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SGL: Gute Vorbereitung ist die halbe Mission

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Gute Vorbereitung ist die halbe Mission

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    „Sie dürfen sich sicher sein, dass jeder sein Bestes gibt.“Prof. Ulrich Walter, D2-Astronaut
    „Sie dürfen sich sicher sein, dass jeder sein Bestes gibt.“Prof. Ulrich Walter, D2-Astronaut

    Meitingen „Alles was Sie bisher als Gerücht über Astronauten gehört haben, dass sie keine Zahnplomben haben, keine Brille brauchen, dass sie ständig nur Zentrifuge fahren und dass sie nur Tubennahrung essen – vergessen Sie es.“ Prof. Ulrich Walter schenkte den zahlreich geladenen Zuhören beim 12. Innovation Panel, dem Zukunftsforum der SGL Group in

    Im Auswahlverfahren für Astronauten geht es vielmehr um charakterliche Eigenschaften und psychologische Fähigkeiten, bei denen die Belastbarkeit der Kandidaten ausgelotet wird. Drei der Tests hatte Walter mitgebracht und ließ sie die Zuhörer absolvieren – zu deren Verblüffung. Dabei ging es etwa um Orientierung, Konzentration und Merkfähigkeit. „Nie aufgeben“, riet der ehemalige Astronaut.

    Fast als wäre es kein Zufall, endete am Tag des Vortrags die letzte Shuttle-Mission der Nasa. Denn auch die Weltraummission ist in der gesamten Vorbereitungsphase und beim Aufenthalt im Weltall minutiös geplant, wie Walter anhand von Unterlagen zeigte. „Eine gute Vorbereitung ist die halbe Mission“, zeigte Walter parallelen zur Wirtschaftswelt auf. Vorbereitung, das heißt im Fall der Astronauten ein Basistraining, bei dem es um spezielle raumfahrttechnische Belange geht, um ein missionsspezifisches Training sowie ein Training bei der

    Als „nicht ganz gemütlich“ beantwortete Walter die Frage nach dem Gefühl beim Start. Es sei schon beeindruckend, von der Startrampe aus auf der einen Seite die fünf Meilen entfernt liegenden, gefüllten Zuschauertribünen zu sehen und auf der anderen Seite den Atlantik, über den man gleich fliegen wird. Vom Start selbst bekämen die Astronauten kaum etwas mit, weil das Shuttle unvorstellbar stark vibriere. „Die Kraft der Triebwerke und der Feststoffraketen entspricht etwa der Leistung von zehn Kernkraftwerken, das habe ich mal ausgerechnet. Dieser Kraft ist man ausgeliefert. Außerdem sitzt man auf 1000 Tonnen Treibstoff.“ Angst habe er aber nicht gehabt, weil alle Notfallsituationen bei der Nasa trainiert wurden. Weil dann jeder wisse, was zu tun ist, werde aus Angst Sorge.

    „Beim Einsteigen ist jeder voller Überzeugung.“ Sicherheit werde seit der Katastrophe mit der Challenger-Shuttle durch ein Face-to-Face-Meeting sichergestellt: Kurz vor dem Start sitzen die Astronauten auf einem Podium und dürfen sich die Verantwortlichen der einzelnen Bereiche nach vorne holen, damit sie ihnen Rede und Antwort stehen. „Sie dürfen sich sicher sein, dass jeder sein Bestes gibt“, sagte Walter.

    Reich und arm aus dem All sichtbar

    Sehr beeindruckend waren die Fotos der Erde bei Nacht, die Walter mitgebracht hatte. Jede der knappen freien Minuten verbrächten die Astronauten am Fenster, um auf die Erde zu sehen und zu fotografieren. Sehr detailliert war angesichts der Lichter zu erkennen, wo viele Menschen leben und wo nicht. „Der Unterschied zwischen armen und reichen Ländern ist aus dem All sehr gut zu sehen, Südkorea ist etwa gut erleuchtet, Nordkorea ist zappenduster.“ Untertags sei die Erde aber bayerisch – weiß und blau.

    Als die Mission erfüllt war, gab es nach der Landung zunächst ein Zusammentreffen mit der Familie und dann ein Meeting mit allen Menschen, die die Experimente vorbereitet haben. „Wir haben in 14 Tagen genau das geschafft, was vorgeplant worden war. Das war ein sehr schönes Gefühl.“ Der schönste Tag seines Lebens sei für ihn als Physiker aber der Tag gewesen, als er erfahren habe, dass er tatsächlich fliegen dürfe. Ob er im All geträumt habe, wurde Walter gefragt. „Ich weiß es nicht. Ich kann mich nie an meine Träume erinnern.“

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