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Umwelt: Sie nehmen den Müll selbst in die Hand

Umwelt

Sie nehmen den Müll selbst in die Hand

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    Sebastian Diefenbacher und Bernd Liebl sammeln auf dem Parkplatz am Festplatz jede Menge Zigarettenkippen und Glasscherben ein.
    Sebastian Diefenbacher und Bernd Liebl sammeln auf dem Parkplatz am Festplatz jede Menge Zigarettenkippen und Glasscherben ein. Foto: Diana Zapf-Deniz

    Saubere Fluren in Eigeninitiative: Über das Soziale Nachbarschaftsnetzwerk neben.de organisiert sich eine kleine Gruppe aus Gersthofen seit März dieses Jahres regelmäßig im zweiwöchigen Rhythmus zum Müllsammeln. Mal samstags, mal sonntags.

    Bernd Liebl, der die „Müllgruppe“ leitet, erzählt, wie die Idee zustande kam: „Beim ersten Abendessen, das wir jeden ersten Samstag im Monat ausmachen, hatten wir uns überlegt, wo wir unsere Stadt aufwerten können.“ So sind sie darauf gekommen, dass eine saubere Umgebung die Heimat einfach schöner macht. Sie seien stets eine Gemeinschaft von vier bis fünf Personen, und alles verlaufe ganz ungezwungen und unkompliziert.

    Niemand ist zu etwas verpflichtet. Auch wenn sie sich, wie beim letzten Mal, am Festplatz in Gersthofen trafen, bedeutet das nicht, dass sie sich das komplette Gelände vornehmen und so lange sammeln, bis alles vom Unrat befreit ist. „Wir machen ungefähr eine bis eineinhalb Stunden. Mehr nicht. Denn wir wollen es regelmäßig und aus Freude tun“, macht Liebl deutlich. Ihn stören die vielen Zigarettenkippen in der Natur: „Es kann nicht sein, dass die überall herumliegen. Das ist eine Schweinerei. Kippen töten Mikroorganismen. Und irgendeiner muss sie ja mal aufsammeln.“

    Für Sebastian Diefenbacher ist sowohl die Idee des Netzwerkes als auch die Aktion ein Volltreffer. Denn durch das Netzwerk hat er nicht nur seine Freundin kennengelernt, sondern auch Kontakt zu einer älteren Frau aus seiner direkten Nachbarschaft geknüpft. Alle treffen sich monatlich zu gemeinsamen Spieleabenden. Zudem engagiert er sich beim Müllsammeln: „Ich mag unsere Stadt und möchte, dass sie sauberer wird. Es fühlt sich gut und richtig an, wenn man etwas Sinnvolles getan hat.“

    Über mehr Zuwachs würden sie sich natürlich freuen. „Klar ist jeder beschäftigt, und man kann seine Freizeit auch anders verbringen. Aber so hat man sich eben auch eingebracht und lernt nette Leute kennen“, freut sich Liebl.

    Kürzlich fand Rudi Haible eine Gasthaustafel im Lech. Liebl zog sich die Schuhe aus, krempelte sich die Hose hoch, watete durchs Wasser und zog es heraus. Sie vermuteten gleich, dass das Schild der nahe liegenden TSV Sportgaststätte gehört, und sie lagen richtig. Es wurde bereits vermisst, und man freute sich dort, dass es wieder da ist.

    Ein anderes Mal bekamen sie von Anwohnern einen Cappuccino spendiert. „Aber wir bekommen auch Sprüche zu hören wie ,Ihr seid bestimmt von den Grünen‘, doch wir sind keine politische Vereinigung“, betont Liebl. Wenn Leute ihnen sagen: „Geht doch da und da hin“, kommt das weniger gut an. „Anschaffen lassen wir uns nicht, wo wir sammeln“, so Liebl. Doch es könne jeder selbst gerne mit anpacken. Jeder bringt seine Sachen mit. Die einen Handschuhe, die anderen lieber Zangen. Doch es bedarf schon Übung und Geschick, mit den Zangen die Kippen aufzusammeln. Kronkorken sind oft fest im Boden drin, sodass Liebl sie nur mit seinem Messer herausbekommt.

    Katjana Brucoli wollte ursprünglich die Natur gezielt von Plastik befreien. Ihr liegen die heimischen Wildblumen am Herzen, und so entfernt sie Neophythen – Pflanzen, die eigentlich nicht hierhergehören – gleich mit. Entsetzt ist sie darüber, wie viele Zigarettenstummel herumliegen. Gerade im Nogentpark sei es besonders schlimm gewesen. Aber auch auf dem Festplatz werden ganze Aschenbecher ausgekippt.

    Und so entsorgt sie nun auch die Stummel anderer Leute. Nach zehn Minuten ist ihre Tüte fast voll. Sie ist ungefähr 50 Quadratmeter abgegangen. „Der Festplatz ist doch kein Müllplatz“, schüttelt sie den Kopf. Es ist unglaublich, was die Gruppe schon alles fand: CDs, Drogenspritzen, einen Teppich, einen Teddybären, ein Bundeswehrzelt und natürlich jede Menge Coffee-to-go-Becher und Flaschen.

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