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Steppach: Wofür der Steppacher Bismarckturm steht

Steppach

Wofür der Steppacher Bismarckturm steht

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    Hier ist der Steppacher Bismarckturm rot angestrahlt, um auf die Situation der Veranstaltungsbranche aufmerksam zu machen.
    Hier ist der Steppacher Bismarckturm rot angestrahlt, um auf die Situation der Veranstaltungsbranche aufmerksam zu machen. Foto: Marcus Merk

    In den USA und Großbritannien stürzen Demonstranten Denkmäler von Menschen, weil diese Rassisten gewesen sein sollen. Auch in Deutschland wird über Sinn und Zweck mancher Monumente diskutiert. Doch wofür stehen eigentlich die zahlreichen Denkmäler im Augsburger Land? Wir haben uns aus die Suche begeben und sind auf viele interessante Geschichten gestoßen.

    Die Eröffnung des Bismarckturms bei Steppach am dritten September 1905 stand unter keinem guten Stern: Es herrschte dichter Regen, was das Befeuern des Turmes schwer machte. Damals hatte der Turm noch eine schmiedeeiserne Feuerschale mit einem Durchmesser von etwa 2,50 Meter, die zu besonderen Anlässen brennen sollte. Das „Kommittee für die Errichtung einer Bismarcksäule in Augsburg“ ließ sich vom Niederschlag allerdings keinen Strich durch die Rechnung machen: Vier Fässer „Brennstoff“, ein Gemisch aus Benzin und Putzwolle, schafften Abhilfe. So konnte trotzdem für zwei Stunden eine drei bis fünf Meter hohe Flamme erreicht werden. Trotz der suboptimalen Einweihung erfreute sich der Turm großer Beliebtheit. Eine Woche später kamen bereits 500 Personen täglich.

    Grundsteinlegung des Steppacher Bismarckturms am 4. August 1901.

    Die Grundsteinlegung fand übrigens am 4. August 1901 statt. Nicht am 4. Juli des gleichen Jahres, wie es auf einer am Denkmal angebrachten Bronzetafel heißt. „Wir haben das auch nicht gewusst“, erklärt Elisabeth Burckhardt vom Erholungsgebiete-Verein Augsburg. Der Verein verwaltet den Turm. Die Tafel habe der Verein vor ihrer Zeit gespendet bekommen. Besondere Kopfschmerzen bereitet ihr, dass der Turm zum beliebten Ort für Graffiti-Sprüher geworden ist. „Im Moment sind ein zwei Sprühungen dran“, ärgert sich Burckhardt. Sie zu entfernen ist besonders schwer, weil der Sandstein, aus dem der Turm besteht, sehr empfindlich ist.

    Nach der Gründung des ersten deutschen Nationalstaats 1871 bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 entstanden etwa 240 solche Türme auf der ganzen Welt, um den damaligen Reichskanzler Otto von Bismarck zu ehren. Besonders beliebt dabei: Der Entwurf „Götterdämmerung“ des Dresdner Architekten Wilhelm Kreis, dem auch der Steppacher Turm folgt.

    Bismarcktürme stehen auch in Chile, Tansania, Kamerun und Papua-Neuguinea

    Dieser hatte sich bei einem Wettbewerb der deutschen Studentenschaft im Jahr 1899 durchgesetzt und wurde 47 mal verwirklicht. Meistens auf dem damaligen deutschen Staatsgebiet. Aber auch in den ehemaligen deutschen Kolonien Tansania, Kamerun und Papua-Neuguinea hat man eine „Götterdämmerungs“-Säule errichtet. Selbst in Chile, das nie von Deutschland beherrscht wurde, wurde dem Reichskanzler ein Denkmal gesetzt. Als Basis dient ein quadratisches Podest, auf dem vier Säulen ruhen, die den oberen Teil des Baus tragen, auf dem sich die erwähnte Feuerschale befand.

    Die galoppierende Inflation der zwanziger Jahre machte auch vor dem Bismarckturm nicht halt: 1919 kostete der Eintritt für Erwachsene eine Mark. 1923 betrug der Preis dann schon 1000 Mark. Nach der Währungsreform betrug der Preis dann wieder zehn Pfennig.

    Nachdem die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren, nutzten sie den Turm für Feste. 1939 sperrten sie ihn für die Öffentlichkeit, um Vandalismus zu vermeiden. Ab 1942 wurde er umgebaut, um ihn als Flakstellung zum Abschuss von alliierten Flugzeugen einzusetzen. In dieser Zeit wurde auch die Feuerschale entfernt.

    Nur noch einmal Flammen auf dem Bismarckturm

    Seither gab’s nur noch einmal Flammen oben auf dem Bauwerk: Im Jahr 2005, zum 100. Jahrestag der Einweihung dieses Wahrzeichens, wurden erstmals seit mehreren Jahrzehnten wieder Freudenfeuer angezündet. Bei einem großen Fest ließ die Stadt Neusäß den einzigen Bismarckturm Schwabens hochleben. Schlechtes Wetter hätte den Feiernden allerdings den Spaß beinahe noch eingetrübt. So sank kurz vor dem Fest der Bierlaster vor dem Festzelt im nach schweren Regenfällen aufgeweichten Boden ein und konnte sich nicht mehr von selbst befreien. Kurzerhand musste die Feuerwehr zu Hilfe kommen und das Auto wieder flott machen.

    Eine bleibende Erinnerung bleibt an das Fest: Ein neuer, von den Stadtwerken Augsburg gestifteter Trinkwasserbrunnen. Seither können sich die Spaziergänger auf dem Sandberg erfrischen. „Gezapft“ wird das kühle Nass direkt aus dem Wasserhochbehälter, der sich im Sandberg befindet.

    Mittlerweile fungiert der Bismarckturm wieder als Veranstaltungsort, zumindest wenn gerade keine Pandemie ist. Momentan sind dort alle Feiern untersagt. Allerdings kann das Bauwerk besichtigt werden.

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