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Stadtbergen: Legale Mountainbike-Trails sollen Natur im Augsburger Land entlasten

Stadtbergen

Legale Mountainbike-Trails sollen Natur im Augsburger Land entlasten

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    Von Mountainbikern in den Wäldern bei Deuringen sind nicht alle begeistert. Nun soll eine gemeinsame Lösung her.
    Von Mountainbikern in den Wäldern bei Deuringen sind nicht alle begeistert. Nun soll eine gemeinsame Lösung her.

    Den Streit um das Mountainbiken im Wald bei Deuringen soll nun ein runder Tisch im Landratsamt beilegen. Tanja Binder, die erste Vorsitzende des neu gegründeten MTB Augsburg e.V., ist nach der ersten Gesprächsrunde am Runden Tisch im Landratsamt vor einigen Tagen recht positiv gestimmt: „Das Angebot, nun in Kooperation weiterzuarbeiten, schätzen wir unwahrscheinlich.“ Auch Landrat Martin Sailer sehe „Handlungsbedarf“, freut sich Binder.

    „Eine tragfähige und dauerhafte Lösung der Problematik rund um illegale Trails abseits der Wege kann nur mit der gelebten Kompromissbereitschaft aller Parteien erreicht werden“, heißt es im Landratsamt auf Rückfrage unserer Zeitung. Sailer und die Untere Naturschutzbehörde sind sich einig, dass es für den Konflikt keine juristische Lösung gibt, die für alle Beteiligten „befriedigend wäre“.

    Konzept für legale Trails in den bei Mountainbikern beliebten Gebieten

    Deshalb spricht sich auch das Landratsamt dafür aus, ein Konzept für legale Trails in den bei Mountainbikern beliebten Gebieten „in enger Abstimmung mit Gemeindeverwaltungen, Eigentümern und Behörden zu erarbeiten“. Dass ein solches Angebot notwendig ist, zeigt auch die Petition, die Tanja Binder vor Kurzem dem Bürgermeister der Stadt Stadtbergen, Paulus Metz, überreichte: In sechs Wochen kamen 2623 Unterschriften für die Einrichtung eines legalen Trailareals zusammen, darunter überwiegend viele aus der Region.

    Trotz der Kompromissbereitschaft am Runden Tisch gibt es noch ein Problem: Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), der die besonders umstrittenen Flächen hinter der Waldhausklinik bei Deuringen gehören (dort gibt es schon seit vielen Jahren Trails) mauert laut den Mountainbikern nach wie vor. Anfang des Sommers stellten die Verantwortlichen Verbotsschilder auf und zogen Baumstämme über einige der beliebten Mountainbike-Trails.

    Fahren abseits der eingerichteten Wege ist nicht gestattet

    Doch die BImA erklärt auf Rückfrage ihren Standpunkt. Die Vertreter des Bundesforstbetriebs Hohenfels, der als Teil der Bundesanstalt das umstrittene Waldgebiet verwaltet, seien die einzigen Waldbesitzer am Runden Tisch gewesen. Der Forstbetrieb habe seine Position nochmals eindeutig klar gemacht: „Die Einrichtung eines Trail-Areals auf den bundeseigenen Flächen ist insbesondere auch wegen der dort verfolgten naturschutzfachlichen Zielsetzungen ausgeschlossen.“ Dazu gehören unter anderem Wanderkorridore für Fledermäuse und Insekten.

    Außerdem betont die Pressestelle der Bundesanstalt: „Bei einem Anteil von 0,26 Prozent der Gesamtfläche des Naturparks Westliche Wälder ist es nicht möglich, allen Interessensgruppen auf den BImA-eigenen Flächen gleichzeitig gerecht zu werden.“ Es sei jetzt Aufgabe des Vereins MTB-Augsburg, nach geeigneten Flächen als Alternative zu suchen und mit den dortigen Besitzern ins Gespräch zu kommen. Allerdings erhoffe sich die BImA Unterstützung dabei, „die Mountainbiker darüber aufzuklären, dass Fahren abseits der vom Eigentümer eingerichteten Wege nicht gestattet ist.“

    Suche nach alternativen Wegen und Flächen

    Auch Peter Nachtrub, Mountainbike-Vertreter der Sektion Augsburg des Deutschen Alpenvereins, war beim Runden Tisch dabei. Die Mountainbiker würden sich jetzt zwar nach alternativen Wegen und Flächen umsehen, allerdings hofft er trotzdem noch auf Bewegung bei den Bundesforsten. „Es macht doch auch aus Sicht des Naturschutzes keinen Sinn, jetzt nach anderen Flächen zu suchen, obwohl die Trails dort schon existieren“, erklärt er. Doch laut BImA verursacht das Mountainbiken „starke Schäden.“

    Außerdem sieht Nachtrub die „naturschutzfachlichen Zielsetzungen“ vor allem als Möglichkeit, aus dem kleinen Areal noch eine Art Profit zu schlagen. Seit Monaten fällt im Zusammenhang mit der Sperrung der Trails hinter der Waldhausklinik immer wieder der Begriff „Ökokontoflächen“. Laut Landesamt für Umwelt geht es beim „Ökokonto“ um „Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, mit denen künftige Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft ausgeglichen werden können.“

    Hohe Schanzen und Sprünge auch unter den Mountainbikern umstritten

    Laut Tanja Binder soll es bald einen weiteren Runden Tisch von Waldbesitzern und Mountainbikern geben. Das Ziel der Mountainbiker werde dann sein, Trails festzulegen, die in den Augen von Sportlern, Waldbesitzern und Naturschützern „sinnvoll sind und nachhaltig funktionieren können“. Es brauche ein geregeltes Angebot, „das vor allem die Flächen bei Deuringen entlasten muss“, erklärt Binder. Legale Trails würden zu einem „großen Attraktivitätsgewinn“ der Region beitragen.

    Die Mountainbiker ziehen nach dem Runden Tisch jetzt schon erste Konsequenzen. In ihrer Nachricht, die unter anderem an die 1500 Mitglieder einer Facebook-Gruppe für Augsburger Mountainbiker geht, bittet Binder darum, keine Bauwerke mehr im Wald zu errichten. „Das würde unsere Gesprächsbasis zerstören und das Projekt könnte am Startschuss scheitern“, betont sie.

    In den Diskussionen um das Mountainbiken in den Wäldern, waren hohe Schanzen und Sprünge immer einer der umstrittensten Punkte. Den Konflikt zwischen Mountainbikern, Waldbesitzern und Behörden gibt es jetzt schon seit vielen Jahren. Auch einen Runden Tisch zum Thema gab es bereits in der Vergangenheit. Allerdings scheiterten Gespräche daran, dass die Waldbesitzer abblockten oder eine Vertretung der Mountainbiker fehlte. Der neu gegründete MTB Augsburg versteht sich als Sprachrohr für die Sportler in der Region, die ihre Leidenschaft vor allem auf bereits bestehenden Pfaden und Trails in der Region, unter anderem bei Stadtbergen, ausüben wollen. Landrat Martin Sailer sieht die Gründung des Vereins als „wichtigen Schritt hin zu einer strukturierten Debatte“.

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