Gegründet wurde der Wasserverband Augsburg-Nord in den 60er-Jahren. „Damals wurde die Schmutter begradigt, und der Wasserverband sollte den Unterhalt an Gewässern dritter Ordnung übernehmen“, erzählt Georg Roth, der seit nunmehr 28 Jahren Vorsitzender des Wasserverbands ist. Seit damals habe sich viel verändert. „Man muss heute viel schonender arbeiten als früher“, betont Roth. Und man müsse bei den Unterhaltsarbeiten sehr viele Interessen unter einen Hut bringen, von der Naherholung bis zum Naturschutz, von der Landwirtschaft bis zur Wasserwirtschaft. Abstimmen müsse man sich auch mit dem Landschaftspflegeverband des Landkreises, der viele Pflegemaßnahmen durchführt – allerdings nur in seinen Mitgliedsgemeinden.
Bei der Ausschusssitzung des Wasserverbands mit den fünf vertretenen Gemeinden Meitingen, Biberbach, Kühlenthal, Westendorf und Nordendorf war das jetzt wieder ein Thema. „Die Fachbehörden haben das ganze Gebiet 2010/2011 in die Biotopkartierung aufgenommen“, erzählt Roth. Auch diese Tatsache müsse bei den Unterhaltsmaßnahmen berücksichtigt werden.
So wurden jetzt in einem Zeitplan einzelne Bereiche an den Gräben festgelegt, wo man nur mäht oder wo zum Schutz des Ameisen-Bläulings ein ganz spezielles Programm einzuhalten ist, aber auch Bereiche, wo man Schilf stehen lässt oder wo Magerrasen entstehen soll. „Ganz wichtig ist bei der Grabenpflege, dass man die gegenüberliegenden Uferseiten im Wechsel mäht, denn so schafft man eine Ausweichmöglichkeit für Insekten“, erklärt Roth das Vorgehen. Auch Grabenabflachungen wurden letztes Jahr bei Biberbach durchgeführt und sollen einen Beitrag leisten zur Artenvielfalt an den Gewässern.
Für ein Problem aus dem vergangenen Jahr, nämlich die Entsorgung des bei der Mahd anfallenden Grünguts, ist inzwischen eine Lösung gefunden: Es wird ortsnah als Einstreu bei der extensiven Rinderhaltung verwendet. „Das Grüngut zur Entsorgung immer bis nach Augsburg zu fahren hätte keinen Sinn gemacht“, betont Roth.
Die Mahd besetzter Blütenköpfe führt zum Tod
Der Ameisen-Bläuling liegt Georg Roth übrigens ganz besonders am Herzen. Dieser Schmetterling benötigt die Blüten des Großen Wiesenknopfs, um dort seine Eier abzulegen. Wird gemäht, bevor die Schmetterlingsraupen weit genug entwickelt sind, haben die Tiere das Nachsehen: Die Mahd besetzter Blütenköpfe führt zum Tod der Larven. So gilt es, beim Mähen die Bereiche mit dem Großen Wiesenknopf zu schonen – was natürlich einen beträchtlichen Mehraufwand bedeutet.
Insgesamt gibt der Wasserverband Augsburg-Nord, der heuer ein Haushaltsvolumen von 24000 Euro verabschiedet hat, über 12000 Euro für solche Umweltmaßnahmen an den Gräben aus. „Der Umgang mit den Gewässern ist doch eine Aufgabe für uns alle“, sagt Roth dazu.
Ein großes Problem sieht der Wasserverbandsvorsitzende in der zunehmenden Flächenversiegelung. Der versiegelte Boden könne kein Wasser mehr speichern, und das Oberflächenwasser fließe dann vermehrt in die kleinen Flüsse und Gräben. „Starke Regen machen die Gräben kaputt“, erläutert Roth die Folgen.