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Gersthofen: Verzweifelte Suche nach Hündin Baileys bewegt viele Menschen

Gersthofen

Verzweifelte Suche nach Hündin Baileys bewegt viele Menschen

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    Wer hat etwas gesehen? Nicht nur mit Plakaten suchen (von links) Besitzerin Judith Wittmannn und Alexandra Schalk von der Hundestaffel nach der entlaufenen Hündin Baileys.
    Wer hat etwas gesehen? Nicht nur mit Plakaten suchen (von links) Besitzerin Judith Wittmannn und Alexandra Schalk von der Hundestaffel nach der entlaufenen Hündin Baileys. Foto: Marcus Merk

    Am Mittwochabend des 20. Januar ging Judith Wittmann aus Gersthofen mit Baileys, einem Nova Scotia Duck Tolling Retriever, spazieren. Baileys war an der Leine. Als sie auf dem Rückweg und am Auto angekommen waren, leinte die Besitzerin ihre fuchsrote Hündin mit dem weißen Fleck auf der Brust und den weißen Pfoten ab. Genau in dem Moment fiel ein Schuss in der Feuerwerksfabrik Sauer, nur wenige Meter von den beiden entfernt. „Baileys zuckte zusammen. Dann fiel der zweite Schuss. Baileys rannte ein kleines Stück weg von mir und beim dritten, kurz darauf folgenden Schuss, raste sie panisch quer über das Feld und ich ihr rufend hinterher." Das sei schon der erste Fehler gewesen. "Ich hätte ruhig auf sie warten müssen und habe sie so noch viel mehr verschreckt“, bedauert Wittmann, die es zu diesem Zeitpunkt einfach nicht besser wusste. Seitdem sucht die Besitzerin

    Im westlichen Landkreis sieht man inzwischen überall Suchplakate und in den sozialen Medien wurde der letzte Beitrag von Wittmann bisher weit über 1000 Mal geteilt. Nach der letzten Sichtung am Donnerstag, 28. Januar, in Aystetten könnte sich Baileys über die Felder und Wälder in alle Richtungen bewegt haben. Gablingen, Bärenkeller, Täfertingen,

    Die Gersthoferin hat professionelle Tiersucher eingeschaltet

    In den vergangenen zwei Wochen habe sie viel dazu gelernt durch professionelle Hilfe der K-9-Tiersuche. "Ich habe da ein Team von vier Leuten rund um die Uhr um mich.“ Es tue gut, wenn man selbst den Überblick verloren hat, sich von Spezialisten führen zu lassen, erzählt Wittmann. Denn in den letzten Wochen hat sie kaum geschlafen, teils die Nächte im Schnee auf dem Feld verbracht. Meist mit an ihrer Seite ihr Vater Eugen Wittmann, während ihre Mutter auf die kleine Tochter aufpasst. „Ich bin ja noch in Elternzeit und arbeite auch. Da heißt es viel Jonglieren.“ Von Wärmebildkameras über Futterstellen, Suchhunde und Drohneneinsätze bis hin zur spirituellen Tierkommunikation lässt sie nichts unversucht. „Das ist eine emotionale Achterbahnfahrt. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.“

    Die Hündin Baileys aus Gersthofen wird von ihrer Besitzerin Judith Wittmann verzweifelt gesucht.
    Die Hündin Baileys aus Gersthofen wird von ihrer Besitzerin Judith Wittmann verzweifelt gesucht. Foto: Judith Wittmann

    Anja Joa von der K-9-Tiersuche München-Oberbayern steht Judith Wittmann bei der Suche zu Seite. Joa gehört zu einer der ersten Hundestaffeln in Deutschland. Joa und ihr Team sind auf die Tiersuche spezialisiert, ob Katzen ob Hunde. „In Augsburg Stadt und Land haben wir ein gutes Netzwerk mit Helfern vor Ort, die die Fallen überwachen, Kameras installieren und Flyer verteilen.“ Ganz wichtig sei, dass die Leute Mitschauen aber nicht Mitsuchen. Wer den Hund sieht, solle umgehend die Tasso-24-Stunden-Hotline 06190/937300 anrufen und die Suchdienstnummer S2552234 angeben. „Hunde können draußen lange überleben“, so Joa, da sie rausgestelltes Katzenfutter fressen, auf Pferdehöfen, in Ställen, aber auch im Müll etwas finden. „Für uns ist die allumfassende Beratung, die Beruhigung des Hundebesitzers und die Aufklärung am Wichtigsten.“ Vor Ort bleiben, warten, Futterstellen mit Wärmebildkameras aufstellen und versuchen, sie in gesichtetem Gebiet zu halten, sodass man eine Lebendfalle aufstellen könne.

    Baileys verschwunden: Furchtbare Situation für Besitzer und Hund

    Sie wisse, dass es für Besitzer und Hund eine furchtbare Situation sei. Beim Hund lege sich der Schalter auf Fluchtmodus. „Entlaufene Hunde leben in einer Art Frostzustand, nehmen nichts mehr wahr und müssen sich nur noch mit der Natur vereinbaren.“ Hastige, schnelle Bewegungen sowie eine direkte Ansprache können sofort wieder zur Flucht verleiten. Sollte Baileys sich ihrer Halterin nähern, rät Joa zu Folgendem: „Etwas abgeneigt vom Hund sich langsam hinsetzen. Den Hund nicht ansehen. Langsam eine Thunfischdose oder Leberwurst herausholen und vorsichtig, ohne Blickkontakt, hinwerfen.“ Das kleinste Geräusch oder die sanfteste Bewegung können die Hündin wieder verschrecken.

    Anja Joa geht davon aus, dass Baileys immer wieder versuchen wird, nach Hause zu finden. „Aber wir müssen für eine Sichtung oder ein Zeichen beten.“ Ausnahmsweise dürfen die Helfer und die Halterin auch nach 21 Uhr unterwegs sein. Förster und Polizei sind informiert. „Doch wir machen unsere Einsätze kaum bei Dunkelheit, da wir bei Tag einfach mehr sehen.“

    Feuerwerker verzichtet vorerst auf laute Versuche

    Peter Sauer von der Feuerwerksfabrik tut es um Wittmanns Hund sehr leid. Seine Fabrik gibt es seit 80 Jahren in der Westendstraße in Gersthofen. Die Firma hat einen Testplatz, auf dem er seine Produkte ausprobiert. „Mir war das bis jetzt nie bewusst, dass meine Versuche Gassihunde so in Panik versetzen“, sagt er. Erst als Eugen Wittmann, ein Freund, den er seit über 30 Jahren kennt, zu ihm kam, sieht er seine Versuche in einem anderen Licht. „Bei Einbruch der Dunkelheit muss ich hin und wieder Tests machen - allerdings nicht regelmäßig. Da gibt es Monate, da mache ich gar nichts und dann muss es in einer Woche gleich an zwei Tagen sein.“ Solange Baileys nicht gefunden ist, verzichtet er darauf. Außerdem überlegt er, wo und wie er Spaziergänger und Hundehalter auf die Versuche aufmerksam machen kann.

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