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Porträt: Zwischen New York und Leitershofen

Porträt

Zwischen New York und Leitershofen

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    „Aber es hat mich nicht so gestört, ich war so enthusiastisch.“Regisseurin Marianne Hettinger
    „Aber es hat mich nicht so gestört, ich war so enthusiastisch.“Regisseurin Marianne Hettinger

    Stadtbergen Am Anfang ihrer Karriere stand eine kleine Sünde: Ihre Eltern hatten der fünfjährigen Marianne das Fernsehen verboten, aber das Kind widersetzte sich und schaute heimlich einen Film im Zimmer des Hausmädchens. Der Streifen hieß „An American in Paris“ und die Zukunft der Marianne Hettinger war vorgezeichnet. „Seitdem wollte ich so tanzen wie Gene Kelly“, sagt sie.

    Hettinger, die ihre Kindheit im Stadtberger Stadtteil Leitershofen verbracht hat, ist heute Regisseurin, Schauspielerin und Tänzerin. Ihr Alter gibt sie nicht preis, weil „die Leute einen dann immer in eine bestimmte Schublade stecken“. Seit 30 Jahren wohnt sie in New York und tritt regelmäßig am Broadway auf. Jetzt war sie zu Besuch in der Heimat, um dem Stadtberger Bürgermeister Paul Metz eine Dvd ihres aktuellen Films „Mango Tango“ zu überreichen.

    Wenn Hettinger ihre Lebensgeschichte erzählt, dann geht es um die Glitzerwelt des Filmgeschäfts, aber auch um die nicht so schönen, die schattigen Seiten. Nach New York zieht sie unmittelbar nach den Abiturprüfungen, „ohne auf die Noten zu warten“. Als Startkapital hat sie 800 Dollar dabei. Sie ist fasziniert von Amerika, schon mit 15 war sie für einige Monate an einer High School. Hettinger bekommt ein Stipendium am National Shakespeare Conservatory, einer New Yorker Schauspielschule. Die Anfangszeit sei eine „richtige Herausforderung“ gewesen, sagt sie und erzählt von Mitbewohnern, die Drogen nehmen, und Kakerlaken in den Zimmern. „Aber es hat mich nicht so gestört, ich war so enthusiastisch.“ Sie habe trotz allem immer gefühlt, „dass ich dort richtig bin“.

    Bald wird sie als Model entdeckt, ist in Zeitschriften wie Sports Illustrated oder Elle zu sehen. Aber das will sie nach einiger Zeit nicht mehr machen, erzählt sie heute, es zieht sie wieder zum Film und zum Tanz.

    Hettinger übernimmt mehrere kleinere Rollen in Hollywood-Produktionen. Immer wieder spielt sie die langbeinige, attraktive Blondine. Sie tritt am Broadway auf, organisiert mit Kollegen Benefizvorstellungen und unterrichtet Tanz. 2009 schreibt sie das Drehbuch für ihren ersten Film „Mango Tango“, für den sie auch Regie führt und die Hauptrolle spielt. Darin verkörpert sie eine Tanzlehrerin, die durch die Suche nach dem richtigen Mann in die Therapie getrieben wird. Mit ihrem Debüt gewinnt sie mehrere Preise bei unabhängigen Filmfestivals. 2011 veröffentlicht sie ihren zweiten Film, den Kurzfilm „St. Vitus Dance“.

    Hettingers Stil bewegt sich irgendwo zwischen Komödie, Satire und Tanzfilm. Ihre Idole, sagt sie, sind die Regisseure Woody Allen und Pedro Almodovar. Jetzt, als Regisseurin, habe sie zu sich gefunden. „Man braucht eine gewisse Zeit, bis man in die eigene Spur kommt.“

    Ihre Filme bringen Hettinger immer wieder zurück nach Bayern. Mehrere Szenen von „Mango Tango“ drehte sie in Augsburg auf dem Rathausplatz. „Ich besinne mich langsam wieder auf meine Heimat“, sagt sie. „Hier gibt es soviel Natur und Ruhe, anders als in New York. Dort fühle ich mich manchmal wie ein wildes Tier im Dschungel.“

    Mittlerweile schreibt sie an ihrem nächsten Film, Ende des Jahres soll das Drehbuch fertig sein. Das Thema: eine Bayerin in New York. Die passenden Utensilien hat sie vor wenigen Tagen in der Heimat gekauft: eine Lederhose und ein Dirndl.

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