So viele Zuhörer gibt es bei einer Sitzung des Marktgemeinderates Thierhaupten selten. Hauptsächlich Bürger aus dem Ortsteil Neukirchen kamen zur jüngsten Sitzung, um ihren Unmut über das geplante Gewerbegebiet am westlichen Rand ihres Dorfes zum Ausdruck zu bringen. Und das, obwohl das umstrittene Vorhaben gar kein Thema der Sitzung war.
Zum Hintergrund: Die Marktgemeinde Thierhaupten will ein 1,5 Hektar großes Areal am westlichen Ortsrand von Neukirchen als Gewerbegebiet ausweisen. Die geplante Fläche grenzt an das bereits bestehende Gewerbegebiet „Am Sportplatz“ an. Sollte es zu der Erweiterung kommen, wäre der westliche Ortsrand von Neukirchen komplett von einem Gewerbegebiet ummantelt. Derzeit laufen die Planungsarbeiten. Der erste Entwurf des möglichen Bebauungsplans wurde bereits in der Gemeinde ausgelegt.
Mit der Erweiterung befürchten die Anwohner jedoch nicht nur einen Wertverlust ihrer Immobilien, sondern auch gesundheitliche Folgen. Die Hauptwindrichtung ist Westen. Eben die Richtung, in der das neue Bauland entstehen soll. Eine Sorge der Anlieger ist, dass schädliche Emissionen und Lärm von dem geplanten Gewerbegebiet in das Ortsinnere geweht werden.
Die Mehrheit der Besucher war zwar damit einverstanden, für Neukirchner Unternehmen geeignete Grundstücke zu erschließen. Da aber in Thierhaupten derzeit kaum freies Bauland vorhanden ist, werde in Neukirchen nun befürchtet, dass die Thierhauptener Platznot auch eine Auswirkung auf den Ortsteil haben könnte und vor allem auswärtige Unternehmen die neuen Bauplätze beanspruchen werden. Erschwerend komme hinzu, dass die Erweiterung des Gewerbegebiets auch die Möglichkeit ausschließt, künftig am westlichen Ortsrand neue Wohngebiete auszuweisen. Und überhaupt sei die favorisierte Fläche nicht die erste Wahl. Ein viel geeigneterer Standort für das künftige Gewerbegebiet sei nach Ansicht der Bürger der südliche Ortsrand Richtung Hölzlarn.
Bürgermeister Toni Brugger, der selbst erstaunt über die ungewöhnlich hohe Besucherzahl war, versicherte, dass weder der Gemeinderat noch er selbst eine Entscheidung gegen den Willen der Neukirchner treffen wolle. Die Sorge vor gesundheitlichen Folgen sei aber unbegründet, da bei der Erschließung und auch bei der späteren Genehmigung der Bauvorhaben eng mit den zuständigen Behörden zusammengearbeitet werde, erklärte der Rathauschef.
Dass der westliche Ortsrand jedoch jemals als Wohngebiet erschlossen werde, sei sehr unwahrscheinlich. Denn seit Jahren sind in dem Gebiet verschiedene Unternehmen angesiedelt. Dort nun ein Wohngebiet auszuweisen, das in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Gewerbegebiet wäre, sei, wenn überhaupt, nur mit einem enorm hohen finanziellen Aufwand möglich. Und auch der Vorschlag, ein Gewerbegebiet Richtung Hölzlarn zu erschließen, war bisher nicht möglich, da die Gemeinde die notwendigen Flächen nicht kaufen konnte. Um jedoch für alle Neukirchner eine gute Lösung zu finden, lud Brugger nicht nur in die kommende Gemeinderatssitzung Anfang April ein, sondern schlug auch ein Bürgergespräch vor.
Einstimmig sprach sich der Gemeinderat für den Neuerlass der Satzung für den gemeindlichen Kindergarten Neukirchen aus. Die aktuelle Satzung aus dem Jahre 1998 wurde inzwischen sieben Mal geändert. Mit dem Neuerlass werde lediglich für mehr Übersichtlichkeit gesorgt. Eine Erhöhung der Beitragssätze sieht die neue Satzung nicht vor. Neu ist jedoch, dass fortan Neukirchner Kinder bevorzugt einen Platz in der Einrichtung erhalten. Außerdem sollen auch Geschwisterkinder aus Thierhaupten oder den restlichen Ortsteilen bevorzugt werden. Derzeit besuchen 24 Kinder die Einrichtung; ab kommenden Herbst werden sogar 27 Kindergartenkinder in Neukirchen betreut.