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Nordendorf: Vergessenes Denkmal steht in Nordendorf jetzt am Ortseingang

Nordendorf

Vergessenes Denkmal steht in Nordendorf jetzt am Ortseingang

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    Der Obelisk erinnert nun am Ortseingang von Nordendorf an die archäologischen Funde, die schon im 19. Jahrhundert hier gemacht wurden.
    Der Obelisk erinnert nun am Ortseingang von Nordendorf an die archäologischen Funde, die schon im 19. Jahrhundert hier gemacht wurden. Foto: Andreas Lode

    Bis vor kurzem sah man dem Denkmal von Nordendorf an, dass es fast 170 Jahre alt ist. Der einst weiße Sandstein war dunkel angelaufen und mit Moos und Flechten überwachsen. Das Podest aus Muschelkalk war komplett verfallen. Es stand zwischen der Hecke eines privaten Gartens und der Bahnstrecke und geriet langsam in Vergessenheit. Langsam verwucherte das

    Die handwerkliche Seite des Projekts wurde von Steinmetz Stefan Hampel aus Mertingen betreut. „Wir wollen den Leuten bewusst machen, was hier für historisch wertvolle Funde gemacht wurden“, sagt Thomer.

    Im Fundament des Denkmals wird eine Zeitkapsel untergebracht

    Die Steinmetze Helmuth und Stefan Hampel (von rechts) haben den Obelisken restauriert. Wolfgang Thomer (Kulturkreis), Ingrid Schöniger (Vorsitzende Kulturkreis) und Bürgermeister Tobias Kunz (vorn von links) versenken im Fundament eine Zeitkapsel.
    Die Steinmetze Helmuth und Stefan Hampel (von rechts) haben den Obelisken restauriert. Wolfgang Thomer (Kulturkreis), Ingrid Schöniger (Vorsitzende Kulturkreis) und Bürgermeister Tobias Kunz (vorn von links) versenken im Fundament eine Zeitkapsel. Foto: Andreas Lode

    Man hat versucht, sich möglichst nah an das Original zu halten, aber eine kleine Veränderung haben die Denkmalschützer doch vorgenommen: In einer Aussparung im Fundament wurde auf Hampels Anregung eine Zeitkapsel aus Edelstahl untergebracht, in der sich Briefe an die Nordendorfer der Zukunft befinden. Neben Bürgermeister Tobias Kunz und Wolfgang Thomer hat auch Hampel ein paar Worte für die Nachwelt hinterlassen: „Sehr persönlich. Über das Handwerk, über Corona, wie ich zu meinem Beruf gekommen bin“, sagt er.

    In seinem Brief an die Bürgerinnen und Bürger der Zukunft habe er über Nordendorf und Blankenburg erzählt, von den Menschen und Vereinen, die das Leben im Ort prägen, erklärt Bürgermeister Kunz. Unter anderem schrieb er, das Denkmal mitsamt seiner Zeitkapsel erinnere daran, „dass wir innerhalb der Geschichte unserer Heimatgemeinde nur einen kleinen Zeitraum selbst erleben und gestalten dürfen. Jede Bürgerin und jeder Bürger hat in der eigenen Lebenszeit Nordendorf und Blankenburg zu dem gemacht, was Sie nun Ihre Heimat nennen dürfen.“

    Replik einer in Nordendorf gefundenen Gewandfibel

    Neben den Briefen wurde auch noch eine Replik einer in Nordendorf gefundenen Gewandfibel in der Zeitkapsel deponiert. „Wenn das Denkmal irgendwann abgerissen wird, können die Leute noch etwas über die Vergangenheit lernen“, sagt Thomer.

    Auf Wunsch König Ludwig I. wurde das Denkmal 1853 errichtet, um der Ausgrabung eines alemannischen Friedhofs aus der Merowinger-Zeit zu erinnern. Dieser war 1843 circa 100 Meter weiter nördlich entdeckt worden. Die Funde von dort waren so bedeutsam, dass sie Nordendorf einen Ruf als eine Art „Deutsches Pompeii“ einbrachten.

    Das Projekt nahm zwei Jahre Zeit in Anspruch

    Zwei Jahre war das Projekt der Denkmalversetzung in Planung. „Langsam bin ich auch froh, dass es vorbei ist“, sagt Wolfgang Thomer. Bevor er aktiv geworden ist, habe keiner außerhalb von Nordendorf von diesem Denkmal gewusst: „Weder das Landesdenkmalamt noch die Deutsche Bahn, der das Grundstück gehört“, sagt er. Die Idee, das Denkmal zu versetzen war im Kulturkreis nicht unkontrovers. „Es gab Puristen, die das Denkmal am Originalplatz stehen lassen wollten“, sagt Thomer. Trotzdem konnte er sich durchsetzen. Hampel war von Anfang an dabei und entschlossen, feinste Arbeit zu leisten: „Das muss einfach richtig sitzen“, sagt er.

    Auch Hampel konnte viel aus dem Denkmal lernen: „Es ist sehr interessant zu sehen, wie die Kollegen das damals so gemacht haben“; sagt er. Für den Fachmann sei es zum Beispiel offensichtlich, dass das Denkmal per Hand gemeißelt wurde. „Die Oberfläche sieht ganz anders aus, als wenn man das mit dem Sandstrahler macht“, sagt er. Fast einen Monat ist es her, dass er das Denkmal abmontiert hat. „Der Abbau war am kniffligsten“, sagt er. Fast drei Tonnen wiegt das Denkmal. Das ist ungefähr viermal so viel wie die größten Grabsteine, mit denen er sonst arbeitet.

    Steinmetz meißelt das obere Podest aus Muschelkalk neu

    Per Sackkarre und Pickup transportierte er das Denkmal in seine Werkstatt nach Mertingen. Das obere Podest aus Muschelkalk, auf dem die Säule ruht, musste er komplett neu meißeln. Das Original war zu verfallen. Schon in der vergangenen Woche hat Hampel ein Fundament gegossen, in dem der Obelisk nun festgedübelt wurde.

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