Wie Familie Greiner geht es vielen: Wenn Nachwuchs kommt und die Wohnung zu eng wird, fängt man mit der Haussuche an. Und das kann momentan eine frustrierende, langwierige Angelegenheit werden. „Wir haben ein Dreivierteljahr gesucht, bevor wir das Passende gefunden haben“, erzählt Maria Greiner. Denn das Motto des Immobilienmarkts ist derzeit: Angeboten ist wenig und die Preise sind gestiegen.
Maria Greiner suchte mit ihrem Mann Ferdinand eine Doppelhaushälfte mit Garten oder ein frei stehendes Haus, das nicht groß renoviert werden muss, aber trotzdem nicht allzu teuer ist. Entscheidend war die Zuganbindung nach München. Eine schwierige Aufgabe. Gesucht haben sie in und um Augsburg. „Dass wir unser jetziges Haus bekommen haben, war reines Glück, denn es waren 15 Interessenten vor uns auf der Warteliste“, so Maria Greiner. Aber sie kannte zufällig die Verkäuferin und so zogen sie vor zwei Monaten in den Bärenkeller, gleich an der Grenze zu Neusäß.
Je näher an der Stadt, desto teurer
Ihr Mann Ferdinand kann von hier aus mit dem Fahrrad zum Neusässer Bahnhof fahren, so dass die junge Familie kein zweites Auto braucht. „Deshalb zog es uns auch nicht weiter raus aufs Land, das war für uns ein K.-o.-Kriterium“, sagt die junge Mutter, obwohl dort die Preise natürlich erschwinglicher sind. Bei 300 000 Euro war die Schmerzgrenze, die in den beliebten Augsburger Stadtvierteln oder im Umland oftmals leicht überschritten wird. „Aber das ist ja noch gar nichts im Vergleich zu den Preisen in München“, weiß Maria Greiner aus ihrem Kollegenkreis: „Was sich da abspielt, ist abenteuerlich. Da zahlt man teilsweise schon 10 000 Euro an den Makler, damit man auf die Liste für einen Besichtigungstermin kommt.“ Im Vergleich dazu findet sie die Preise in unserer Region noch angemessen.
„Wer in den bevorzugten Lagen im Landkreis sucht, muss derzeit oftmals mehr als 400 000 Euro für eine Doppelhaushälfte bezahlen“, weiß auch Horst Schönfeld, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Augsburg. Anderswo ist dies bereits ab 250 000 Euro vom Bauträger zu haben. Als Faustregel gilt: Je näher an der Stadt, desto teurer.
Um 15 bis 20 Prozent, so schätzt Schönfeld, sind die Immobilienpreise in den vergangenen zwei bis drei Jahren gestiegen. Sogar für ältere Immobilien lassen sich derzeit gute Preise erzielen – sofern die Lage stimmt. Das kann für ein 30 Jahre altes Haus in Westheim oder Leitershofen bedeuten, dass es nicht billiger ist als ein Neubau auf dem Land, beispielsweise in Dinkelscherben oder Langenneufnach. „Denn zum Kaufpreis kommen dann noch die Kosten für die Renovierungen dazu, etwa für eine neue Heizung. Da überlegen sich dann viele, gleich ganz neu zu bauen.“ Dies hat auch Maria Greiner in ihrem Bekanntenkreis beobachtet. „Aber gerade Familien mit kleinen Kindern schrecken vor einem Hausbau zurück, das nehmen nicht viele auf sich“, meint sie.
In Stadtnähe gibt es kaum noch Baugrundstücke
Außerdem kommt erschwerend hinzu, dass es in Stadtnähe kaum Baugrundstücke gibt. Dann heißt es wieder: raus aufs Land. Für weniger als 100 Euro pro Quadratmeter (voll erschlossen) sei aber fast nirgendwo mehr im Landkreis Baugrund zu haben, erklärt Bankvorstand Schönfeld. Lediglich „ganz weit draußen“ wie im Altenmünster Ortsteil Baiershofen ist der Preis mit 65 Euro noch richtig günstig. Doch im Augsburger Umland können daraus schnell mal 360 Euro werden, zum Beispiel in Leitershofen (Stadt Stadtbergen). „Entscheidend sind die Infrastruktur und die Verkehrsanbindung“, so Bankvorstand Schönfeld. Autobahnanschluss bedeutet Mehrkosten.
Für manche Hausbesitzer, vor allem ältere Leute, die nach dem Auszug der Kinder den Platz nicht mehr brauchen oder das Geld gut für die Pflege brauchen könnten, könnte es beim derzeit hohen Preisniveau verlockend sein, zu verkaufen. Angesichts von Finanzkrise und Staatsverschuldung flüchten sich aber die meisten in Sachwerte, investieren also lieber ins Eigenheim.
Alle Bauplätze schnell vergriffen
Horst Schönfeld hat beobachtet, dass so ziemlich alle Bauplätze, die die Städte und Kommunen im Kreis in jüngster Zeit ausgewiesen haben, relativ schnell weg waren. Das war am Schlossberg in Aystetten so, an der Umgehungsstraße in Neusäß-Nord sowie am Ballonstartplatz in Gersthofen. Die Kauflust der Bürger ist nachvollziehbar: Die Zinsen befinden sich im Rekordtief und die Mieten sind hoch. Und auch wenn die Zinsbidung meist nach zehn Jahren ausläuft, kann Horst Schönfeld die Schuldner beruhigen: „Ich glaube nicht, dass die Verschuldungssituation in der EU in den nächsten zehn Jahren schon behoben sein wird, deshalb ist das Risiko gering, dass jemand später in eine Hochzinsphase geraten wird.“ Er glaubt, die Zinsen werden „historisch tief bleiben“.