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Stadtbergen: Warum Stadtbergen Luftfilter in Schulen abschaltet und auf große Lösungen setzt

Stadtbergen

Warum Stadtbergen Luftfilter in Schulen abschaltet und auf große Lösungen setzt

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    Luftfilter stehen unter anderem bereits in der Parkschule Stadtbergen. Da dennoch regelmäßig gelüftet werden muss, sollen nun raumlufttechnische Anlagen (RLT) beschafft werden.
    Luftfilter stehen unter anderem bereits in der Parkschule Stadtbergen. Da dennoch regelmäßig gelüftet werden muss, sollen nun raumlufttechnische Anlagen (RLT) beschafft werden. Foto: Marcus Merk

    Das Thema Luftfilter in Schulen hat in Stadtbergen erneut für frischen Wind gesorgt. Bereits im Frühjahr hatte der Stadtrat beschlossen, Reinigungsgeräte anzuschaffen. Seit den Osterferien stehen beispielsweise in der Parkschule sechs Filter in der Mensa und in Werkräumen, die nicht belüftet werden können. Der Nachteil: "Bei diesen Geräten wird das CO2 nicht ausgetauscht", sagte Rektor Jürgen Brendel (SPD). In einer nicht öffentlichen Sitzung diskutierten die Stadträte daher vor der jüngsten Sitzung im Rathaus über eine sinnvollere Alternative und fassten einen einstimmigen Beschluss.

    Stadtbergen hatte sich bereits im März als eine der ersten Kommunen im Landkreis dazu entschlossen, mobile Luftreinigungsgeräte anzuschaffen. Um sich eine maximale Förderung der bis zu 4000 Euro teuren Geräte zu sichern, plädierte Stadtbaumeister Rainer Biedermann zuvor für das "Windhundprinzip" und konnte auch recht schnell Vollzug vermelden. Doch schon damals blieb Jürgen Brendel trotz aller Euphorie skeptisch. "Sobald Corona vorbei ist, stehen die Dinger nur noch rum", sagte der Rektor, der einer Anschaffung dennoch zustimmte. Nun scheinen sich seine Zweifel zu bestätigen.

    Anschaffung wird mit maximal 80 Prozent gefördert

    Corona ist zwar mit Blick vor allem auf die grassierende Delta-Variante noch lange nicht vorbei, die Luftfilter aber sind schon jetzt nicht zeitgemäß. "Wir als SPD haben daher beantragt, über das Bafa-Programm raumlufttechnische Anlagen zu kaufen", sagte Brendel. Bei diesen etwa 15.000 Euro teuren RLT-Anlagen handelt es sich um Geräte zum Lüften und Klimatisieren, die für einen Austausch der Innen- und Außenluft sorgen und vor allem den CO2-Gehalt reduzieren. Die Anschaffung wird von der Bafa (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) mit maximal 80 Prozent gefördert. "Unser Vorschlag war daher, alle zwölf Klassenzimmer in Leitershofen und alle 23 der Parkschule damit auszustatten", so Brendel.

    Luftfilter an den Schulen im Augsburger Land

    Dinkelscherben stattet 14 von 27 Unterrichtsräumen mit Lüftungsanlagen aus. Funktionsräume bekommen keine Filteranlagen.

    Gersthofen lässt den Kauf von 70 Luftfiltern oder Belüftungsgeräten prüfen und stellt dafür 550.000 Euro im Haushalt bereit.

    Langweid kauft für 65.000 Euro Luftfilter, die bis zum Herbst in den Schulen aufgestellt werden sollen.

    Altenmünster schafft keine Anlagen an. In Zeiten extremer Corona-Inzidenzen werden die Klassen geteilt und in Vereinsheime oder das Gemeinschaftshaus in Hennhofen ausgelagert. Der Unterricht wird für die eine Klassenhälfte per Videostream übertragen.

    Nordendorf veranschlagt für den Einbau von dezentralen stationären Luftfiltern in sechs Klassenräumen 96.000 Euro. Es wird mit einer Förderung von 80 Prozent gerechnet, wenn der Einbau im zeitlichen Rahmen realisierbar ist.

    Meitingen stattet 52 bis 60 Räume in Schulen und Kitas mit Luftreinigungsgeräten für 90.000 bis 210.000 Euro aus.

    Diedorf prüft verschiedene Lösungen wie Geräte mit Filtern oder mit UV-Licht und Ventilatoren mit gekippten Fenstern, die in Schulen in Mainz erprobt werden.

    Königsbrunn prüft eine Pendelleuchte, die eine LED-Beleuchtung mit einem geschlossenen Element kombiniert, in dem durch UV-C-Strahlung Bakterien und Viren deaktiviert werden sollen.

