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Projekt: Die Heldentat mit dem eigenen Leben bezahlt

Projekt

Die Heldentat mit dem eigenen Leben bezahlt

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    Sie kamen von der Feldarbeit und wollten nach Hause: Vier Frauen wurden im Juli 1945 von einem amerikanischen Anhänger erfasst und getötet. Eine Gedenkplatte erinnert an sie. Demnächst soll es weitere Tafeln geben, die an die Geschichte der Kriegsopfer in der Marktgemeinde erinnern.
    Sie kamen von der Feldarbeit und wollten nach Hause: Vier Frauen wurden im Juli 1945 von einem amerikanischen Anhänger erfasst und getötet. Eine Gedenkplatte erinnert an sie. Demnächst soll es weitere Tafeln geben, die an die Geschichte der Kriegsopfer in der Marktgemeinde erinnern. Foto: Marcus Merk

    Vermutlich bewahrte Karl Gaa Zusmarshausen vor einem großen Unglück. An Dramatik ist jedenfalls kaum zu überbieten, was in der Nacht des 25. April 1945 passierte, als die Amerikaner vorrückten. Der Spenglermeister verhinderte, dass die Zusambrücke gesprengt wurde und bezahlte seine mutige Rettungsaktion mit dem Leben. Die Ereignisse sollen jetzt auf Gedenktafeln festgehalten werden. Kommende Woche sind die Stelen Thema im Ausschuss für Kultur, Generationen und Vereine des Marktgemeinderats.

    Es war bereits Nacht, als sich Karl Gaa und andere Zusmarshauser auf den Weg zur Zusambrücke machten. Die hatten Pioniere nach den Aufzeichnungen von Leonhard Both und Franz Helmschrott im Zusmarshauser Heimatbuch schon zur Sprengung vorbereitet. Ihr Ziel: den Vormarsch der Amerikaner stoppen. Die hätten den Ort vermutlich dem Erdboden gleich gemacht, wenn es zu einer Explosion gekommen wäre und sie auf Widerstand gestoßen wären. Um die wachhabenden deutschen Soldaten abzulenken, wurden sie mit Bier, Wurst und Brot im Anwesen Zech bewirtet. Spenglermeister Gaa konnte derweil an der Brücke unbemerkt die Zündkabel durchschneiden. Als er mit seinem Fahrrad auf dem Heimweg in der Ulmer Straße war – vermutlich gegen 1.30 Uhr – detonierte eine Artilleriegranate neben ihm und verletzte ihn tödlich. Der Vater von vier Kindern starb in der Stube des Strahl-Anwesens.

    Ein ähnliches Schicksal ereilte den erst 17-jährigen Heini Zott. Er sollte einen Dolmetscher holen, der mit den Amerikanern sprechen könnte. Die waren kurz davor, Zusmarshausen einzunehmen. Auf dem Weg zum pensionierten Bergwerksdirektor Petri, der Englisch beherrschte, traf Zott traf am Marktplatz Armin Stempfle. Der bot seine Hilfe an. Als die beiden beim Welschen Gäßchen angekommen waren, bemerkten sie die über die Wertinger Straße anrückenden Amerikaner. Die eröffneten sofort das Feuer, als Zott und Stempfle über die Straße rannten. Der 17-Jährige starb, Stempfle blieb unverletzt. Nur seine Jacke wurde am Ärmel zerfetzt.

    Weitere Tafeln erinnern an die vier Frauen, die ebenfalls auf der Wertinger Straße ihr Leben ließen: Franziska Eberhard, Viktoria Bronnhuber, Emma Juska und Edi Rausch kamen gerade von der Feldarbeit, als sich ein schwerer Hänger von einer amerikanischen Zugmaschine löste und sie tödlich erfasste. Heute erinnert eine Gedenkplatte unweit der Unfallstelle an das Unglück.

    Weitere Opfer gab es zwei Jahre nach Kriegsende zu beklagen. Drei Buben spielten unterhalb des Schlosses auf der Müllkippe. Sie entdeckten ein Geschoss, das explodierte – ein sogenannter Panzerschreck. Die vier und sechs Jahre alten Buben starben. Die Tafeln könnten mit dem bestehenden Gedenkplatz kombiniert werden, sagt Guido Clemens vom Zusmarshauser Kulturkreis. Er koordiniert die Umsetzung des Projekts, das sich die Arbeitsgemeinschaft Zusmarshauser Ortsvereine gewünscht hatte. Aus dem Erlös der Wohltätigkeitsveranstaltung in der Schwarzbräuhalle im Fasching werden 1000 Euro für die Gedenktafeln verwendet.

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