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Stadtbergen: Vor drei Jahren sprach sie kein Wort Deutsch: Heute ist sie eine Einser-Schülerin

Stadtbergen

Vor drei Jahren sprach sie kein Wort Deutsch: Heute ist sie eine Einser-Schülerin

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    Heba Al Mattar aus Stadtbergen gehört mit einem Notendurchschnitt von 1,6 zu den besten QA-Schülern im Raum Augsburg.
    Heba Al Mattar aus Stadtbergen gehört mit einem Notendurchschnitt von 1,6 zu den besten QA-Schülern im Raum Augsburg. Foto: Foto: Ingrid Strohmayr

    Heba strahlt mit der Sonne um die Wette. Sie kann es immer noch nicht fassen, dass sie als Jahrgangsbeste mit der Traumnote 1,6 jetzt zu den besten Augsburger Mittelschulabgängern zählt. „In Mathe eine 2, in Deutsch als Zweitsprache auch eine 2, Physik, Biologie und Chemie sogar eine 1, in Arbeit-Wirtschaft-Technik eine 2 und in Kunst eine 1“, sagt die 15-jährige Stadtberger Mittelschülerin stolz und glücklich. Damit hat

    Dass dieses großartige Zeugnis mehr als eine herausragende Leistung ist, weiß auch Rektor Jürgen Brendel von der Parkschule Stadtbergen: „Heba kam ja erst vor drei Jahren ohne eine Wort Deutsch zu können in die 6. Klasse.“

    Bereits in ihrer Heimat Syrien träumte die eifrige Schülerin davon, später einmal studieren zu können. „Das war schon damals mein Plan, um bessere Chancen im Leben zu haben“, erzählt sie ernst. Doch mit der abenteuerlichen Flucht aus der Stadt Rakka, die in der Nähe der türkischen und irakischen Grenze liegt, musste das junge Mädchen vorübergehend diesen Traum abschreiben. Ihr Vater Ali flüchtete bereits 2014 nach Deutschland. Seine Anträge, die Familie nachzuholen, blieben ohne Erfolg.

    So hatte Hebas Mutter Menia nur die Möglichkeit, mit ihren fünf eigenen Kindern Heba, Mohammed, Siba, Ahmed und Lujin und weiteren fünf Neffen und Nichten über die Türkei zu fliehen. Drei Versuche scheiterten. „Mit dem Boot ging es nach Griechenland. Wir mussten laufen, laufen, laufen … kamen nach Mazedonien, Kroatien, Slowenien, nach Österreich und schließlich nach Leipzig“, schildert Heba die Flucht.

    Ihr ehrgeiziger Plan stand schnell fest

    Papa Ali, ein Lehrer, war mittlerweile in Maingründel. Im Januar 2016 fand die Familie schließlich wieder komplett zusammen und konnte sich in der Flüchtlingsunterkunft in Stadtbergen wieder in die Arme schließen. „Ich spreche nur Arabisch, kann kein Deutsch, kein Englisch, keiner versteht mich, ich muss so schnell wie möglich beide Sprachen lernen“, stand Hebas ehrgeiziger Plan sofort fest. In der Unterkunft freundete sie sich gleich mit Rokia aus Afghanistan an, die mit ihr die gleiche Klasse besuchte. „Meine bis heute allerbeste Freundin“, betont Heba. Dank des Engagements der ehrenamtlichen Helfer der Flüchtlingshilfe Stadtbergen, der Lernwerkstatt, der Sprachpaten und weiterer Bürger verbesserten sich Hebas Sprachkenntnisse Woche für Woche. In der Schule erhielt sie zusätzlichen Deutschunterricht.

    „Ich hatte Angst vor der hohen Erwartung, als ich in die 7. Klasse kam, große Sorge, dass ich das nicht schaffe“, erinnert sich Heba. „Doch ich hatte mit Christoph Hlavacek den besten Lehrer, den es gibt. Er hat mich immer wieder motiviert, denn schließlich möchte ich später Medizin studieren, mein Traumberuf ist Ärztin!“ Als Heba dann die erste Eins in Mathe im Prozentrechnen schrieb, wusste sie: „Ich kann das.“ Dass einige Mitschüler sie nach weiteren Einsern fast als „Streberin“ einstuften, störte sie nicht. „Sie waren immer sehr nett, aber vielleicht auf meine Noten a bissle neidisch“, sagt sie auf Schwäbisch.

    Syrien ist jetzt ihr „Zweitland“

    Heba malt gerne, liebt Musikvideos und Laufen. Syrien vermisst sie nicht: „Ich gehöre zu Deutschland, Syrien ist jetzt mein Zweitland, indem so viel Ungerechtigkeit herrscht, was ich allerdings nicht ändern kann. Ich habe hungernde Menschen gesehen. Die mit Geld konnten leben, die Armen blieben auf der Strecke. Meinen Kindern später möchte ich einmal eine gute Zukunft ermöglichen“, meint sie nachdenklich.

    Nach den Sommerferien steht die nächste schulische Hürde bevor: Heba besucht dann die nächsten beiden Jahre die M-Klasse in Diedorf. Was macht die Schülerin in den Sommerferien? „Erst mal Englisch lernen!“

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