Auf dem Weg zum Herzog-Tassilo-Saal im Kloster in Thierhaupten musste man im Treppenhaus in den vergangenen Tagen den Kopf einziehen. Ein Gerüst war dort aufgebaut, von dem aus im Vorraum des Saals an der Decke neue Gestaltungselemente montiert wurden. Diese sorgen für neue, angenehme Lichtverhältnisse im Treppenhaus. In der Form nehmen die sogenannten Baffles die Gestaltung der Decke im Saal auf. Diese dienen dort, wie auch im Vorraum, nicht nur der optischen Aufwertung, sondern der Verbesserung der Akustik.
Das Gerüst im Treppenhaus wurde Ende der vergangenen Woche abgebaut, im Saal selbst ist es still. Doch von der anderen Seite des Treppenpodests, wo sich früher die große Tenne des Klosters befand, ist Baulärm zu hören. Zahlreiche Handwerker sind dort seit Oktober im Einsatz - Bauamtsleiter Walter Ludl zählt von Maurern und Zimmerern über Elektriker bis hin zu den Gerüstbauern wohl ein Dutzend von Gewerken auf, die den Ausbau des bislang ungenutzten Gebäudeteils bewerkstelligen.
Handwerker vieler Gewerke bauen die Kulturtenne im Kloster Thierhaupten
Im vorderen Bereich im oberen Stockwerk sind bereits barrierefreie Toiletten entstanden, auch ein Aufzug führt nach oben. Den Blick nach oben zum Dachgebälk verdeckt in rund fünf Meter Höhe eine neue Zwischendecke. Darüber ist neben Elektroinstallationen auch eine Lüftungsanlage untergebracht, von der für den Besucher aber nur die Lufteinlässe sichtbar sind.
Damit alles erfolgreich ineinander spielt, habe er viel mit den beteiligten Handwerksfirmen sprechen und koordinieren müssen, sagt Ludl. Doch bislang habe alles gut funktioniert, die Arbeiten liegen im Zeitplan. Voraussichtlich werde der Ausbau bis Mitte des Jahres abgeschlossen, wagt er eine Prognose.
Ausnahmsweise haben die Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie in diesem Fall sogar einen kleinen positiven Effekt, denn bei den Arbeiten musste nicht auf den Betrieb in der Gaststätte eine Etage tiefer Rücksicht genommen werden. Und im Saal entfiel zum Beispiel der Faschingsball, der den Aufbau des Gerüsts im Treppenhaus sonst wohl verzögert hätte.
Krippenausstellung bekommt eine neue Heimat
Währenddessen rollen Arbeiter lange Stahlträger in den großen Raum des künftigen Veranstaltungskomplexes und heben sie mit einem kleinen Kran nach oben. Gebraucht werden diese Träger für die Galerie, die in dem hohen Raum den Ausstellungsbereich um eine zweite Ebene erweitern wird.
Darunter sind bereits große Holzgerüste aufgebaut, die während der Bauphase noch wie ein überdimensioniertes, leeres Regal wirken. In ihnen wird künftig die Krippensammlung des Freundeskreises Kloster Thierhaupten untergebracht und präsentiert. Die mehr als 400 Exponate der Sammlung müssen dann nicht wie bisher für die beliebte Krippenausstellung stets neu aufgebaut und später wieder eingelagert werden.
Nutzung für viele kulturelle Projekte im nördlichen Landkreis Augsburg
Doch der Ausstellungsraum soll darüber hinaus vielseitige Möglichkeiten für die Kultur bieten, erklärt Bürgermeister Toni Brugger. Die Verkleidung vor den Krippen wird auch mit Verblendungen ausgestattet, die als Träger für eine Gemälde- oder Fotoausstellung genutzt werden können. In der Mitte des Raumes wird es mobile Vitrinen geben, darauf könnten zum Beispiel auch Skulpturen gezeigt werden.
Vor dem großen Ausstellungsraum sind in der ehemaligen Tenne bereits die neuen Wände eingezogen worden, mit denen die Räume für einen Verwaltungs- und Kassenbereich am Eingang, eine kleine Werkstatt und ein Stuhllager abgetrennt sind. Dazu gibt es einen Mehrzweckraum, der für Vorträge oder kleine Konferenzen nutzbar ist, für die der Herzog-Tassilo-Saal zu groß ist.
Rund 850.000 Euro sind insgesamt für den Ausbau im Südwestflügel des Klosterkomplexes veranschlagt. Nach aktuellem Stand liegt das Projekt nicht nur zeitlich, sondern auch finanziell im geplanten Rahmen, erklärt Bürgermeister Brugger. Alleine könnte der Markt Thierhaupten die Investition jedoch nicht stemmen. Im Rahmen der Städtebauförderung übernimmt der Freistaat einen Teil der Kosten, der Bezirk Schwaben und der Landkreis Augsburg unterstützen das Projekt mit großen Beträgen. Auch der Freundeskreis des Klosters beteiligt sich, etwa wenn es um die Beleuchtung und Ausstellungsvitrinen geht.
Über den Namen muss der Gemeinderat von Thierhaupten noch entscheiden
Mit dem Ausbau gewinne der Klosterkomplex in Thierhaupten noch mehr Bedeutung als Heimat für kulturelle Projekte im nördlichen Landkreis und den angrenzenden Regionen, hofft Brugger. Eine Entscheidung wird aber noch zu treffen sein. Bislang laufen alle Arbeiten unter dem Arbeitstitel "Kulturtenne". Ideen für einen künftigen Namen des neuen Veranstaltungsorts hat er schon - doch darüber wird noch der Gemeinderat entscheiden.
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