Für das Augsburger Land ist Oberschönenfeld mit seinem Museum, der Schwäbischen Galerie, dem Staudenhaus und der Abtei ein besonderer Anziehungspunkt. Kulturinteressierte Menschen finden dort Wissensvermittlung, Lebenskunst, Entspannung und Spiritualität zugleich. Doch welche Rolle spielt dieser spannende Ort im Zeichen der Corona-Pandemie?
Zunächst: Die Sonne lacht, der Stillstand des öffentlichen Lebens ist aber auch hier zum Greifen nahe. Nur wenige Menschen gehen spazieren, genießen die erwachende Natur. Der Spielplatz ist ebenso verwaist wie der idyllische Biergarten und die Klostergaststätte, der Klosterladen und das Naturpark-Haus.
Oberschönenfeld: Hier wird gearbeitet - nur eben ohne Gäste
Das Museum hat ebenso geschlossen wie die Schwäbische Galerie oder das Gästehaus der Abtei. Nur die Bäckerstube der Zisterzienserinnen mit ihrem köstlichen Duft von frisch gebackenem Sechskorn- und Holzofenbrot hat geöffnet. Doch die sichtbare und gespürte Ruhe und Stille trügt. Sowohl in den Museumsräumlichkeiten als auch in der Abtei gehen Menschen nach wie vor ihrer Tätigkeit nach, nur eben ohne Publikum oder Gäste.
Museumsleiterin Beate Spiegel nennt die Stimmung in ihren Einrichtungen „gemischt“. Das hänge vom individuellen Befinden und den Gefühlen der Mitarbeiter ab, teilt sie auf Nachfrage mit. Von Stillstand sei aber keine Rede. „Wir bereiten derzeit zwei Ausstellungen vor und arbeiten auf Hochtouren auf den Starttermin hin“, sagt sie. Zum einen sei dies die Sonderausstellung „Zum Fressen gern?“. Sie gehe auf Spurensuche und beleuchte die unterschiedlichen Funktionen von Tieren in der Gesellschaft.
Interaktive Stationen zum Mitmachen, Rätseln und Nachdenken
„Geplant sind hier auch interaktive Stationen zum Mitmachen, Rätseln und Nachdenken.“ Ob dies nach der Museumsöffnung im Zeichen von Corona allerdings machbar ist, sei noch ungeklärt. In diesem Fall müsse man sich den Vorgaben der Gesundheitsexperten und der Politik anpassen.
Zum anderen stehe in der Schwäbischen Galerie die interessante Ausstellung „Tiere!“ an. Sie zeige Gemälde von Hanne Kroll und Keramiken von Matthias Hirtreiter. „Beiden Künstlern geht es vor allem darum, menschliches Handeln in der Darstellung eines Tieres widerzuspiegeln.“
Gänzlich abgesagt wurde dagegen der Internationale Museumstag. Er hätte am 17. Mai stattfinden sollen mit Kreativwerkstätten, Führungen und einigen Überraschungen. Er gehe jetzt nur virtuell über die Bühne, informiert Beate Spiegel.
Es wird mit Leidenschaft und Herzblut gearbeitet
Während der Corona-Krise besteht das Museum aus zwei Teams. Eines arbeitet im Homeoffice, das andere ist vor Ort. „Sie werden wechselseitig eingesetzt, sodass keine der beiden Gruppen miteinander in Berührung kommen“, erklärt die Chefin. „Nach wie vor werde mit Leidenschaft und Herzblut an den Projekten gearbeitet.“ Vermisst werden allerdings das fehlende Publikum und das soziale Miteinander, gesteht Spiegel. Sie gewinnt der Pandemie aber auch etwas „Gutes“ ab. „Wir können uns intern auf mehr digitale Strategien besinnen und die eine oder andere liegen gebliebene Sache bewältigen.“
Große Stille herrscht dagegen in der Zisterzienserinnenabtei. „Wir leben derzeit abgeschottet wie auf einer kleinen Insel“, berichtet Äbtissin Gertrud Pesch. „Der Klosterladen hat seine Pforten geschlossen wie auch unser Gästehaus.“ Die Sorge über die Pandemie, aber auch das Mitgefühl gegenüber den Opfern und deren Angehörigen sitze tief im Innern der Nonnen. „Das Ungewisse nagt, die eigene Ohnmacht wird klar“, gesteht sie. Von 6 Uhr in der Früh bis 19.30 Uhr abends werde die Zeit bis auf die Mahlzeiten für das Gebet genutzt.
„Der tägliche Termindruck ist weg“
Die nun im Kloster eingetretene Ruhe wertet die Klosterleiterin aber auch als Geschenk. „Der tägliche Termindruck ist weg“, stellt sie fest. Das bringe eine Neubesinnung und Neuorientierung, aber auch ein neues Hineinwachsen in tiefes Gottvertrauen.
Zugleich verweist Gertrud Pesch darauf, dass das Kloster im Laufe seines über 800-jährigen Bestehens viele schwere Krisen, wirtschaftlicher und kriegerischer Art, gemeistert habe: „Wir haben jedes Leid als Herausforderung angenommen, mit tiefem Glauben bewältigt und sind letztlich gestärkt daraus hervorgegangen.“
Aus der Not eine Tugend gemacht
Außerhalb des Gebets wehren sich die Nonnen gegen die Corona-Krise mit der Nähmaschine. „Wir machen aus der Not eine gemeinsame Tugend“, so die Äbtissin. „Wir helfen der St-Josefs-Kongregation in Ursberg und nähen für die Einrichtung Mundschutz und Schutzkittel.“ Das gebe nicht nur Hoffnung, sondern gestalte sich auch als Kraftquelle für ein besonderes fürsorgliches Miteinander.
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