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Tempolimit: Raser werden eingebremst: Auf der A8 gilt rund um Augsburg jetzt Tempo 120

Tempolimit

Raser werden eingebremst: Auf der A8 gilt rund um Augsburg jetzt Tempo 120

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    Auf der A8 zwischen Neusäß und Friedberg gilt jetzt Tempo 120. 
    Auf der A8 zwischen Neusäß und Friedberg gilt jetzt Tempo 120.  Foto: Andreas Lode

    Fuß vom Gas heißt es ab sofort für bis zu 110.000 Autofahrer, die täglich auf der A8 zwischen Neusäß und Friedberg unterwegs sind. Insgesamt 16 neue Schilder für jede Richtung sollen künftig den Verkehr in diesem Bereich ein großes Stück sicherer machen.

    Und um dies zu erreichen, bremst dort nun das Verkehrszeichen „274-120“ in der Zeit von 6 bis 20 Uhr die Autofahrer auf maximal Tempo 120 herunter. Eine Maßnahme, die sowohl die Autobahnpolizei in Gersthofen als auch die für die A8 zuständigen Betreibergesellschaften Pansuevia und A+ begrüßen.

    A8 bei Augsburg: Auf 47 Autobahn-Kilometern gab es 938 Unfälle

    „Heute ist ein guter Tag für die Verkehrssicherheit in unserer Region“, sagt auch Bundestagsabgeordneter Hansjörg Durz (CSU), nachdem die 120-Schilder zwischen Neusäß und Friedberg am Donnerstag scharf gestellt wurden. Die Rufe nach einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf der A8 und elektronischen Schilderbrücken waren in den vergangenen Monaten immer lauter geworden.

    Neben Anwohnern und Kommunalpolitikern hatte sich auch die Polizei wiederholt für eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf der A8 ausgesprochen. Und das aus gutem Grund. „Wir hatten im vergangenen Jahr auf 47 Kilometern insgesamt 938 Unfälle“, sagt Erster Polizeihauptkommissar Gerhard Stern vom Polizeipräsidium Schwaben.

    Auch in diesem Jahr ist es wiederholt zu mehrstündigen Sperrungen nach schweren Unfällen gekommen. Zwei Menschen im Dienstbereich der Autobahnpolizei verloren dabei ihr Leben. Besonders oft kracht es dabei auf dem neun Kilometer langen Teilstück zwischen Neusäß und Friedberg. Ein Drittel aller registrierten Unfälle passieren dort. Ursache sind laut Stern vor allem eine nicht angepasste Geschwindigkeit, ein zu geringer Abstand und Fehler beim Spurwechsel. Und es gibt weitere Gefahrenpunkte.

    Tempolimit von 120 zwischen Neusäß und Friedberg ist erster Schritt

    „Tatsache ist, dass der Verkehr von Westen her, also aus Richtung Günzburg kommend, immer dichter wird“, erklärt Robert Schmid, Geschäftsführer der Pansuevia. Sind zunächst etwa 90.000 Fahrzeuge in dem Bereich täglich unterwegs, werden es im Raum Augsburg schließlich bis zu 110.000 Autos und Lastwagen, die sich in Richtung Lechbrücke bewegen. Fünf Anschlussstellen mit Aus- und Zufahrten auf die A8 und zur B17 regeln den Verkehr, Stellen mit einem hohen Gefahrenpotenzial. Das seit 30. Juli bestehende Tempolimit auf 120 Stundenkilometer ist daher nur der erste Schritt, um den Unfallbrennpunkt zu entschärfen.

    So soll nun schnellstmöglich der einfließende Verkehr an der Anschlussstelle Augsburg-West entzerrt werden. Hierfür wird schon bald der von Augsburg kommende Verkehr bis zur Lechbrücke auf eine Zubringerspur geleitet werden. „Die Fahrzeuge, die von Donauwörth kommen, werden dafür direkt auf die A8 geleitet“, erklärt Stern. Für Landrat Martin Sailer reichen diese Maßnahmen allerdings bei Weitem noch nicht aus. Er fordert eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung auf der A8. Maximal 120 Kilometer pro Stunde müssten seiner Meinung nach mindestens bis Günzburg gelten, wenn nicht für die gesamte A8.

    Vertreter der Polizei und der beiden Betreibergesellschaften präsentieren zusammen mit Hansjörg Durz die Verkehrszeichen „274-120“: Somit gilt ab sofort zwischen Neusäß und Friedberg Tempo 120. 
    Vertreter der Polizei und der beiden Betreibergesellschaften präsentieren zusammen mit Hansjörg Durz die Verkehrszeichen „274-120“: Somit gilt ab sofort zwischen Neusäß und Friedberg Tempo 120.  Foto: Andreas Lode

    Und Sailer geht mit seinen Forderungen sogar noch weiter. Er wünscht sich ein generelles Tempolimit von 130 Stundenkilometern und ein Überholverbot für Lastwagen auf allen deutschen Autobahnen. Damit stellt sich Sailer auch gegen seine Partei, die erst im Februar eine Kampagne gegen ein generelles Tempolimit gestartet hatte.

    Überholverbot für Lkw ist rechtlich nicht durchsetzbar

    Innenminister Joachim Herrmann hat erst vor wenigen Tagen zu diesen Punkten Stellung bezogen, nachdem ihm ein Anwohner erneut darauf angesprochen hat. „Ein Überholverbot für Lkw ist auf den Streckenabschnitten Burgauer Berg, Zusmarshausen und Adelsried rechtlich nicht durchsetzbar“, teilt Herrmann mit. Der Lkw-Anteil am Unfallgeschehen liege demnach in diesen Streckenabschnitten unter dem bayerischen Durchschnitt. Ein Lkw-Überholverbot in den Anschlussstellenbereichen würde im Gegenteil aufgrund der Topografie das Unfallrisiko sogar erhöhen. Zwischen den Anschlussstellen Burgau und Adelsried sei nach Auswertung der Unfallanalyse kein Unfallschwerpunkt gegeben. Diese Einschätzung dürfte jedoch bei der nächsten Unfallanalyse, die es im Dezember geben wird, schwer zu halten sein.

    Vergangene Woche war nach einem schweren Unfall mit einem Lkw zwischen Adelsried und Neusäß die A8 wieder stundenlang gesperrt. Ende Juni ist dort eine 38-jährige Frau nach einem schrecklichen Unfall, bei dem das Auto in zwei Teile getrennt wurde, noch an der Unfallstelle gestorben. Für Gerhard Stern ist daher das nun aktuelle Tempolimit zwischen Neusäß und Friedberg keine Strafe. „Schließlich wollen wir die Autofahrer nicht gängeln, sondern schützen.“

    Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: Das Tempolimit auf der A8 ist nur der erste Schritt

    Lesen Sie auch unsere A8-Multimedia-Story: Das A8-Experiment: Lohnt sich Rasen wirklich?

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