    Stadtbergen hat schon im Frühjahr Luftreinigungsgeräte gekauft, die in Werk- und Kunsträumen installiert wurden. Nun wurde beschlossen, alle Klassenzimmer mit RLT-Anlagen auszustatten. (AZ)

    Abzüglich der Förderung würden für die Stadt Kosten in Höhe von etwa 3000 Euro pro RLT-Anlage anfallen. Auf etwas mehr als 100.000 Euro würde sich somit der Eigenanteil der mehr als einer halben Million Euro teuren Investition für Stadtbergen belaufen. Kosten, die der Stadtrat jedoch einstimmig bereit ist zu stemmen.

    Raumklima wird deutlich verbessert

    "Der Riesenvorteil ist, dass diese RLT-Anlagen das Raumklima deutlich verbessern", erklärte Brendel. Dem konnte Fabian Münch von den Grünen nur zustimmen. "Schüler schlafen bei einem zu hohen CO2-Wert im Unterricht ein", warnte er - selbst Lehrer. Unabdingbar sei daher ein regelmäßiges Lüften, was laut Brendel allerdings im vergangenen Winter dazu geführt hat, dass die Raumtemperatur auf teilweise bis zu 14 Grad gesunken sei. "Mit den neuen Anlagen wären wir in der Lage, die Temperatur konstant zu halten und durch die Umwälzung des gesamten Luftvolumens permanent frische Luft im Klassenzimmer zu haben" Und dies sei nicht der einzige Vorteil.

    "Die Kosten für den laufenden Betrieb sind zudem wesentlich günstiger als bei den jetzigen Filtern", sagte Brendel. Aufgrund des erforderlichen Austausches der Hepa-Filter und des Stromverbrauchs würden jährlich pro Gerät zwischen 500 und 700 Euro anfallen. Einstimmig stimmte der Stadtrat daher dem Vorschlag der SPD zu, schnellstmöglich alle Klassenzimmer in Leitershofen und Stadtbergen mit RLT-Anlagen auszustatten. Fabian Münch appellierte zudem eindringlich, dass sich "alle Personen im Umfeld einer Schule impfen lassen".

    Luftreinigungsgeräte sind auch Thema im Stadtrat Neusäß

    Zeitgleich zu Stadtbergen hat auch der Stadtrat in Neusäß über das Thema Anschaffung von Luftreinigungsgeräten gesprochen. Und dort galt die Nachbarstadt erst mal als abschreckendes Beispiel wegen der nun nutzlosen Geräte. Auch dort hatte SPD-Stadtrat und Grundschullehrer Ralph Glass den Kauf der RLT-Anlagen vorgeschlagen. Die hätten zwar den Vorteil des ständigen Luftaustauschs, aber eben weniger als die jetzt geforderte Norm, erläuterte Stadtbaumeister Dietmar Krenz die Technik, die gerade in der OGTS der Eichenwaldschule eingeplant wird. Die Anlagen kamen somit gar nicht zur Abstimmung.

    Und auch einen Auftrag für eine Ausschreibung zur Ausstattung der 114 Klassen- und Fachräume an Schulen sowie der Betreuungszimmer in den Kitas und Schulkindbetreuungen hat die Stadt Neusäß nun noch nicht gestartet. Nach ausführlicher Diskussion einigte sich das Gremium bei zwei Gegenstimmen darauf, zunächst von einem Fachbüro eine mögliche Ausschreibung über die Sommerwochen zusammenstellen zu lassen. Stellvertretender Amtsleiter Martin Barth hatte sich ausführlich in die technische Materie der Luftreinigungsgeräte eingearbeitet. Er weiß: Allein eine Firma zu finden, die eine förderfähige Ausschreibung zusammenstellen kann, wird Wochen dauern.

    Entscheidung fällt bei der Sitzung Ende September

    Was zudem klar wurde: Eigentlich ist es schon zu spät, um die Klassen- und Betreuungsräume für diesen Winter mit Luftreinigungsgeräten auszustatten. Martin Barth rechnet damit, dass bei einer regelgerechten Ausschreibung erst etwa im März 2022 die Geräte geliefert werden könnten. Auf seiner nächsten Sitzung Ende September will der Stadtrat entscheiden, ob die Ausschreibung gestartet wird. Ein Kriterium soll dabei sein, ob bis dahin sicher ist, ob die Geräte ein Garant für offene Schulen sind, so Bürgermeister Richard Greiner. "Ich bedauere, wie emotional diese Diskussion inzwischen geführt wird."

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