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Rückblick auf 2020: Nach Horror-Unfall auf A8: Wie gehen die Retter mit den Bildern um?

Rückblick auf 2020

Nach Horror-Unfall auf A8: Wie gehen die Retter mit den Bildern um?

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    Ein Feuerwehrmann koordiniert am Rande des Unfalls auf der A8 die Einsatzkräfte. Eine Person starb, vier wurden schwer verletzt. Ein Auto wurde entzwei gerissen und landete auf der Gegenfahrbahn.
    Ein Feuerwehrmann koordiniert am Rande des Unfalls auf der A8 die Einsatzkräfte. Eine Person starb, vier wurden schwer verletzt. Ein Auto wurde entzwei gerissen und landete auf der Gegenfahrbahn. Foto: Marcus Merk

    Norbert Theis hat schon viel erlebt: „Ich bin seit zehn Jahren im Dienst und das ist einer der schlimmsten Unfälle, die ich erlebt habe“, sagt der Polizeihauptmeister bei der Autobahnpolizei Gersthofen. Er war der Sachbearbeiter des Horror-Unfalls bei Adelsried am vergangenen Montag. „Eigentlich hatte ich wenig zu tun, weil ein Gutachter bestellt wurde“, sagt er. Trotzdem musste er von sechs Uhr morgens bis 21 Uhr arbeiten. Er und ein Kollege wurden dann von ihrem restlichen Dienst befreit. Er musste einen Toten und vier Schwerverletzte dokumentieren. Eine Hälfte eines BMW wurde bei dem Unfall auf die Gegenfahrbahn geschleudert.

    Retter: "Ich kann mich an jeden Toten erinnern"

    Es war nicht der erste Todesfall, den er erlebt hat. Er habe in den vergangenen acht Jahren bereits mit acht tödlichen Unfällen zu tun gehabt: „Das hinterlässt immer seine Spuren. Ich kann mich an jeden Toten erinnern“, sagt er. Er sei dazu übergegangen, den Kontakt zum Umfeld der Toten gering zu halten: „Am Montag hat etwa unser Dienststellenleiter Josef Sitterer den Verwandten die Nachricht vom Ableben der Dame überbracht“, erzählt er. Wenn er den Freunden und Verwandten begegne, werde einem das ganze Ausmaß der Tragödie vor Augen geführt.

    Die Todesfälle beeinflussen auch sein Privatleben. Er nehme Risiken deutlich bewusster wahr. Theis lobt besonders die Unterstützung, die er in der Dienststelle erhält: „Das funktioniert erstklassig“, sagt er. Die Autobahnpolizei hat einen internen psychologischen Dienst und Vorgesetzte leisten Unterstützung. Theis hilft aber besonders das Gespräch mit den Kollegen. Dort könne man Dampf ablassen. Dabei hilft vor allem die Vertrauensbasis: „Was in der Dienstgruppe passiert, bleibt in der Dienstgruppe“, sagt Theis.

    Das berichtet auch Michael Mudersbach, der den Einsatz für die Feuerwehr Adelsried geleitet hat. Auch ihm hilft das Gespräch mit der Dienstgruppe nach dem Einsatz. Todesopfer nehmen ihn noch genauso mit wie am ersten Tag: „So abgehärtet ist keiner von uns“, sagt er. Gerade die offensichtliche Wucht des Aufpralls sei schrecklich gewesen. Er und seine Kollegen müssen zwar oft auf die Autobahn, doch meist nur zum Aufräumen: „Zum Glück sind das aber meistens nur Blechschäden“, sagt er.

    Unfall auf A8 bei Adelsried: Ein besonderer Einsatz

    Christian Weldishofer vom Bayerischen Roten Kreuz Augsburg Land hat den Einsatz an der Unfallstelle geleitet. Auch für ihn ein besonderer Einsatz: „Ich war verwundert und verblüfft, dass ein Teil auf die andere Fahrbahn geschleudert wurde“, sagt er. Seine Aufgabe war es, den Einsatz zu koordinieren. Das war ziemlich aufwendig. Neben Feuerwehr, Polizei und Rettungswagen kamen auch zwei Rettungshubschrauber zum Einsatz. Weldishofer versucht traumatische Erfahrungen nicht an sich heranzulassen: „Wer empfindlich ist hat im Rettungsdienst nichts verloren“, findet er. Trotzdem sei es wichtig, sensibel und empathisch zu bleiben.

    Bei dem schrecklichen Unfall auf der A8 bei Adelsried wurde ein Auto entzwei gerissen.
    Bei dem schrecklichen Unfall auf der A8 bei Adelsried wurde ein Auto entzwei gerissen. Foto: Marcus Merk

    Tote oder Schwerverletzte gehören für die Retter zum Alltag

    Rettungssanitäter haben täglich mit Toten oder Schwerverletzten zu tun. Diese Routine härtet ab: „Das hat dann nicht mehr den gleichen Effekt, wie am ersten Tag“, sagt er. Das Bayerische Rote Kreuz ist darauf vorbereitet Einsatzkräfte psychologisch zu betreuen. Auch im Augsburger Land gibt es speziell geschulte Kräfte, die Retter betreuen. Die Krisenintervention ist ebenfalls ein möglicher Ansprechpartner.

    Neben den erwähnten Gruppen waren zahlreiche weitere Retter bei dem Unfall auf der Autobahn im Einsatz: Polizeieinheiten aus Augsburg und Zusmarshausen waren beteiligt. Feuerwehr kam außerdem aus Neusäß, Zusmarshausen, Horgau und Gersthofen.

    Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast an. In dieser Folge geht es um den harten Job der Berufsfeuerwehr:

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