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Landkreis Augsburg: Training mit der Polizei: So verlieren Kinder die Angst vor dem Verkehr

Landkreis Augsburg

Training mit der Polizei: So verlieren Kinder die Angst vor dem Verkehr

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    Auf dem Verkehrsübungsplatz in Kutzenhausen können Kinder den sicheren Umgang mit dem Fahrrad trainieren. Sie lernen dort auch die Verkehrszeichen kennen und üben das Verhalten im Straßenverkehr.
    Auf dem Verkehrsübungsplatz in Kutzenhausen können Kinder den sicheren Umgang mit dem Fahrrad trainieren. Sie lernen dort auch die Verkehrszeichen kennen und üben das Verhalten im Straßenverkehr.

    Wenn Wolfgang Nowak etwas moniert, dann ist es die laxe Haltung von Eltern bei der Vorbereitung ihrer Kinder auf den Schulweg. Immerhin seien die jüngsten Verkehrsteilnehmer oft schutzlos dem Straßenverkehr ausgeliefert, betont der Verkehrserzieher der Polizeiinspektion Zusmarshausen. Deshalb seien klare Regeln für das Verhalten der Kinder im Straßenverkehr von lebenswichtiger Bedeutung. „Das gilt auch noch im Grundschulalter.“

    In der Verkehrserziehung lernen Kinder, wie man sich richtig verhält. Während es zunächst vor allem um das Thema Fußgänger geht, rückt später das Thema Fahrradfahren verstärkt in den Mittelpunkt. Doch auch schon im Kindergarten zeigt sich Wolfgang Nowak präsent. „Wir trainieren mit den Vorschulkindern unter anderem das richtige Überqueren der Fahrbahn und sensibilisieren sie in den Bereichen Stehenbleiben, Hören und Sehen“, betont er. Hinzu komme das Schulwegtraining für Buskinder und damit das richtige Verhalten im Fahrzeug und an der Bushaltestelle. „Dabei werden auch die Gefahren des „toten Winkels“ und beim abrupten Abbremsen demonstriert.“ Das alles erfolge in enger Zusammenarbeit mit den örtlichen Busunternehmen.

    Eltern sollten ein Vorbild sein

    Wichtig sind für den Polizeihauptkommissar auch Elternabende der künftigen ersten Klassen. „Hier referiere ich über den optimalen Schulweg, der aus Sicherheitsgründen auch mal einen Umweg aufweisen darf“, erzählt der 55-Jährige. Gleichzeitig appelliert er an die Vorbildfunktion der Eltern: „Wenn sie mit den Kindern öfters zu Fuß unterwegs sind, den Fußweg benutzen, nicht bei Rot über die Ampel und zwischen geparkten Autos laufen und bewusst nach Gefahren Ausschau halten, dann färbt das zwangsläufig auf den Nachwuchs ab.“

    In den Aufgabenbereich des Verkehrserziehers fallen zudem die Ausbildung der erwachsenen Schulweghelfer und der Schülerlotsen. Und dann warten auf die Grundschüler der vierten Klassen noch die Fahrrad-Führerscheine. „Die Theorie dazu übernehmen die Lehrkräfte“, so Wolfgang Nowak. „Für den praktischen Teil und die Prüfung sind die Verkehrserzieher der Polizeiinspektionen zuständig.“

    Für die Erstklässler ist der Schulweg meist die erste längere Strecke, die sie im Verkehr alleine bewältigen. „Da die Kleinen die komplizierten Zusammenhänge des Straßenverkehrs noch nicht verstehen, bemühe ich mich deshalb besonders darum, dass diese Schüler auf ihrem Schulweg sicher und selbstständig werden und sich verkehrsgerecht verhalten“, verdeutlicht Nowak. Dazu gehöre auch, dem Kind die Angst vor dem Straßenverkehr zu nehmen. „Die Kinder wachsen mit den Aufgaben, darüber hinaus ist das gut für deren Selbstbewusstsein und Verantwortung.“

    Immer weniger Kinder können Schulweg alleine meistern

    Der Verkehrserzieher stellt aber fest, dass immer weniger Kinder ihren Schulweg alleine meistern. Der Begriff „Taxi Mama“ ist für ihn ein Reizwort. Das Fahren der Kinder bis zur Schule sorge dort nicht nur für gefährliche Verkehrssituationen, zugeparkte Gehwege und Parken in der zweiten Reihe, sondern auch für fehlende Bewegung bei den Kindern, betont er.

    Das kommt insbesondere beim Fahrradunterricht zutage. „Hier stelle ich vermehrt eine Verschlechterung der motorischen Fähigkeiten der Schüler fest“, so Nowak. Als Beispiele dafür nennt er Balanceprobleme und Konzentrationsmängel. „Manche können sogar überhaupt nicht Radfahren“, hat er festgestellt. Sein Resümee: Kinder, die sich alleine oder mit anderen auf den Schulweg machen, seien sicherer unterwegs und sammeln dadurch wichtige Erfahrungen.

    Der Polizeihauptkommissar fordert daher die Eltern auf, die Kinder ein Stück loszulassen, ihnen Aufgaben zu übertragen und zu vertrauen. Das stärke das Selbstvertrauen der jungen Verkehrsteilnehmer und mache sie zudem fit. In kleinen Gemeinden funktioniere das seiner Ansicht nach besser: „Hier haben die Schüler mehr Praxis im Straßenverkehr.“

    Räder der Kinder weisen oft Mängel auf

    Er appelliert aber nicht nur an das Loslassen der Eltern. Verstärkt stellt er bei den Fahrrädern der Kinder „erschreckende Mängel“ fest. „Diese reichen von zu niedrigem Reifenluftdruck, komplett abgefahrenen Bremsbelägen über Ketten ohne jegliche Schmierung bis hin zu fehlender Beleuchtung und Klingel.“ Das seien eklatante Sicherheitsprobleme. „Sie können im Einzelfall zu fatalen Folgen führen.“ Er schärft die Eltern daher ein, stets einen prüfenden Blick auf das Fahrrad ihres Kindes zu werfen.

    Sicherheit auf dem Fahrrad betrifft jedoch nicht nur die jüngsten Verkehrsteilnehmer. Nowak verweist auch auf die Senioren und E-Biker: „Bevor diese Personengruppe zum ersten Mal losradelt, sollte sie ihr Gefährt auf einem Parkplatz ausprobieren und auf eventuelle Ängste oder Bedenken reagieren.“ Fehlendes Reaktionsvermögen, Hörschäden oder motorische Probleme würden durch Erfahrung, Routine oder Elektromotor keinesfalls ausgeglichen, warnt der Verkehrserzieher.

    Sein Augenmerk liegt jedoch auf dem Nachwuchs. „Die Arbeit mit Kindern im Rahmen der Verkehrserzieher ist immer wieder eine Herausforderung, aber stets auch eine große Freude“, bilanziert Wolfgang Nowak. Dabei erhalte er von den Kindern viel zurück. Wenn sie nach einiger Zeit mit leuchtenden Augen sicher ihre Runden drehen, freut ihn das.

    Eltern sollten mit gutem Beispiel voran radeln, meint Angela David in ihrem Kommentar.

    Lesen Sie dazu auch diesen Artikel: Wenn der Radweg plötzlich endet und der Gehweg verboten ist.

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