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Meitingen: Stellenabbau bei SGL Carbon: So steht es um die Verhandlungen

Meitingen

Stellenabbau bei SGL Carbon: So steht es um die Verhandlungen

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    159 Stellen will SGL Carbon in Meitingen bis 2023 streichen. Betriebsrat und Werksleitung verhandeln derzeit über die Bedingungen.
    159 Stellen will SGL Carbon in Meitingen bis 2023 streichen. Betriebsrat und Werksleitung verhandeln derzeit über die Bedingungen. Foto: Marcus Merk

    "Wir sind mitten in den Verhandlungen", erklärt Betriebsratsvorsitzender Markus Stettberger auf Anfrage unserer Redaktion. Insgesamt will die SGL Carbon SE, die tief in die roten Zahlen gerutscht ist, an allen Standorten mehr als 500 Stellen abbauen. Umfangreiche Sachkosteneinsparungen und die Stellenreduzierung sollen dem Unternehmen Einsparungen in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro bis zum Jahr 2023 (gegenüber dem Basisjahr 2019) einbringen.

    Insgesamt will der internationale Hersteller von Produkten aus Kohlenstoff, SGL Carbon, 500 Jobs streichen.
    Insgesamt will der internationale Hersteller von Produkten aus Kohlenstoff, SGL Carbon, 500 Jobs streichen. Foto: Marcus Merk (Archovfoto)

    "Mit 159 Mitarbeitern haben wir am Standort Meitingen von allen den höchsten Anteil bei den Streichungen", so Stettberger weiter. Diese Anzahl sei schockierend. Insgesamt arbeiten im Meitinger Werk 1100 Mitarbeiter. Allerdings sei man nach dem bisherigen Verlauf der Verhandlungen mit der Werksleitung auf einem guten Weg. "Ich bin zuversichtlich, dass wir zeitnah eine Lösung finden, damit die Mitarbeiter wieder Sicherheit bekommen." Es gehe jetzt darum, sozialverträgliche Lösungen zu finden und betriebsbedingte Kündigungen auszuschließen. Ein grundsätzliches Bemühen diesbezüglich habe er bei der Geschäftsleitung bisher erkennen können.

    Zuvor wurde auch in Meitingen das Werk bereits zweimal restrukturiert

    Er betont: "Wir haben ja schon Erfahrungen aus zwei weiteren Restrukturierungsprogrammen in den Jahren 2013 und 2017." Allerdings habe es damals aufgrund von Verträgen einen Kündigungsschutz gegeben. "Den haben wir diesmal nicht und müssen erst darüber verhandeln", erklärt Stettberger.

    Das ist das Unternehmen SGL Carbon

    Das Unternehmen besitzt laut Wikipedia 29 Produktionsstandorte in Europa, Nordamerika und Asien sowie Niederlassungen in mehr als 100 Ländern. In Deutschland ist das Unternehmen – neben der Hauptverwaltung in Wiesbaden – mit fünf Produktionswerken vertreten, die sich in Meitingen, in Bonn, in Wackersdorf, in Limburg sowie in Willich befinden.

    Der Umsatz lag 2019 bei rund 1,.07 Milliarden Euro. Die Zahl der Mitarbeiter wird mit 5127 angegeben. (AZ) Quelle: Wikipedia

    Die aktuelle Corona-Pandemie erschwere die Lagen in mehreren Aspekten: "Wir können keine Betriebsversammlungen abhalten, sondern die Kollegen nur digital informieren." So habe man am Dienstag bei mehreren Terminen alle Mitarbeiter über den geplanten Stellenabbau informiert. Die andere Auswirkung der Pandemie: "Der Arbeitsmarkt ist lange nicht mehr so gut - wer eine Stelle suchen muss, hat es in diesen Tagen schwerer", so der Betriebsratsvorsitzende.

    Am Freitag, 6. November, um 10 Uhr, veranstaltet dazu die IG Metall eine Protestaktion vor der Meitinger Gewerbehalle. Michael Leppek, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Augsburg: „Die SGL ist ein wichtiger Arbeitgeber in der Region, und jeder Arbeitsplatz, der wegfällt, schmerzt die Arbeitnehmer und natürlich die Region." Es dürfe nicht zuerst an den Mitarbeitern gespart werden.

    Bürgermeister sieht in SGL-Stellenabbau einen harten Schlag

    Dem schließt sich Meitingens Bürgermeister Michael Higl an: "Nach dem weitgehenden Aus von Showa Denko im Sommer ist dies der zweite harte Schlag." Die Produktion von Grafikelektroden dort läuft Anfang 2021 aus. Insgesamt 130 Mitarbeiter verlieren dadurch ihren Arbeitsplatz. Der Bürgermeister verweist auf die langjährige gute Entwicklung des Unternehmens in Meitingen: "SGL hatte in den letzten zehn bis 15 Jahren eine gute Erfolgsstory hingelegt und die Produktpalette erweitert sowie das Werk vergrößert."

    Auch gegen die Stilllegung der Elektrodenproduktion von Showa Denko in Meitingen wurde protestiert.
    Auch gegen die Stilllegung der Elektrodenproduktion von Showa Denko in Meitingen wurde protestiert. Foto: Marcus Merk (Archivfoto)

    Michael Higl ist in engem Kontakt mit dem Betriebsrat und der Werksleitung von SGL: "Ich habe den Eindruck, dass man sich auch bei der Werksleitung sehr bewusst ist der Verantwortung, die man hier hat, und dass sozialverträgliche Lösungen gesucht werden." Man versuche noch, mit guten Wegen die angepeilten Zahlen zu erreichen. "Ich hoffe, dass es nicht ganz so viele Härtefälle gibt und dass künftig der Weg für das Unternehmen wieder nach oben geht." Aber im Moment scheine der eingeschlagene Weg der richtige zu sein, vermutet der Bürgermeister.

    Meitingens Bürgermeister Michael Higl: "Wir müssen alles Mögliche tun."

    Higl sieht aber durchaus bedrohliche Anzeichen durch die jüngste Entwicklung: "Wir müssen alles Mögliche tun, was man an Unterstützung geben kann." Hier sei er auch in engem Austausch mit Landrat Martin Sailer. Derzeit sehe man aber keine Möglichkeit.

    Insgesamt arbeiten Higl zufolge bei den in Meitingen angesiedelten Unternehmen derzeit circa 4500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte.

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