Sie benötigen einen Nase-Mundschutz ganz dringend, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Altenheims Schlössle in Stadtbergen. Auf den üblichen Wegen sei das aber inzwischen praktisch aussichtslos, sagt die Leiterin der Hauswirtschaftsabteilung des Heims, Nesli Wallesch. „Da kann ich die Lieferanten anbetteln, wie ich will.“ Noch sei in dem Heim niemand an dem neuartigen Coronavirus erkrankt, auch Verdachtsfälle gebe es keine. (Lesen Sie auch: Jena will in der Corona-Krise eine Schutzmaskenpflicht einführen)
Doch das müsse ja nicht so bleiben. In dem Heim soll so viel wie möglich getan werden, damit das auch so bleibt. „Aber dazu brauchen unsere Mitarbeiter Schutzmasken.“ Ihre Idee: Wer Zeit hat und mithelfen will, könne für die Mitarbeiter im Heim Schutzmasken zuhause nähen und dort abgeben.
Einfach Nähanleitung für Nase-Mundmasken wegen Corona
Dazu hat Nesli Wallesch auch eine recht einfache Nähanleitung herausgesucht, die im Internet kostenlos abgerufen werden kann. Sie sind im Idealfall aus Baumwolle gefertigt, die beim Waschen nicht einläuft. Innen haben sie einen Eingriff für den Filter zum Wechseln. „Im Idealfall ist dieser Filter aus einem speziellen Vlies. Ist der nicht verfügbar, kann man aber auch Papiertaschentücher einlegen.“
Diese Masken schützen vor allem die Mitmenschen. Tröpfchen, wie sie beim Sprechen, Niesen oder Husten in der Luft verteilt werden, werden nicht in großem Maße in die Luft entlassen. So könnten die Heimbewohner geschützt werden, falls ein Mitarbeiter doch krank ist, ohne es zu wissen. Gleichzeitig bieten sie auch einen Basisschutz für die Mitarbeiter, wenn sie mit erkrankten Bewohnern im Nahbereich umgehen.
Pro Tag benötigt das Altenheim etwa 50 Masken
Pro Tag rechnet Nesli Wallesch mit einem Bedarf von rund 50 Masken. Schließlich müssten die nach einer gewissen Tragedauer gereinigt und desinfiziert werden. Das sei in dem Heim kein Problem. Mit der Industriewaschmaschine könnten die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts dazu eingehalten werden.
Schon einen Schritt weiter in der Versorgung mit Nase-Mundschutzmasken ist man im Lechtal. Es waren gleich mehrere Umstände, die dazu geführt haben, dass Petra Arzel Petovska und ihre Mutter Dagmar Petovska aus Westendorf nun dafür sorgen, dass die Menschen im Lechtal mit selbstgeschneidertem Mundschutz versorgt werden. Der Meitinger Kinderarzt Dr. Marco Ramella Pezza stattet seine Patienten mit dem selbst gemachten Mundschutz bereits aus und Elfriede Reißer, die Leiterin der katholischen Kindertagesstätte St. Georg Westendorf, liebäugelt mit Mundschutz für Kinder – „um Ängste abzubauen“, wie sie erklärt. Doch wie kam es eigentlich dazu, dass es nun selbst gemachten Mundschutz aus Westendorf gibt?
Die Krankenschwester bringt Wissen aus ihrer Heimat mit
Petra Arzel Petovska lebt seit 2008 in Deutschland und ist gelernte Krankenschwester. Ihr Berufszertifikat aus ihrer früheren Heimat, der Slowakei, wird in Deutschland allerdings nicht anerkannt. Seit November arbeitet sie als Kindertagesstättenhelferin in der katholischen Kindertagesstätte St. Georg Westendorf. Aus ihrer aktiven Zeit im Krankenhaus weiß sie, wie wichtig es ist, sich selbst und andere vor einer Infektion zu schützen. Diese Umstände haben Petra Arzel Petovska und ihre Mutter Dagmar nun zur Nähmaschine gebracht. Gemeinsam können sie täglich 30 bis 40 Mundschutzmasken anfertigen, die vielerorts Mangelware sind.
Unter anderem verteilt Kinderarzt Dr. Marco Ramella Pezza in seiner Meitinger Kinderarztpraxis die Masken. Wer sich mit einem Infekt anmeldet, bekommt den selbst genähten Mundschutz aus Westendorf ausgehändigt. Kindergartenleiterin Elfriede Reißer schwebt vor, den Mundschutz in den pädagogischen Alltag mit einzubauen und mithilfe von Kindermasken zu erklären: „Es kann Menschen helfen, wenn wir Masken tragen.“
Nase-Mundmasken könnten bei Kindern Ängste abbauen
Statt Ängste vor dem ungewöhnlichen Anblick zu schüren, mit dem Kinder künftig nicht nur beim Arzt, sondern auch auf der Straße konfrontiert werden könnten, will die Kindergartenleiterin Ängste abbauen. So will sie die Kinder auf das vorbereiten, was wohl noch lange nach der Ausgangsbeschränkung bleiben wird – nämlich die Notwendigkeit, sich selbst und andere vor einer Ansteckung mit dem Virus zu schützen. In Österreich wird es wohl schon ab dem heutigen Mittwoch Pflicht sein, beim Besuch eines Supermarkts einen Nase-Mundschutz zu tragen.
- Nesli Wallesch hat diesen Link für die Anleitung der Masken herausgesucht: www.burdastyle.de/mundschutz_tutorial. Kontakt zum Pflegeheim unter Telefon 0821/24392-6300 oder per E-Mail an wallesch.n@diakonie-augsburg.de.
- In Westendorf werden Näher und Material gesucht. er mit. Dazu gehören Stoff, Bänder und Gummis. Die Spenden können vor der Kindertagesstätte deponiert werden. Eine Anleitung gibt es unter Telefon oder per WhatsApp unter 0176/78383658. Hier kann sich auch melden, wer solche Masken braucht.
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