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Tag des offenen Denkmals: Die Rettung des Thierhauptener Klosters

Tag des offenen Denkmals

Die Rettung des Thierhauptener Klosters

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    Alte Gewölbe und eine umfangreiche Sammlung alter Werkzeuge, die für landwirtschaftliche und handwerkliche Arbeiten dienten, sind in Thierhaupten zu sehen.
    Alte Gewölbe und eine umfangreiche Sammlung alter Werkzeuge, die für landwirtschaftliche und handwerkliche Arbeiten dienten, sind in Thierhaupten zu sehen.

    Es ist ein Schmuckstück und das „Herz Thierhauptens“: Zum Tag des offenen Denkmals erhielten zahlreiche Besucher einen Einblick in die Geschichte und Architektur der ehemaligen Klosters Thierhaupten. Und auch das Exerzitienhaus im Stadtberger Ortsteil Leitershofen öffnete seine Pforten. In diesem Jahr wurden so 14 Gebäude im Augsburger Land geöffnet und erläutert.

    30 Interessierte ließen sich bei der ersten von zwei Führungen in Thierhaupten von Franz Hölzl das Konventgebäude und den Kapitelsaal erklären, während in den anderen Flügeln des Klosterkomplexes Mitarbeiter durch die Bauteilesammlung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege führten.

    „Der Klosterkomplex umfasst insgesamt 80000 Kubikmeter umbauten Raum – das entspricht in etwa 80 Einfamilienhäusern“, sagte Hölzl. Er ging auf die Gründung des Klosters ein, die der Legende nach um das Jahr 750 stattfand, nachdem der zehnjährige Herzog Tassilo III. sich verirrt hatte und heil seine Gesellschaft wieder fand. Es entstand ein Benediktinerkloster. „Es gab aber an dieser Stelle bereits Funde aus der Römerzeit, zum Beispiel Münzen, ebenso eine alte germanische Opferstätte“, so Hölzl weiter. Der Name Thierhaupten leite sich vermutlich durch an dieser Opferstelle gefundene Tierschädel her.

    „Die heutige Klosteranlage wurde um 1719 errichtet.“ Zuvor hatte es schon mehrere Gebäude aus verschiedenen Epochen gegeben. Der Ring um den Innenhof bis zur Kirche wurde allerdings nicht mehr geschlossen. Das zeigt eine im Nichts endende Mauer an der nördlichen Seite des heutigen Musikerheims. Die Säkularisation und damit die Schließung des Konvents kamen dazwischen. „Die Säkularisation ist gleich einem Tsunami durch die bayerische Kultur gegangen“, fasste dies Hölzl zusammen.

    Nach mehreren weltlichen Eigentümern gelang es dem damaligen Thierhauptener Bürgermeister Fritz Hölzl, das Kloster im Jahr 1983 von Albrecht von Stetten zu kaufen. In diesem Jahr wurde auch der Freundeskreis des Klosters gegründet. „In den Folgejahren wurden die Gebäude renoviert für umgerechnet rund 18 Millionen Euro und im Jahr 2002 wiedereröffnet.“ Der Kapitelsaal mit seiner gemalten Äbtegalerie dient heute für besondere Veranstaltungen der Gemeinde, für Trauungen und Konzerte. Hölzl verwies auf die puristische Gestaltung des Gebäudekomplexes. „Das zeigt, dass es kein bedeutendes Kloster war.“ Margarete Kreuzer aus Augsburg zeigte sich beeindruckt. „Zuvor habe ich mir auch die Räume des Landesamts für Denkmalpflege angesehen. Das war sehr interessant.“

    Ein besonderer kirchlich geprägter Gebäudekomplex ist auch das 1961 geweihte Exerzitienhaus St. Paulus in Leitershofen. Pater Thomas Schuster führte die Interessenten durch die verschiedenen Gebäude und erläuterte auch die in den Jahren 2016/17 durchgeführten Sanierungsarbeiten – die sich aber nicht auf den Westflügel erstreckten. Der vom damaligen Bischof Josef Freundorfer ausgewählte Architekt Thomas Wechs hatte schon verschiedene Kirchen des Bistums Augsburg errichtet und vertrat einen modernen Architekturstil. Der Gebäudekomplex weist zahlreiche Bezüge auf: „Die Kirche ist auf den Augsburger Dom ausgerichtet“, so der Pater. Der Petrussaal wiederum hat eine Pfeilform und zeigt genau in Richtung Rom. Verlängert man eine Linie vom Kreuz über der Kuppel des Petrussaals über das der Kuppel der Auferstehungskapelle, führt sie nach 603 Kilometern nach Assisi.

    Charakteristisch für das Exerzitienhaus sind die kleinen, fast schießschartenartigen Fenster im ganzen Gebäudekomplex und der kühn in Richtung Himmel geschwungene Turm der Kirche. Dort hängt ein spätromanisches Kruzifix. Wichtig sei es, den Menschen im Exerzitienhaus Möglichkeiten zur Kontemplation, zum Beten zu geben. Dies ist möglich von der völligen Zurückgezogenheit bis hin zur Betrachtung des weitläufigen Freigeländes mit seinem geschwungenen Wasserlauf und der 200 Jahre alten Eiche. So bilden Geschichte und Moderne eine harmonische Kombination. "Kommentar

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