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Raum Augsburg: In der Region sterben deutlich mehr Menschen an Drogen

Raum Augsburg

In der Region sterben deutlich mehr Menschen an Drogen

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    Ein Problem sind Substanzen, die als Ersatz für illegale Drogen angeboten werden. Häufig unterliegen sie noch nicht dem Verbot nach dem Betäubungsmittelgesetz.
    Ein Problem sind Substanzen, die als Ersatz für illegale Drogen angeboten werden. Häufig unterliegen sie noch nicht dem Verbot nach dem Betäubungsmittelgesetz. Foto: Frank Leonhardt/Archiv (dpa)

    Das jüngste Opfer war gerade mal 16 Jahre alt. Der Jugendliche starb im Juni nach dem Konsum von Drogen. Auf einem Spielplatz in einem Dorf in der Nähe von Friedberg wurde er gefunden. Der Jugendliche zählt zu den fast 30

    Das Polizeipräsidium will bisher keine aktuellen Zahlen zu Drogentoten bekannt geben. Nach Recherchen unserer Zeitung geht man aber bei der Kriminalpolizei davon aus, dass im vorigen Jahr 27 Menschen in der Stadt und den beiden angrenzenden Landkreisen an den Folgen von Drogenkonsum gestorben sind. Das wäre eine deutliche Steigerung. Im Jahr 2014 zählte man noch 20 Drogentote, 2013 waren es 13 Tote und im Jahr zuvor sogar nur elf Opfer.

    Nach dramatischen Jahren Ende der 1990er Jahre mit bis zu 50 Drogentoten im Raum Augsburg hatte sich die Situation zuletzt deutlich entspannt. Doch nun sind es vor allem die sogenannten Badesalze und Kräutermischungen, die alles verändern. Gerlinde Mair, Geschäftsführerin bei der Drogenhilfe Schwaben, spricht sogar von einer „neuen Drogenwelle“.

    Viele bestellen Drogen einfach übers Internet

    Das Problem an den neuen Drogen ist: Ihre chemische Struktur wird von den Drogenlaboren so zusammengesetzt, dass die Substanzen nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. Es ist wie ein „Hase-und-Igel-Spiel“.

    Die Anbieter bringen das Rauschgift in einer neuen Zusammensetzung auf den Markt, die Polizei kann den Handel aber erst dann verfolgen, wenn die neue Formel in das Betäubungsmittelgesetz aufgenommen ist – so geht es inzwischen seit mehreren Jahren. Ein Gesetz, das auch die sogenannten Legal-High-Drogen umfasst, ist zwar in Planung. Wann es kommt und wie es aussehen wird, ist aber bislang noch offen.

    Viele Konsumenten bestellen die Stoffe bequem im Internet. „Produziert wird in großen Masse in China oder Indien“, sagt Gerlinde Mair. „Was wirklich in dem Pulver steckt, kann der Konsument nicht wissen.“ Angepriesen werden die Drogen auf den Bestellseiten im Internet mit klingenden Namen. „Speed Line“ nennt sich dort etwa ein Badesalz, ein Gramm davon bekommt man für 24 Euro.

    Der Werbetext verspricht ein „absolutes Partyleben ohne Wenn und Aber“. Die Party endet aber immer wieder im Krankenhaus, in der Psychiatrie – oder sogar mit dem Tod. Bei der Drogenhilfe Schwaben kennt man mehrere Fälle in der jüngsten Zeit, in den Jugendliche so schwere Psychosen erlitten, dass sie ins Bezirkskrankenhaus eingeliefert werden mussten. „Gerade für Jugendliche ist es verlockend, weil der Konsum nicht einmal verboten ist“, sagt Gerlinde Mair.

    Aufklärung im Kampf gegen Drogen

    Die Hersteller der Drogen bieten scheinbar für jede Situation einen Stoff an. Räuchermischungen zum Entspannen, Badesalze zum Aufputschen. Die Namen dienten anfangs zur Tarnung. Gerlinde Mair sagt, Konsumenten gebe es in jeder sozialen Schicht. „Die einen nehmen es wegen der Perspektivlosigkeit und die anderen wegen des Leistungsdrucks.“ Klassische Drogen wie Heroin oder Kokain verlieren dagegen immer mehr an Bedeutung. Selbst viele langjährige

    Das einzige Mittel im Kampf gegen die Drogenwelle ist nach Ansicht von Gerlinde Mair die Aufklärung. Sie bemerkt, dass sich verstärkt Eltern an die Drogenhilfe wenden, weil sie sich nicht mehr zu helfen wissen. Die Mitarbeiter der Drogenhilfe gehen auch regelmäßig an Schulen und informieren dort ausführlich – es gibt sogar ein Programm, das sich bereits an Grundschüler richtet. Mit 23000 Euro pro Jahr unterstützt die Stadt Augsburg derzeit diese Arbeit. Das Geld reicht allerdings bei Weitem nicht – im vergangenen Jahr musste die Drogenhilfe deshalb 22 Schulklassen in der Stadt absagen.

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