Organisatorisches zu erledigen und es gilt, täglich auf dem Laufenden zu bleiben. „Es ist eine intensive Zeit. Die Patienten sind besorgt und beunruhigt“, sagt Stechele. Jeder könne ins MVZ kommen und sich testen lassen: „Wichtig ist, dass der Termin telefonisch ausgemacht wird und dass ein Überweisungsschein vom behandelnden Arzt mitgebracht wird.“

    Diesen könne jeder Arzt ausstellen. Die Praxis habe stets genügend Tests vorrätig. Ein Test kostet um die 150 Euro, die in den begründeten Fällen von der Krankenkasse bezahlt werden. „Gezieltes Vorgehen ist unerlässlich und dass wir möglichst viele Menschen testen, damit wir die akut Infizierten isolieren können.“ Seit dieser Woche bekomme er viele Patienten, die vor einer Operation stehen, da nun wieder geplante OPs durchgeführt werden. Diese Patienten müssen den Abstrich zum Ausschluss einer Corona-Infektion durchführen lassen. Mit der Pandemie haben sie in der Praxis Video- und Telefonsprechstunden eingeführt und damit gute Erfahrungen gemacht. „Wir behandeln inzwischen einige Patienten per Video. Die Leute nehmen das Angebot dankbar an.“

    Diese Arztpraxen in der Region um Augsburg sind Corona-Schwerpunktpraxen:

    • Dres. Dülsner und Stechele in Langweid-Stettenhofen, Telefon 0821/491156 oder 08230/7009690.
    • Dr. Sebastian Lochbrunner in Schwabmünchen, 08232/3285.
    • Dres. Schittko und Popp in Augsburg-Inningen, Telefon 0157/30764759.

    Einen Abstrichtermin unter anderem für die zentrale Abstrichstelle (Gersthofer Straße 9 in Gersthofen-Hirblingen) der KVB im Augsburger Land bekommt man entweder über die Corona-Hotline des Landkreises oder über den ärztlichen Bereitschaftsdienst, Telefon 116 117.

    Bei lebensbedrohlichen Zuständen gilt immer die Rettungsleitstelle mit der Nummer 112.

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