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Gersthofen: Tatort-Star Miroslav Nemec im Interview: "Ivo Batic ist eine Kunstfigur"

Gersthofen

Tatort-Star Miroslav Nemec im Interview: "Ivo Batic ist eine Kunstfigur"

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    Der Schauspieler Mirsolav Nemec liest im Ballonmsuem Gersthofen aus seinem zweiten Kriminalroman „Kroatisches Roulette“.
    Der Schauspieler Mirsolav Nemec liest im Ballonmsuem Gersthofen aus seinem zweiten Kriminalroman „Kroatisches Roulette“. Foto: Thorsten Jordan

    Seit dem Jahr 1991 löst Miroslav Nemec als Kommissar Ivo Batic gemeinsam mit Udo Wachtveitl als Kommissar Franz Leitmayr Kriminalfälle aus der Reihe „Tatort“ in München. Doch der vielseitige Schauspieler tritt auch als Musiker auf und schreibt Bücher. Mit seinem jüngsten Krimi „Kroatisches Roulette ist Nemec am Freitag, 24. Januar, ab 19.30 Uhr im Gersthofer Ballonmuseum zu erleben. Wir sprachen mit ihm.

    Sie drehen mehrere Tatortfolgen im Jahr, wie bleibt Ihnen da noch Zeit für ihre anderen Aktivitäten?

    Nemec: Der Tatort beschäftigt mich im Jahr so dreimal jeweils viereinhalb Wochen. Die nächsten Dreharbeiten starten im März. So nütze ich die freie Zeit, zum Beispiel jetzt den Januar und den Februar für Soloauftritte, zum Beispiel den in Gersthofen oder auch Auftritte als Sänger und Musiker mit meinen zwei Bands. Das sind das Jahr über dann schon regelmäßig über 40 Auftritte.

    Daneben gibt’s ja auch noch Ihre Bücher. Wie kam es dazu?

    Nemec: Literatur ist für einen Schauspieler naturgemäß immer eine Begleitung. Außerdem schreiben Udo Wachtveitl und ich seit 30 Jahren auch am Drehbuch unserer „Tatorte“ mit.

    Ihr erstes Buch war die Autobiografie „Miroslav – Jugoslav“, erschienen im Jahr 2012. Wie kam’s dazu?

    Nemec: Ein Verleger kam damals auf mich zu und wollte, dass wir eine Biografie schreiben. Ursprünglich dachte ich eigentlich, ich wäre noch zu jung dafür. Dann fand ich aber den Gedanken interessant, meine Erinnerungen an die Vergangenheit zu sortieren und eventuell etwas zu hinterlassen für meine Töchter. Ich wollte gleichsam den Nemec hinter dem Batic zeigen.

    Und dann haben Sie sich an die Arbeit gemacht?

    Nemec: Ich habe zweieinhalb Jahre für das Buch gebraucht, viele einsame Stunden verbracht und dann gab’s auch noch tagelange Treffen mit dem Verleger.

    Wie kam es dann zu Ihren beiden Krimis „Die Toten von der Falkneralm“ (2016) und „Kroatisches Roulette“ (2018)?

    Nemec: Nachdem die Biografie erschienen war, kam ein Freund von mir der auch Verleger war, auf mich zu, und wollte, dass wir auch ein Buch veröffentlichen.

    Und warum wurde es ein Krimi, dessen Protagonist sie selbst sind?

    Nemec: Es hat mich nicht interessiert, einen Kommissar zu erfinden. Den Kick hat dann folgende Idee ausgelöst: Ich als Schauspieler fahre zu einer Lesung. Da passiert dann etwas, was sonst eigentlich nur dem Ivo Batic im „Tatort“ passiert. Nämlich, es gibt einen Toten. Ich als Miroslav Nemec hab damit eigentlich nichts zu tun und gerate aber mehr und mehr ins Geschehen.

    Ist der Kommissar für Sie nach so vielen Jahren eine zweite Haut?

    Nemec: Ich bin Schauspieler, Ivo Batic ist eine Kunstfigur. Die Wahrnehmung der Leute sieht oft in mir den Tatort-Kommissar – für mich ist das natürlich nur eine Rolle. Im Buch spiele ich auch mit einer Prise Humor mit beidem, nämlich Kommissarrolle und Privatperson Nemec.

    Sie sind zwar in Bayern aufgewachsen, aber Sie kommen ursprünglich aus Kroatien. Ihr zweiter Krimi spielt dort. Haben Sie immer noch Verbindungen dorthin?

    Nemec: Meine Eltern sind leider tot, aber ich habe noch einen Cousin und eine Cousine mit ihren jeweiligen Familien. Wir sehen uns immer wieder. Ich fahre mit meiner Familie gerne runter nach Istrien. Da, wo wir wohnen, gibt’s Hunde, Ziegen, Schweine und ein Pferd. Das gefällt meiner Tochter und der Aufenthalt dort tut uns allen sehr gut. Wir sind eher selten am Meer, ziehen uns lieber zurück. Außerdem gibt’s dort einen Pool.

    Spielt der Titel des zweiten Krimis auf den Begriff des „Russischen Roulettes“ an?

    Nemec: In der Tat. Nur statt der Revolverkugel in der russischen Variante sind es beim „Kroatischen Roulette“ Menschen, die sich überraschend als gefährlich erweisen.

    Haben Sie dafür das Buch auch Persönliches verarbeitet?

    Nemec: Im Buch stecken schon Erinnerungen. Beispielsweise wurden in den Jahren 1991-1995, als dort unten der Krieg war, meine Freunde in Kroatien eingezogen. Meine Eltern kamen nach Deutschland. Sie hielten es aber nur ein paar Monate aus und wollten dann wieder zurück. Doch ich habe für die Handlung auch einiges hinzuerfunden.

    • Lesung Miroslav Nemec: „Kroatisches Roulette“, Freitag, 24. Januar, 19.30 Uhr Ballonmuseum Gersthofen. Karten für 22,40 Euro gibt’s an der Theaterkasse im Ballonmuseum, Bahnhofstraße 12 sowie bei unseren Servicepartnern „Der Buchladen“ (Gersthofen) und Modellbau Koch (Stadtbergen).
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