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Stadtbergen/München: Letzte Chance für Landwirtschaftsschule Stadtbergen

Stadtbergen/München

Letzte Chance für Landwirtschaftsschule Stadtbergen

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    Rund 70 Menschen kamen zur Demonstration für den Erhalt der Landwirtschaftsschule in Stadtbergen. Sie wurde vom Bund Naturschutz und von ehemaligen Stadtberger Stadträten organisiert.  Jetzt befasst sich der Landtag mit dem Thema.
    Rund 70 Menschen kamen zur Demonstration für den Erhalt der Landwirtschaftsschule in Stadtbergen. Sie wurde vom Bund Naturschutz und von ehemaligen Stadtberger Stadträten organisiert. Jetzt befasst sich der Landtag mit dem Thema. Foto: Andreas Lode

    Die Landwirtschaftsschule in Stadtbergen steht vor dem Aus. Letzte Hoffnung ist der bayerische Landtag. In seiner Petition, die am Mittwoch im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten behandelt wird, setzt sich der frühere Bürgermeister Ludwig Fink noch einmal für deren Erhalt ein. Doch welche Chancen hat er?

    Landwirtschaftsschule Stadtbergen: 41 erfolgreiche Prüflinge 2019

    Anfang Juli legte Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) Pläne vor, die das Kabinett in München gebilligt hat. Demnach werden in Schwaben zwei von fünf Landwirtschaftsschulen geschlossen. Begründet wird dieser Schritt mit rückläufigen Schülerzahlen.

    Das Amt für Ernährung, Land- und Forstwirtschaft Augsburg (wie es hochoffiziell heißt) mit Sitz in Stadtbergen soll ansonsten nicht betroffen sein. Die Behörde mit 110 Mitarbeitern bleibt in Stadtbergen, die Außenstellen in Schwabmünchen und Friedberg bleiben erhalten. Das gilt auch für die Hauswirtschaftsschulen in beiden Städten, die an das Amt angegliedert sind.

    Die Landwirtschaftsschule in Stadtbergen soll geschlossen werden. Dagegen regt sich Protest.
    Die Landwirtschaftsschule in Stadtbergen soll geschlossen werden. Dagegen regt sich Protest. Foto: Marcus Merk

    Die seit 1868 bestehende Landwirtschaftsschule Augsburg ist eine der traditionsreichsten in Bayern und an das Landwirtschaftsamt in Stadtbergen angeschlossen. Dieses ist zuständig für knapp 3000 land- und forstwirtschaftliche Betriebe im Wittelsbacher Land sowie in Stadt und Kreis Augsburg. An der Landwirtschaftsschule legten 2019 41 Prüflinge die Prüfung erfolgreich ab. 21 Prüfungsteilnehmer kamen aus Stadt und Landkreis Augsburg, zehn aus Aichach-Friedberg und zehn aus anderen Landkreisen. Besucht wird die Schule von 15 bis 25 Schülern pro Jahrgang.

    Landwirtschaftsschule Stadtbergen: Im März 2022 soll Schluss sein

    Im Herbst fing der voraussichtlich letzte Jahrgang an der Landwirtschaftsschule in Stadtbergen an. Rund 20 Schüler sollen im März 2022 ihren Abschluss machen. Danach ist - Stand jetzt - Schluss.

    Die Einrichtung leidet unter dem stetigen Rückgang an Bauernhöfen. In der Region Augsburg sind es noch knapp 3000 land- und forstwirtschaftliche Betriebe. Zudem sind den Landwirtschaftsschulen Konkurrenten erwachsen, sagt Hörl. So gibt es in Landsberg eine Schule für Techniker für Landbau, in Neusäß lockt die FOS/BOS Agrarwirtschaft mit der Möglichkeit zu höherem Schulabschluss und Studium. In Schwaben soll es deshalb künftig statt fünf nur drei Landwirtschaftsschulen geben: Wertingen, Kaufbeuren und Kempten. Gerade in Wertingen hofft man deshalb künftig auf Schüler aus dem Augsburger Land.

    Der frühere Stadtberger Bürgermeister Ludwig Fink und seine Mitstreiter setzen dagegen auf eine neue Ausrichtung für die Schule. Sie schlagen zur Rettung der Landwirtschaftsschule einen Schwerpunkt für ökologische Landwirtschaft vor. Umstellungswillige Bauern sollten dort geschult werden.. Die Schule sei verkehrsgünstig und zentral gelegen. Sie sei im Hinblick auf kommende Herausforderungen in der Landwirtschaft unbedingt erhaltenswert. Für die Stadterhebung habe die Landwirtschaftsschule eine nicht unbedeutende Rolle gespielt, heißt es in der Petition. Stadtbergen habe sonst keine überörtliche Bildungseinrichtung. Die Zahl der Neueinschreibungen liege deutlich höher als beim Auflösungsbeschluss angegeben. Nach Informationen Finks und Brunners haben sich in Stadtbergen deutlich über 20 Schüler eingeschrieben.

    Eine Demonstration, an der sich im Sommer auch der Bauernverband beteiligt hatte, brachte bislang ein zählbares Ergebnis und auch die aus Stadtbergen kommende Sozialministerin Carolina Trautner (CSU) konnte wenig ausrichten. Folgt nun die Wende im Landtagsausschuss?

    Landwirtschaft: 40 Prozent der Milchbauern haben aufgegeben

    Die SPD-Landtagsabgeordnete Simone Strohmayr aus Stadtbergen, die am Mittwoch dazu berichten wird, fordert dringend, die Petition von Ludwig Fink zu berücksichtigen. „Ortsnahe Angebote müssen unbedingt erhalten werden“, erläutert Strohmayr. „Wenn wir im Raum Augsburg das Ausbildungsangebot im Bereich Landwirtschaft noch weiter reduzieren, wird sich der Strukturwandel drastisch verschärfen.“ So haben in den vergangenen zehn Jahren rund 40 Prozent der Milchviehhalter aufgegeben.

    Bereits früher stellte die SPD-Abgeordnete heraus, dass gerade mit Blick auf die Umstellung auf Bio-Landwirtschaft derartige Bildungsangebote bestehen bleiben müssen. „Es kann nicht sein, dass ausgerechnet unsere jungen Bauern immer weiterfahren sollen, um zur Schule zu kommen.“ Strohmayr: „Die Region um Augsburg darf kein weißer Fleck werden, wenn es um die Landwirtschaftsschule geht. Augsburg ist der drittgrößte Ballungsraum in Bayern.“

    Und Ludwig Fink stellt klar: „Die Zukunft der Landwirtschaft birgt neue, hohe Herausforderungen durch das ungebrochene Höfesterben, ökologische, wirtschaftliche und soziale Anforderungen und weiteren Wandel.“ Bildung, Ausbildung, Fortbildung und Weiterbildung werden laut Fink in diesem Zusammenhang noch wichtiger als bisher.

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