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Stadtbergen: Neue Wohnungen sorgen für Ärger in Stadtbergen

Stadtbergen

Neue Wohnungen sorgen für Ärger in Stadtbergen

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    Dieses Haus in der Maria-Hilf-Straße will eine Familie abreißen und durch einen Neubau ersetzen. Im neuen Haus wäre zusätzliche Wohnraum geschaffen – dennoch stößt das Vorhaben auf großen Widerstand.
    Dieses Haus in der Maria-Hilf-Straße will eine Familie abreißen und durch einen Neubau ersetzen. Im neuen Haus wäre zusätzliche Wohnraum geschaffen – dennoch stößt das Vorhaben auf großen Widerstand. Foto: Marcus Merk

    Eine Exkursion in die Tiefen eines Bebauungsplans gab es bei der jüngsten Sitzung des Stadtberger Stadtrats im Bürgersaal. Anlass war der Antrag eines Paars, das vor Kurzem gekaufte Haus in der Maria-Hilf-Straße abzureißen und an gleicher Stelle ein neues Objekt in etwa gleicher Grüße zu bauen. Einziger Unterschied: Im neuen Haus sollen künftig fünf Wohneinheiten untergebracht werden, zurzeit gibt es in der Hausnummer 29 nur einen Mieter. Doch die Pläne stoßen auf massiven Widerstand im Stadtrat.

    Das Wohnviertel an der Maria-Hilf-Straße/Am Wiesel und der B17 ist geprägt von unterschiedlich großen Grundstücken mit Einfamilienhäusern. Einige Häuser stammen aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, andere wiederum sind zu Beginn des 20. Jahrhunderts gebaut worden. Einen gültigen Bebauungsplan für das Areal gibt es allerdings nicht. Ein normales Genehmigungsverfahren würde somit für den Antrag des Bauherren reichen. Doch die Stadt scheut sich, den Antrag für einen Neubau, ohne strenge Richtlinien, zu genehmigen.

    Es geht um die Fassade des Neubaus in Stadtbergen

    Stein des Anstoßes war bei der Sitzung vor allem die Fassadengestaltung des Neubaus. Denn: Eine der vorgestellten Alternativen der Bauherren beinhaltete eine Metallfassade, um dem Feinstaub an der Hauswand keine Haftmöglichkeiten zu bieten. Bei der angeregten Diskussion um die Vor- und Nachteile dieser Gestaltungsform gerieten die Ergebnisse der Präsentation des Architekturbüros 3+Architekten Glogger.Müller.Blasi allerdings immer mehr in den Hintergrund.

    Stadtplaner Thomas Glogger hatte dem Gremium zuvor ausführlich dargestellt, dass alle relevanten Zahlen, wie unter anderem Grundflächen- und Geschoßzahl, „im Rahmen liegen“. Das geplante Vorhaben würde umgerechnet etwa eine Wohneinheit auf 200 Quadratmetern beherbergen.

    Würde die Stadt jetzt einen Bebauungsplan für das Viertel aufstellen lassen, würde dies nicht nur viel Geld kosten, sondern auch viel Zeit. Zur Sprache kam eine Dauer von mindestens zwölf Monaten bis hin zu drei Jahren. Der weitere Nachteil eines Bebauungsplans sei, dass „sich die Stadt dann mit der B17 auseinanderzusetzen hat“, so Glogger. Punkte, wie Abstandsflächen, Immissionen, Lärm etc. müssten genau geregelt werden. Und kleiner würde der Neubau dadurch auch nicht, da die Zahlen ja im Rahmen liegen.

    Geht es um Eigenbedarf?

    Zahlreiche Bedenken hatten dennoch vor allem die Grünen. Martina Bauer und Anna Paul hatten im Bauausschuss zahlreiche Punkte zusammengetragen: Bäume müssten gefällt werden, die Zufahrt zum Haus sei zu eng, es sei nicht klar, ob hinter dem Bau ein Investor stecke oder das Haus für den Eigenbedarf geplant ist, die Metallfassade sei zu massiv und vieles mehr.

    Bauherrin Kirsten Meisinger verstand am Tag danach die Welt nicht mehr. „Wir haben unser Projekt von Anfang so kommuniziert, dass uns Nachhaltigkeit sehr wichtig ist“, sagte sie. Eine Metallfassade sei lediglich eines von vielen Beispielen gewesen. Vorstellbar sei aber auch beispielsweise eine Holzfassade. Sie habe das Haus zusammen mit ihrem Lebenspartner gekauft, um dort mit ihrem sechsjährigen Sohn zu leben. „Jeder redet davon, wie wichtig Nachverdichtung ist und wie wertvoll Wohnraum ist. Und wenn wir zusätzliche Wohneinheiten schaffen wollen, bekommen wir plötzlich Probleme“, sagt sie.

    Die Sanierung des Hauses ist nicht mehr möglich

    Eine Sanierung des mehr als 100 Jahre alten Hauses sei aufgrund des schlechten Zustands nicht machbar. Allein die Heizung sei seit 30 Jahren nicht gewartet worden und falle auseinander. Die einzig praktikable Lösung sei der Abriss und Neubau des Hauses – in gleicher Größe, nur mit mehr Wohneinheiten. „Die Verzögerungstaktik der Stadt kann ich nicht verstehen“, kritisiert Meisinger.

    Zunächst aber steht eine erneute Gesprächsrunde zwischen Bauherren und der Stadt beziehungsweise dem Bauausschuss an. „Wir werden jetzt noch einmal mit der Familie reden und schauen, wohin die Reise geht“, sagte Bürgermeister Paul Metz abschließend.

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