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Politik: Landwirtschaftsschule: Stadtberger gehen auf die Straße

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Landwirtschaftsschule: Stadtberger gehen auf die Straße

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    Rund 70 Menschen kamen am Freitag zur Demonstration für den Erhalt der Landwirtschaftsschule in Stadtbergen. Sie wurde vom Bund Naturschutz und von ehemaligen  Stadträten organisiert.
    Rund 70 Menschen kamen am Freitag zur Demonstration für den Erhalt der Landwirtschaftsschule in Stadtbergen. Sie wurde vom Bund Naturschutz und von ehemaligen Stadträten organisiert. Foto: Andreas Lode

    Das gibt es in Stadtbergen auch nicht alle Tage: Etwa 70 Personen versammelten sich am Freitag vor der Landwirtschaftsschule in Stadtbergen, um für deren Erhalt zu demonstrieren. Organisiert wurde der Protest vom Bund Naturschutz und den ehemaligen Stadträten Stadtbergens, die zahlreich vertreten waren.

    Stadtbergens Altbürgermeister Ludwig Fink sagte in seiner Rede nicht nur, dass die Landwirtschaftsschule überleben müsse, sondern dass sie auch gedeihen und sich weiter entwickeln solle. Als Gründe nennt er das große Einzugsgebiet des Großraums Augsburg mit fast 700 000 Einwohnern und die Schwierigkeiten, mit denen Landwirte zu kämpfen haben. Diese seien „ein Preisdumping ohnegleichen“ und „ungemein breites und anspruchsvolles Fachwissen“, sagt Fink. In einer Zeit des Umbruchs, wie die Landwirtschaft sie gerade erführe, eine renommierte Schule zu schließen, sei „unverantwortlich und ganz und gar nicht zeitgemäß“.

    Die Landwirtschaftsschule ist die einzige staatliche Institution in Stadtbergen

    Ludwig Finks langjähriger Kollege und Stellvertreter, Horst Brunner, schloss sich mit weiteren Argumenten an. Er betonte, dass diese Schule die einzige staatliche Institution der Stadt Stadtbergen trotz 15 000 Einwohnern sei. In seinem Brief an die bayerische Landwirtschaftministerin Michaela Kaniber forderte er: „Unsere Landwirtschaftsschule gehört nicht geschlossen, sondern erweitert – zur Akademie für Landwirtschaft, mit zusätzlichen Fach- und Studiengängen.“ Gründe dafür seien die gute Lage und Ausstattung der Schule. Selbst Landrat Martin Sailer habe vom Beschluss des bayerischen Staatsministeriums erst in der Zeitung erfahren und stehe nun unterstützend hinter den Protesten für den Erhalt der Einrichtung.

    Stadtbergens Bürgermeister Paulus Metz unterstützte die Gegner der Schließung ebenfalls. Er sei „sehr tief enttäuscht“. „Die Landwirtschaft hat eine elementare Bedeutung für unsere Ernährung und die Qualität unserer Lebensmittel“, sagte Metz.

    Franz Rotter (1. Vorsitzender Vfl-Kreisverband, von links), Horst Brunner sowie der ehemalige Bürgermeister von Stadtbergen, Ludwig Fink, nannten Argumente gegen die Schließung.
    Franz Rotter (1. Vorsitzender Vfl-Kreisverband, von links), Horst Brunner sowie der ehemalige Bürgermeister von Stadtbergen, Ludwig Fink, nannten Argumente gegen die Schließung. Foto: Andreas Lode

    Franz Rotter, der Vorsitzende des Kreisverbands für landwirtschaftliche Fachausbildung Augsburg-Schwabmünchen, sagte, dass die Schülerzahlen keinen Anlass zur Schließung gäben. Für die nächsten Jahre seien bereits einige Schüler angemeldet. „Ein paar wenige werden zur Schule nach Wertingen fahren, aber der Rest wird sich einfach nicht mehr weiterbilden, wenn dieser Standort geschlossen wird“, war Rotter überzeugt. Die speziellen Vorzüge des Standortes in Stadtbergen hob auch Martin Mayr, der Kreisobmann des bayrischen Bauernverbandes, hervor. „In Kaufbeuren und Kempten gibt es Schulen, die aber auf die Landwirtschaft im Allgäu spezialisiert sind“, erklärte Mayr.

    Schließung der frisch-sanierten Landwirtschaftsschule?

    Simone Strohmayr, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD im Landtag, brachte gleich mehrere Argumente: Vor Kurzem sei die Schule noch saniert worden, was die „unsägliche Kommunikation“ erneut hervorhebe. Zweitens sei Augsburg plötzlich ein Bildungsloch, während außenrum zahlreiche Landwirtschaftsschulen existierten. Als letzten Punkt beklagte Strohmayr, was für ein Zeichen dies setze und was als Nächstes kommen solle. „Was wird als Nächstes geschlossen? Das Amt? Die Schule in Wertingen?“, fragte sie die Zuhörer.

    Im Gespräch mit unserer Zeitung betonte sie, dass sie enttäuscht von Staatsministerin Carolina Trautner sei, die aus Stadtbergen stammt. Trautner habe nach ihren Kenntnissen diese Entscheidung, die Landwirtschaftsschule zu schließen, unterstützt und befürwortet, sagte Strohmayr. „Und das, obwohl sie wusste, dass weder der Landrat, noch der Bürgermeister zuvor informiert wurden.“ Diese politische Arbeit könne „nicht sein“.

    Als Vertreter der Grünen sprach der Landtagsabgeordnete Max Deisenhofer von der Wichtigkeit von Bildung und ermutigte die Leute, es nicht bei dieser einen Veranstaltung zu belassen, sondern weiterhin Druck auf die Politik auszuüben.

    Demoteilnehmer fühlen sich bei der Schließung der Landwirtschaftsschule übergangen

    Bei vielen Gästen ließ die Aktion wieder Hoffnung aufkeimen. Schulleiter Konrad Hörl war erfreut, dass es starkes überparteiliches Engagement gab. „Wir hängen mit Herzblut an dieser Einrichtung und sind sehr stolz auf unsere bisherige Bildungsarbeit“, sagte Hörl. Auch er sei von Trautner vor vollendete Tatsachen gestellt worden. „Ich bin aus allen Wolken gefallen und war sehr betroffen“, berichtete der Schulleiter.

    Martina Teifelhart, Bäuerin aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, fühlt sich schon lange von der Politik alleingelassen. „Wir sind die Buhmänner der Nation in Allem, was Umweltschutz angeht“, sagte Teifelhart. „Unser Beruf ist nicht gefragt, es wird über unsere Köpfe hinweg entschieden“. Während der Erntezeit habe ein Landwirt teilweise eine 80 Stunden Woche. Trotzdem seien die Preise seit 30 Jahren die gleichen. „Die Leute wollen regional, aber billig“, sagte Teifelhart.

    Christina Haubrich, Kreissprecherin der Grünen Aichach-Friedberg, beklagte, dass viele Bauern gegen die Umstellung der Schule auf ein innovatives Konzept seien. „Wir müssen gemeinsam stehen und zusammen arbeiten“, sagte Haubrich.

    Gerda Neudecker nahm als Stadtbergerin an der Demonstration teil. „Die Schule ist wichtig für regionales Essen“, sagte Neudecker. „Ich will kein Fleisch aus Argentinien kaufen müssen“.

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