Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Oberschönenfeld/Gessertshausen: Der Weiherhof wird zum Millionen-Projekt

Oberschönenfeld/Gessertshausen

Der Weiherhof wird zum Millionen-Projekt

    • |
    Martin Sailer und sein Vorgänger als Bezirkstagspräsident,  Jürgen Reichert, im Sommer 2017 im Weiherhof. Damals wurden die Weichen für das Großprojekt gestellt.
    Martin Sailer und sein Vorgänger als Bezirkstagspräsident,  Jürgen Reichert, im Sommer 2017 im Weiherhof. Damals wurden die Weichen für das Großprojekt gestellt. Foto: Foto: Marcus Merk

    Ein Atelier mit Übernachtungsmöglichkeit für Künstler und ein Depot für Kunstwerke: Das sind die Pläne für den Weiherhof, die ehemalige Wirtschaftsanlage zwischen Oberschönenfeld und Döpshofen. Zu dieser Lösung hatte sich der Bezirk vor rund eineinhalb Jahren entschlossen, im nächsten Jahr könnte der Umbau starten. Das hat jetzt Landrat Martin Sailer, der seit einigen Wochen auch Bezirkstagspräsident ist, am Rande der Sitzung des Schul- und Kulturausschusses des Kreistags gesagt. Im Raum steht eine Summe von 8,5 Millionen Euro für Sanierung und Umbau, einen beträchtlichen Teil wird dann auch der Landkreis übernehmen. Es könnte um gut eine Million Euro in den nächsten zwei bis drei Jahren gehen. „Weil der Bezirk in seinen Planungen aber noch nicht so weit ist, muss auch der Landkreis noch abwarten“, so der Leiter des zuständigen Geschäftsbereichs, Michael Püschel.

    Verwickelte Entstehungsgeschichte

    Weil die geplante Investitionssumme derart hoch ist, dass sie für einen Landkreis allein schlecht zu schultern wäre, übernimmt diese Aufgabe der Bezirk, so die Sprecherin des Bezirks, Ulrike Knoefeldt-Trost. „Wir wollen dort Kunst und Kultur erlebbar machen“, beschreibt sie. Was für derartige Projekte des Bezirks ebenfalls typisch sei: „Die Bedeutung geht weit über den Landkreis hinaus.“ Dass der Bezirk jetzt überhaupt mit dem Weiherhof planen kann, ist eine verwinkelte Geschichte. Dabei spielt auch ein bis heute unbekannter Gönner eine entscheidende Rolle.

    Jahrelang hatte im Weiherhof eine Gaststätte existiert, die aber schließlich nicht mehr gut lief. Um den Weiherhof für Oberschönenfeld zu erhalten, war es dem Klosterunterstützer und ehemaligen Landtagsabgeordneten Max Strehle schließlich gelungen, einen unbekannten Gönner zu finden, der den Weiherhof kaufte und dem Kloster schenkte. Im Weiherhof stand im Mittelalter die Wiege von Oberschönenfeld, hier lebte die erste Gemeinschaft von Klosterschwestern.

    Für die Klosterschwestern eine Belastung

    Keine ganz einfache Gabe für die wenigen verbliebenen Klosterschwestern. Die werden seit Langem in ihrem Wirken nicht allein vom Freundeskreis, sondern auch vom Bezirk Schwaben unterstützt. Dieser hat den ehemaligen Wirtschaftshof gepachtet, dort ist unter anderem das Museum Oberschönenfeld untergebracht.

    Weil der Bezirk sich unter anderem auch um Behindertenarbeit in Schwaben kümmert, sei der erste Gedanke gewesen, dort eine Behinderteneinrichtung unterzubringen, berichtete Max Strehle. Der Umbau sei jedoch zu aufwendig und teuer gewesen. Immerhin umfasst das Anwesen 18500 Quadratmeter, neben dem Wirtshaus auch 19 Zimmer und drei Wohnungen.

    Widerstand gegen Asylbewerber-Unterkunft

    Die nächste Idee war, im Weiherhof Asylbewerber unterzubringen. Auch die Klosterschwestern als Eigentümerinnen hätten die Idee befürwortet, dort etwa verfolgte Christen aus dem Irak unterzubringen. Doch vor allem im Ortsteil Weiherhof selbst wurde diese Debatte emotional geführt. 90 Flüchtlinge bei 30 Einwohnern seien zuviel, hieß es unter anderem. Schließlich sprach sich der Petitionsausschuss des Landtags gegen die Unterbringung aus. Im Laufe der Debatte hatte sogar die Identitäre Bewegung in einer Nacht-und-Nebel-Aktion Aufkleber und Plakate gegen die Unterbringung am Weiherhof angebracht.

    Entscheidung Ende März?

    Nun soll der Weiherhof ein Zentrum für Kunst und Kultur werden. Neben dem Lager für zeitgenössische Kunst ist dort angedacht, in der alten Gastronomie mit dem Landkreis zusammen ein „Haus der Kultur“ zu eröffnen, mit Übernachtungsmöglichkeit für Künstler, Veranstaltungen und Ausstellungen. „Ich kann mir vorstellen, dass wir das schaffen können“, sagte Martin Sailer, damals noch allein Landrat, bei der Vorstellung der Pläne vor eineinhalb Jahren. „Aber auch das wird wie die Einrichtung und Führung des Museums eine Generationenaufgabe sein.“ Geschaffen werde im Weiherhof ein „Ort des Identifizierens mit der Heimat“, so Sailer weiter. Der Bezirk will sich auf der Sitzung des Kulturausschusses Ende März mit den Plänen befassen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden