Bereits mit 15 Jahren wusste Miriam Steinbichler, was sie einmal werden will: Hebamme. Den Weg zu ihrem Traumberuf verfolgte sie seit ihrem Abitur im Jahr 2008 zielgerichtet. Sechs Jahre später mündete er in ihrer eigenen Hebammenpraxis in der Meitinger Straße in Thierhaupten. Damals hat die heute 29-Jährige auch ihr Aufgabenspektrum für sich neu formuliert: Sie arbeitet als freiberufliche Hebamme - ohne Geburtshilfe.
Dass dieser Fokus goldrichtig ist, zeigt die Anzahl der Frauen, die Miriam Steinbichler betreut. Die Nachfrage stieg stetig an. 60 Frauen musste sie im vergangenen Jahr absagen. Durch die Abkehr von der klassischen Geburtshilfe hat sie mehr Zeit und mehr Möglichkeiten, sich während der Schwangerschaft und nach der Geburt voll und ganz auf die Familien einzulassen.
Ihre Arbeit ist eine „Starthilfe“ für Familien
Gut informiert sollen die von ihr betreuten Mütter selbst entscheiden können, welche Wege sie gehen wollen. Dass gerade die Schwangerenvorsorge wieder mehr an Bedeutung gewinnt, spürt Miriam Steinbichler deutlich. Viele Frauen entscheiden sich (sehr zur Freude der Hebamme) dafür, die regelmäßige Vorsorge im Wechsel vom Frauenarzt und der Hebamme durchführen zu lassen. Das hat auch für Miriam Steinbichler Vorteile. „Je öfter ich die Frauen während der Schwangerschaft sehe, desto besser kann ich sie einschätzen und ein Auge auf den Schwangerschaftsverlauf haben“, erklärt die Hebamme und ergänzt, wie wichtig dies auch für die Betreuung im Wochenbett sei. „Ich sehe meine Arbeit als ‚Starthilfe’ für die Familien in diesem prägenden und wichtigen Lebensabschnitt.
Die ersten Berührungspunkte haben Hebamme und Frauen bereits um die 12. Schwangerschaftswoche. Dann lernen sie sich in einem Vorgespräch kennen und können so herausfinden, ob die Chemie passt. Anschließend sind die Leistungen der Hebamme individuell kombinierbar. Schwangerschaftsbeschwerden sind der häufigste Grund für Schwangere, sich an die Hebamme zu wenden. Mit Hilfe der Fußreflexzonentherapie, K-Taping und der klassischen Homöopathie verschafft die Hebamme den Frauen hier eine Linderung. Zukünftig möchte sie hierfür auch Yoga-Übungen vermitteln. Aktuell absolviert die 29-Jährige eine Weiterbildung in prä- und postnatalem Yoga.
Das Angebot geht über die Geburt hinaus
Geburtsvorbereitungskurse gibt’s bei Miriam Steinbichler in Thierhaupten am Wochenende. Mit der Wochenbettbetreuung zu Hause endet das Angebot keineswegs nach wenigen Wochen nach der Geburt. Nach der Rückbildungsgymnastik, die in ihrer Praxis stattfindet, betreut sie die Frauen bei Fragen bis zum Ende der Stillzeit.
Hebammen sind rar. Die Ausbildung ist anspruchsvoll, die Verantwortung hoch. Zudem müssen sie kontinuierlich erreichbar sein, die Bezahlung aber ist überschaubar. Krankenhäuser haben wegen des Hebammenmangels bereits ihre Kreißsäle schließen müssen und Miriam Steinbichler, die früher am Aichacher Krankenhaus Babys in die Welt half, will aktuell nicht zur Geburtshilfe zurückkehren. Wenn überhaupt , würde ihr die Arbeit als Hausgeburtshebamme mehr zusagen als in einem Krankenhaus.
Beruf und Privatleben vereinen
Die Flexibilität durch ihre Freiberuflichkeit und die Unterstützung durch ihre Familie machen es Miriam Steinbichler möglich, ihren Beruf mit ihrem Privatleben zu vereinen, welches Tochter Marlene 2016 gehörig auf den Kopf gestellt hat. Heute ist sie ein aufgewecktes Mädchen, das sich trotz der Diagnose „offener Rücken“ und einer Operation im Mutterleib in der Schweiz sehr gut entwickelt. Der Weg dorthin war alles andere als leicht. Dies zeigte der Hebamme während ihrer eigenen Schwangerschaft einmal mehr, wie wichtig es ist, informiert und selbstbestimmt Entscheidungen treffen zu können.
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