Es war das frühere Herzstück des SGL-Standorts in Meitingen – die Grafitelektrodensparte. Dieser Bereich, der damals Verluste verzeichnete, wurde vor ziemlich genau einem Jahr an den japanischen Chemiekonzern Showa Denko verkauft. Nun brummt der Laden, die Auftragsbücher sind voll. Gute Gründe also, um den Jahrestag mit den Mitarbeitern bei Oktoberfeststimmung zu feiern. Doch wie soll es mit dem Standort weitergehen? Wie sieht es mit der Beschäftigungsgarantie aus? Das wollten wir von den Geschäftsführern Alexander Loscher und Stephan Becker wissen. Die beiden vertreten die deutschen Gesellschaften Showa Denko Carbon Germany und Showa Denko Carbon Products Germany.
Stimmt es, dass die Verantwortlichen von Showa Denko es zunächst kaum fassen konnten, dass Sie die Grafitelektroden-Sparte von SGL kaufen konnten? Nach dem Kauf soll die Freude sehr groß gewesen sein.
Stephan Becker und Alexander Loscher: Am Ende waren wohl sowohl SGL als Verkäufer wie auch Showa Denko als Käufer sehr froh, dass die Transaktion in dieser Weise überhaupt stattfinden konnte. Aufgrund der hohen Marktanteile von SGL und Showa Denko stand der Verkauf von Beginn an unter dem Vorbehalt der Kartellbehörden. Die US-Kartellbehörde hatte die größten Vorbehalte, und so war die Spannung über die grundsätzliche Behördenentscheidung sowie die mit der Entscheidung einhergehenden Auflagen sehr groß. Aus Sicht der Mitarbeiter wiegt sehr positiv, dass mit SDK ein Käufer den Zuschlag erhalten hat, der langfristig am Grafitelektrodengeschäft interessiert ist. Zusätzlichen Rückenwind beziehen wir auch daraus, dass der Markt uns aktuell stark unterstützt und dies zu vollen Auftragsbüchern und einem guten Betriebsergebnis führt.
Der Standortsicherungsvertrag für die rund 200 Beschäftigten wurde bis April verlängert. Wurde danach der Ergänzungstarifvertrag samt Standort- und Beschäftigungsgarantie weitergeführt? Wenn ja, wie sieht dieser aus?
Becker und Loscher: Richtig, zusammen mit der IG Metall und unserem Betriebsrat haben wir einen neuen Ergänzungstarifvertrag abgeschlossen, der eine Standortsicherungs- und Beschäftigungsgarantie bis ins Jahr 2022 hinein beinhaltet. Showa Denko macht darin unter anderem umfangreiche Investitionszusagen für den Standort, aber auch Zusagen für den Beibehalt von Bonuszahlungen und das umfangreiche Altersvorsorgekonzept für unsere Mitarbeiter. Außerdem wurde die Aufrechterhaltung der Aus- und Weiterbildung, mit festem Budget für die kommenden Jahre, zugesagt.
Die Auftragsbücher von Showa Denko sind voll. Wie lange, denken Sie, wird dieser Boom für die Hersteller von Grafitelektroden andauern? Gerade dieses Geschäft ist ja starken Schwankungen unterworfen.
Becker und Loscher: Aufgrund der weltweiten hohen Nachfrage nach Grafitelektroden hatten wir in diesem Jahr einen außerordentlich hohen und festen Auftragsbestand, der auch bis ins Jahr 2019 ausstrahlt. Wir arbeiten derzeit unter Vollauslastung. Die Nachfrage nach Elektroden ist im Wesentlichen durch die gute Weltkonjunktur, insbesondere natürlich der Stahlproduktion, getrieben. Grundsätzlich prognostizieren die Wirtschaftsinstitute weiteres Wachstum für 2019, wenngleich im Vergleich zu 2018 abgemildert. Hier sind Risiken wie etwa Handelsstreitigkeiten, die aufgrund der politischen Einflussnahmen nur schwer prognostizierbar sind, mit zu berücksichtigen.
Kurz nach der Übernahme der SGL-Sparte sagte Showa-Denko-Chef Hideo Ichikawa, man wolle mit dem Kauf eine globale Führungsposition im Grafitelektrodenmarkt anstreben. Haben Sie nun diese Führungsposition inne?
Becker und Loscher: Ein klares Ja! Showa Denko ist mit deutlich über 30 Prozent Marktanteil mit Abstand globaler Weltmarktführer für Grafitelektroden. Mit über die drei großen Wirtschaftsregionen Europa, Amerika und Asien verteilten Produktionsstandorten sind wir sehr gut vernetzt und nah an den Kunden aufgestellt. Wir arbeiten hart daran, unsere Wettbewerbsposition durch guten Kundenservice und hohe Produktqualität zu erhalten beziehungsweise auszubauen. Hier wird es in Zukunft vor allem wichtig sein, die Kosten- und Qualitätsführerschaft zu erreichen, um auch langfristig gegen den Wettbewerb gut aufgestellt zu sein.
Wie sehen die Pläne für das Werk in Meitingen aus?
Becker und Loscher: Meitingen spielt zusammen mit Omachi (Japan) eine besondere Rolle in unserem Produktionsnetzwerk, da nur diese beiden Standorte Nippel, die Verbindungsstücke unserer Elektroden, produzieren. Um nach dem externen Wachstum durch die Zusammenlegung des Geschäfts mit SGL die Gesamtkosten im Blick zu behalten, hat Showa Denko ein Projekt zur Optimierung der globalen Produktionsinfrastruktur gestartet. Ziel des Projektes ist es, die zukünftigen Standards zu definieren und die ideale Infrastruktur abzuleiten. Wir wollen damit die Division auf die Zukunft ausrichten und unsere Marktführerschaft nachhaltig sichern. (elhö)