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Meitingen: Stahlwerk: Fällt jetzt ein Teil des Lohwaldes?

Meitingen

Stahlwerk: Fällt jetzt ein Teil des Lohwaldes?

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    Die Lech-Stahlwerke in Herbertshofen wollen wachsen. Die Erweiterung soll im Lohwald (im Bild links) erfolgen. Dafür soll gut ein Drittel des Waldes gerodet und bebaut werden. Dort sollen unter anderem Anlagen für die Stahlveredelung und die Wiederverwertung von Reststoffen entstehen.
    Die Lech-Stahlwerke in Herbertshofen wollen wachsen. Die Erweiterung soll im Lohwald (im Bild links) erfolgen. Dafür soll gut ein Drittel des Waldes gerodet und bebaut werden. Dort sollen unter anderem Anlagen für die Stahlveredelung und die Wiederverwertung von Reststoffen entstehen. Foto: Marcus Merk (Archiv)

    Das Geschäft läuft gut und das Stahlwerk will erweitern. Doch dafür braucht es Fläche. Die Verantwortlichen des Unternehmens haben nun den Lohwald ins Auge gefasst, um dort neue Anlagen bauen zu können. Das ist ein geschützter Bannwald, der in Richtung Langweid an das

    Welcher Bereich einmal bebaut werden soll, wurde in der jüngsten Sitzung des Marktgemeinderates Meitingen vorgestellt. Gleichzeitig gab es Erläuterungen von drei Experten, die sich mit Themen wie den Natur- und Artenschutz oder der Lärmproblematik auseinander gesetzt hatten. Auf diese Gutachten hatte die Gemeinde bestanden. Bezahlen muss dafür – wie für das gesamte Verfahren – die Max-Aigner- Gruppe.

    Bürger und Fachbehörden sollen gehört werden

    Ob gebaut wird oder nicht – diese Entscheidung steht derzeit aber noch nicht an. Das Gremium entschied am Mittwoch nur, dass nun die Bürger und die Fachbehörden zum Thema Erweiterung gehört werden sollen. Damit will sich der Gemeinderat die nötigen Infos besorgen, um sich ein Gesamtbild machen zu können. Annemarie Probst von den Grünen wollte diesen Weg nicht mitgehen. Sie entschied sich dagegen. Auch die Bürger sollen umfassend informiert werden. Aus diesem Grund will die Max-Aicher-Gruppe allen Interessieren am Montag, 24. Juni, die Erweiterungspläne vorstellen.

    Der Lohwald ist laut Bürgermeister Michael Higl rund 47 Hektar groß. Vereinfacht gesagt, will das Stahlwerk gut ein Drittel davon roden lassen und dort neue Hallen und Gebäude bauen. Auf einer Fläche von 17,6 Hektar – das entspricht der Größe von 25 Fußballfeldern – sollen Anlagen zur Herstellung oder Einschmelzung von

    Konkurrenz kommt auch aus Asien

    Professor Klaus Krüger von der Aicher-Gruppe geht davon aus, dass durch diese Erweiterung rund 350 neue Arbeitsplätze geschaffen werden können. Er erklärte, dass die Erweiterung nötig sei, um der Konkurrenz aus Asien und Europa Paroli bieten zu können.

    Stiller Protest gegen die Erweiterungspläne des Stahlwerks. Mitglieder der beiden Bürgerinitiativen halten während der Sitzung des Marktgemeinderates Schilder mit dem Schriftzug „Finger weg vom Bannwald!“ hoch.
    Stiller Protest gegen die Erweiterungspläne des Stahlwerks. Mitglieder der beiden Bürgerinitiativen halten während der Sitzung des Marktgemeinderates Schilder mit dem Schriftzug „Finger weg vom Bannwald!“ hoch. Foto: Elli Höchstätter

    Dafür müsse die Möglichkeit geschaffen werden, den Stahl weiter zu verarbeiten und zu veredeln. Außerdem sollen die rund 70 000 Tonnen Reststoffe , die jährlich bei der Produktion von Stahl entstehen, wiederverwertet werden.

    Dass das Thema polarisiert: Die Zuschauerreihen im Sitzungssaal waren komplett gefüllt. Dort saßen Vertreter der beiden Bürgerinitiativen und Mitarbeiter des Stahlwerkes. Während die Erweiterungspläne vorgestellt wurden, hielten die Mitglieder der Bürgerinitiativen kleine Protesttafeln in ihren Händen. Auf diesen war zu lesen: „Finger weg vom Bannwald.“ Aber auch die Mitarbeiter des Stahlwerkes zeigten Flagge. So stand auf einem Laptop, das in die Höhe gehalten wurde: „Gefährdet nicht meinen Arbeitsplatz.“

    Hintergrund: Der Lohwald ist auch ein Bannwald. Ein Solcher muss deshalb laut Gesetz „in seiner Flächensubstanz“ erhalten bleiben. Laut Auskunft des Landratsamtes könnte nur dann eine Rodungserlaubnis erteilt werden, „wenn sichergestellt ist, dass angrenzend an den vorhandenen Bannwald ein Wald neu begründet wird.“ Dieser muss in seiner Größe und Funktion annähernd gleich sein.

    Ein Areal in der Nähe als Ausgleichsfläche

    Das Stahlwerk hat ein Areal in der Nähe als Ausgleichsfläche vorgeschlagen. Es ist 14 Hektar groß und liegt zwischen den dortigen Fischteichen, der B 2 und der Bahnlinie. Als Verbindungsstück in Richtung Bannwald soll ein 3,5 Hektar großer Streifen dienen.

    Komplex ist auch die Lärmproblematik. Wie Bürgermeister Higl auf Anfrage erläuterte, hält das Stahlwerk derzeit die gesetzlich vorgeschrieben Werte in Richtung Zollsiedlung nicht ein. Aus diesem Grund laufe auch das Lärmminderungsprogramm. Folglich dürfe nun bei der Erweiterung „nichts Großes dazukommen“.

    Nach dem dreistündigen Vortrag waren sich die Ratsmitglieder einig, dass sie es mit „einem schwierigen Thema“ zu tun haben. Deshalb wolle man die Einschätzung der Fachbehörden hören. Claudia Riemensperger (CSU) erklärte, dass sie mit der Größe der Ausgleichsflächen „noch überhaupt nicht zufrieden“ sei. Sie wünschte sich, das diese größer ausfallen. Gemeinderat Werner Grimm (SPD) kündigte an, dass man den weiteren Verfahrensweg „kritisch begleiten wolle“.

    Fabian Mehring (Freie Wähler) sagte, dass es dem Gremium bisher aufgestoßen sei, dass Dinge vom Stahlwerk schon gebaut waren, ehe der Rat gefragt worden sei. Das habe sich nun geändert. Er lobte das partnerschaftliche Miteinander zwischen Kommunalpolitik und Unternehmen.

    Christine Fünffinger (SPD) sprach von einem „massiven Eingriff“. Sie appellierte an die Vertreter des Stahlwerks, das Verfahren doch so transparent wie möglich zu halten. Nur so könnte Glaubwürdigkeit hergestellt werden.

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