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Unternehmer im Lechtal: Vom Managerposten in den Anhänger

Unternehmer im Lechtal

Vom Managerposten in den Anhänger

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    Dienstags ist der Wahl-Lechtaler in seinem Räucherfisch-Wagen auch im Lechtal anzutreffen. Dann verkauft Wolfgang Göhring seinen Räucherfisch an der Via Claudia in Meitingen.
    Dienstags ist der Wahl-Lechtaler in seinem Räucherfisch-Wagen auch im Lechtal anzutreffen. Dann verkauft Wolfgang Göhring seinen Räucherfisch an der Via Claudia in Meitingen. Foto: Steffi Brand

    Dienstags hat Wolfgang Göhring den kürzesten Weg zur Arbeit. Am Nachmittag zieht er seinen Räucherfischanhänger von seinem Wohnort Kühlenthal in die Nachbargemeinde Meitingen. Auf dem Parkplatz in der Via Claudia, zwischen Getränkemarkt und Farbenfachhandel, duftet es dann aus dem kleinen Anhänger nach Räucherfisch.

    An den anderen Tagen der Woche zieht der 44-Jährige seinen Hänger weit über die Grenzen des Lechtals hinaus. Auf den Wochenmärkten in Pfaffenhofen an der Ilm (Landkreis Pfaffenhofen), Nördlingen (Landkreis Donau-Ries) und Schrobenhausen (Landkreis Neuburg-

    Auf diese Weise, also on Tour mit seinem Räucherfisch-Wagen, bringt Göhring etwa 700 Kilogramm Räucherfisch pro Monat unter die Leute. Saiblinge, Lachsforellen und Regenbogenforellen bezieht der 44-jährige Unternehmer von einer Fischzucht in Horgau.

    Die Vormittage verbringen die frischen Fische dann im Räucherofen, anschließend dürfen die Kunden sie genießen. Regionalität ist dem Unternehmer wichtig, obgleich er lachend zugibt: „Das Einzige, was nicht regional ist, ist mein eigener Dialekt.“ Der nämlich verweist auf seine Heimat, die nahe Reutlingen in Baden-Württemberg liegt, und erklärt auch, warum so manche Tour ihn wieder dorthin zurückführt.

    Und auch wenn Göhring über seine Tour spricht, als hätte er jahrzehntelang nichts anderes gemacht, so feiert sein Räucherfischanhänger mit ihm an Bord doch erst im nächsten Monat sein erstes Jubiläum. Was er bisher beruflich angestellt hat, hat zwar viel mit Unternehmertum, aber nur wenig mit Fisch zu tun. In Böblingen (Baden-Württemberg) hat er seine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann absolviert. Anschließend kümmerte er sich zehn Jahre lang im Außendienst als Key-Account-Manager um die Produkte von Ferrero.

    Der Umzug nach Bayern kam durch eine Anstellung als Hausleiter bei Kaufland. In Neusäß, Lechhausen und Dillingen agierte er weitere zehn Jahre als Führungskraft, bis ihn die Idee packte, sein eigener Chef zu werden. Als Ihle-Pächter musste er aber die Erfahrung machen, dass das Backen von Brötchen nicht seine Leidenschaft werden konnte. Allerdings kam er über einen Kunden in der Bäckerei zum Fisch- und Räucherfischwagen.

    Die ursprüngliche Idee, den Räucherfischwagen neben der Bäckerei zu betreiben, war zeitlich nicht umsetzbar. Und so setzte Göhring alles auf eine Karte: „Ich habe voll auf ein Pferd gesetzt, bei null angefangen und bin hausieren gegangen.“ So beschreibt der Unternehmer seine Anfangszeit mit dem Räucherfischwagen, in der er sich um Standplätze bewarb, abgewiesen wurde, Glück hatte und dann doch merken musste, dass nicht jeder Standplatz auch erfolgreiche Geschäfte nach sich ziehen muss. Mittlerweile ist sein Tourenplan weitestgehend stabil, an den Wochenenden – wenn zwei Standplätze gleichzeitig zu besetzen sind – bekommt Göhring dann halt kräftige Unterstützung von seiner Stieftochter.

    Zum ersten Räucherfisch-Jubiläum zieht der 44-Jährige ein positives Fazit: „Ich bin ausgeglichener, mein eigener Chef und habe keine Existenzängste, auch wenn ich deutlich weniger verdiene als früher.“

    Auf weitere Mitarbeiter möchte er künftig nicht setzen, lieber erledigt er die anfallenden Arbeiten selbst und weiß, dass sie dann auch erledigt sind. Auch am Sortiment will Göhring nicht feilen. „Ich will frischen, regionalen Fisch in geräucherter Form anbieten“, erklärt der Groß- und Außenhandelskaufmann und verabschiedet sich damit von den Kollegen, die auf Streetfood-Märkten anzutreffen sind, ebenso wie von den Fischwägen mit frischem Fisch. Um auf Streetfood-Märkten Erfolg zu haben, müsste er das Angebot ändern und auch die Option haben, den Fisch im Wagen zu erwärmen.

    Das ist in dem alten Wagen nicht möglich, der seine besten Zeiten bereits hinter sich hat, und auch der neue Wagen, der aktuell in Ellgau gebaut wird, hat keine Sonderfunktionen in diese Richtung. Dieser wird allerdings die Haupt-Investition zum Einjährigen sein.

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