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Stadtbergen: Waschbär spaziert durch Stadtbergen: Könnte das Tier gefährlich sein?

Stadtbergen

Waschbär spaziert durch Stadtbergen: Könnte das Tier gefährlich sein?

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    Ungewöhnlich tierischen Besuch bekamen Helmut und Maria Petrauschke in ihrem Garten in Stadtbergen. Ein Waschbär lief Maria Petrauschke direkt vor die Kamera.
    Ungewöhnlich tierischen Besuch bekamen Helmut und Maria Petrauschke in ihrem Garten in Stadtbergen. Ein Waschbär lief Maria Petrauschke direkt vor die Kamera. Foto: Maria Petrauschke

    Sie sind niedlich, flauschig und clever – und können großen Schaden anrichten. Ende Juni verursachten zwei von ihnen einen Unfall auf der B300 zwischen Gessertshausen und Ustersbach. Vergangenen Samstag gab es schon wieder einen Zwischenfall mit einem Waschbären. Von den Tieren gibt es in unserer Region mehr, als man annehmen würde. In anderen Gegenden Deutschlands gelten sie schon als Plage.

    Helmut und Maria Petrauschke sahen das Tier in ihrem Garten im Ebereschenweg in Stadtbergen zu der für Waschbären ungewöhnlichen Mittagszeit. Eigentlich sind die Tiere dämmerungs- und nachtaktiv. Das Paar und ihr Sohn hätten den Waschbären mit gezückten Handys beobachtet. Doch der habe sich davon gar nicht stören lassen. „Der Waschbär ist vielleicht einen Meter vor der Terrassentür an uns vorbeigelaufen“, schildert Helmut Petrauschke. „Dann hat er sich in eine Nische gesetzt und da einen Haufen gemacht.“

    Danach sei das dreiste Tier in aller Ruhe erneut quer durch den Garten gelaufen und im Gebüsch verschwunden. Familie Petrauschke habe den ungebetenen Gast wohl zum ersten Mal gesehen, ihren Nachbarn der Doppelhaushälfte sei er aber schon bekannt. Sie hätten einen Teich, aus dem der Waschbär häufiger versuche, Fische zu fangen. Petrauschke erinnert sich auch an einen Grillabend vergangenen Mittwoch, an dem trotz mehrerer Gäste und lauter Stimmen bestimmt eine Stunde lang vermutlich der Waschbär wieder bei den Nachbarn unterwegs gewesen sei.

    Stadtbergen: Könnte der Waschbär gefährlich sein?

    „Das ist schon ein komisches Gefühl“, meint Petrauschke. „Ein Waschbär ist immerhin doch ein Wildtier.“ Zwar habe das Tier bisher keinen bekannten Schaden angerichtet, trotzdem sei die Familie besorgt. Sie würden überlegen, ob der Waschbär vielleicht Tollwut habe, da er keinerlei Scheu gezeigt habe. Außerdem lasse der Familienvater ungern über Nacht das Fenster offen, da Waschbären bekannt für ihre Kletterkünste seien. Auch die Nachbarn wolle er davor warnen, abends die Terrassentür offen zu lassen und auf kleine Kinder achtzugeben.

    Aber sind die Tiere eigentlich gefährlich? Nein, meint Markus Domanegg, Kurator im Zoo Augsburg. Wie bei allen anderen Wildtieren gelte auch für den Waschbären: am besten in Ruhe lassen. Wer sich an dem Tier störe, könne es wie einen Fuchs oder Marder vertreiben. Nur in die Ecke drängen sollte man es nicht, da es sich dann durchaus wehren könnte. „Es sind kleine Bären, die bis zu zehn oder zwölf Kilogramm wiegen können“, warnt der Kurator. „Da Waschbären Allesfresser sind, kommen sie gerne mal in menschliche Nähe“, erklärt Domanegg. M

    an solle sie nicht anfassen und vor allem nicht füttern. „Sonst kommen die immer wieder und bringen ihre Familie mit“, sagt der Kurator. Zu Petrauschkes Sorgen sagt er: „Kindern sollte man – wie bei allen Wildtieren – beibringen, Abstand zu halten.“ Tatsächlich seien die Tiere sehr neugierig. Wenn ein Waschbär in der Stadt wohne und an Menschen gewöhnt sei, könne es durchaus vorkommen, dass er ins Wohnzimmer laufe. „Sie sind hervorragende Kletterer“, sagt Domanegg. „Eine Regenrinne reicht vollkommen aus.“ Also würde der Waschbär tatsächlich nachts durchs Schlafzimmerfenster kommen.

    So bleibt der Waschbär fern

    Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) empfiehlt die folgenden Maßnahmen, um den Waschbären nicht als Dauergast im Garten zu haben.

    Schneiden Sie Bäume und Sträucher, die an oder über das Dach reichen, großzügig zurück.

    Bringen Sie glatte Blechmanschetten (je einen Meter hoch und breit) über den Fallrohren der Regenrinne an.

    Lassen Sie ein starkes Metallgitter auf dem Schornstein anbringen.

    Verschließen Sie mögliche Einstiege konsequent und mit soliden Baumaterialien. Verschließen Sie nachts die Katzenklappe.

    Bewahren Sie Mülltonnen und Abfälle unzugänglich auf oder sichern Sie Behältnisse mit starken Spanngummis.

    Stellen Sie die Mülltonnen nach Möglichkeit mindestens einen halben Meter von Zäunen, Mauern und Zweigen entfernt auf.

    Gelbe Säcke sollten erst am Tag der Abholung morgens vor die Tür gestellt oder in verschließbaren Boxen aufbewahrt werden.

    Werfen Sie Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Brot und Obst nicht auf den Kompost, Garten- und Gemüsereste sind hingegen unproblematisch.

    Hinterlassen Sie keine Nahrungsreste in öffentlichen Papierkörben.

    Futter für Haustiere nicht über Nacht im Garten oder auf der Terrasse belassen. (Quelle: NABU)

    Tollwut ist in Deutschland unwahrscheinlich

    Eine Erkrankung mit Tollwut sei theoretisch möglich, in Deutschland aber sehr selten. Davor brauche man sich nicht zu fürchten. Allerdings sollte man Haustiere ausreichend schützen. Kaninchen oder Hühner sehe der Waschbär als Beute.

    In Petrauschkes Fall meint der Kurator, dass der Waschbär die Familie möglicherweise gar nicht wahrgenommen habe, weil er sie nicht gehört oder gerochen habe.

    Nächsten Donnerstag, 16. Juli, trifft sich der Stadtberger Sicherheitsausschuss und wird auch über das Thema Waschbären sprechen. Allerdings geht es dabei vor allem um eine Information, so Ordnungsamtschef Markus Voh. „Wir haben kein Recht, etwas zu unternehmen.“ Die Entscheidung, den Waschbären loswerden zu wollen, läge bei den Anwohnern. Allerdings bittet Voh darum, die Vermehrung der Tiere einzudämmen, indem beispielsweise ein Jäger gerufen wird oder das Katzenfutter nicht mehr draußen steht. Dass die Tiere zur Plage werden, wie es in Hessen und Berlin bereits der Fall sei, wolle er vermeiden. (mit inst)

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