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Region Augsburg: Die giftigen Raupen sind zurück - und gefährden Mensch und Tier

Region Augsburg

Die giftigen Raupen sind zurück - und gefährden Mensch und Tier

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    Der Eichenprozessionsspinner breitet sich im Landkreis Augsburg aus.
    Der Eichenprozessionsspinner breitet sich im Landkreis Augsburg aus. Foto: Axel Hechelmann

    Sie ist nur wenige Zentimeter groß, ist in einem unauffälligem Braunton gehalten – und bereitet dennoch den Förstern im Landkreis große Sorgen: die Raupe des Eichenprozessionsspinners. Der Forstschädling, der auch für Menschen gefährlich ist, war lange Zeit nur im etwas wärmeren Regionen wie Franken oder entlang der Donau zu Hause.

    Offenbar scheint es der Raupe aber auch in heimischen Gefilden zu gefallen: Nachdem bereits im vergangenen Jahr ein Befall in Wörleschwang bekannt worden war, meldet das Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten mittlerweile mindestens fünf bestätigte Funde der giftigen Raupe im Landkreis Augsburg.

    Wolfgang Sailer, der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, erklärt: „Die Raupen fressen den Stamm der Baumblätter ab und schädigen sie dadurch. Das ist aber in aller Regel für den Baum nicht lebensbedrohlich. Gefährlicher sind die silbernen Brennhaare der Raupe.“ Diese Haare brechen leicht ab, haben Widerhaken und enthalten ein giftiges Eiweiß.

    Am aggressivsten ist das Gift während der Fraßzeit der Raupe im Mai und ruft bei gesunden Menschen eine allergische Reaktion hervor. „Für Kinder und Asthmatiker können die Haare sogar lebensgefährlich sein. Im schlimmsten Fall führt der Kontakt mit den Brennhaaren zum Herzstillstand.“ Umso besorgter war Sailer, als er von den jüngsten Funden hörte. Alle liegen im Westen des Landkreises, zum Beispiel in Altenmünster und Zusmarshausen.

    Eichenprozessionsspinner befällt viele Bäume

    An einem der befallenen Bäume in Zusmarshausen steht Sailer nun gerade. Zusammen mit Gerhard Specht, dem zuständigen Förster, begutachtet er das Ausmaß des Raupenbefalls. An einem Stamm wuseln Hunderte der Tiere, die meisten haben sich bereits verpuppt. Silberne Fäden zeugen davon, wo sie auf dem Baum bereits unterwegs waren. In einer Art Prozession, die ihnen den Namen gegeben hat, bewegen sie sich abends über den Stamm um Nahrung zu suchen.

    Es ist einer von mehreren Besichtigungsterminen, die Sailer und Specht an diesem Tag haben. Immer geht es darum, wie man die Raupe wieder los wird. Sie einfach von der Rinde abzustreifen, wäre ebenso gefährlich wie nutzlos, sagt Sailer: „Sie würden dann einfach auf den Boden fallen und sich verteilen, der Befall wäre nicht gestoppt. Andererseits wäre das auch gesundheitsgefährdend, in die Raupen zu greifen.“ Schließlich hat eine Raupe alleine 700 der kleinen Härchen – ein Griff in eine Traube der Tiere gleicht somit einem Griff ins Wespennest.

    Arbeiter kämpfen in Schutzanzug gegen die giftigen Raupen

    Welches Maß an Sicherheit notwendig ist, zeigte sich im vergangenen Jahr in Wörleschwang: In dem Zusmarshauser Ortsteil reinigte eine Spezialfirma einen Baum von den Eichenprozessionsspinnern. Der Arbeiter erinnerte mit seiner Ausrüstung an afrikanische Seuchengebiete: Neben einem Schutzanzug trug er einen Helm samt Schutzmaske.

    Der Parkplatz an dem der Baum stand, war komplett abgesperrt. Ein Aufwand, den nicht jeder Waldbesitzer eingehen will, sagt Sailer: „Das kostet rund 3000 Euro.“ Für den Baum in Zusmarshausen steht das Urteil fest: Er wird gefällt.

    Sailer und seine Behörde werden die Befunde im Blick haben – und sind doch auf die Hilfe der Bevölkerung angewiesen: „Wir haben 56000 Hektar Wald, auf die wir aufpassen müssen und acht Förster.

    Dass wir nicht jeden einzelnen Baum im Auge haben können, liegt auf der Hand.“ Bislang seien die Funde der Raupe eher ungefährlich gewesen, die Bäume waren weit von einer Wohnbebauung entfernt. Etwas bedrohlicher würde es werden, wenn ein öffentlicher Park von den Raupen befallen ist: Je mehr Leute mit ihnen in Berührung kommen, desto schlechter. Ein Szenario, auf das Sailer gerne verzichten würde.

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