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Nordendorf: Nordendorfer Schandfleck: Gemeinde kauft verfallenen Bahnhof

Nordendorf

Nordendorfer Schandfleck: Gemeinde kauft verfallenen Bahnhof

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    Das verfallene Bahnhofsgebäude in Nordendorf hat noch einmal einen neuen Anstrich bekommen. Jetzt hat es die Gemeinde gekauft - und wird es wahrscheinlich abreißen.
    Das verfallene Bahnhofsgebäude in Nordendorf hat noch einmal einen neuen Anstrich bekommen. Jetzt hat es die Gemeinde gekauft - und wird es wahrscheinlich abreißen. Foto: Marcus Merk

    Vor wenigen Tagen hat die Fassade des Bahnhofsgebäudes in Nordendorf einen neuen weißen Anstrich erhalten. Dieser kann allerdings nicht den Verfall des Hauses überdecken, dessen Fenster im Erdgeschoss seit Jahren mit Holzbrettern abgedeckt sind. Während ein großzügiger, überdachter Abstellplatz für Fahrräder und die Bushaltestelle attraktive Angebote für Pendler sind, hat sich das Gebäude zum Schandfleck entwickelt.

    Jetzt hat sich die Gemeinde mit dem bisherigen Eigentümer geeinigt und kauft Haus und Grundstück. In der vergangenen Woche wurden die nötigen Dokumente unterschrieben, ab Mitte Januar gehört das Areal der Gemeinde Nordendorf.

    Die Entscheidung für den Kauf des Bahnhofs Nordendorf war nicht leicht

    Für den Gemeinderat wie auch für ihn selbst sei es keine leichte Entscheidung gewesen, erklärt Bürgermeister Tobias Kunz. "Der Kauf des Bahnhofs war in erster Linie eine rationale Entscheidung", sagt Kunz. Ein wichtiger Aspekt dabei: "Wir haben als Gemeinde jetzt die Hand drauf und können in den kommenden Jahren etwas Vernünftiges daraus machen, das im Sinne der Gemeinde und der Allgemeinheit ist." Es gebe bei der Gestaltung nun keine Abhängigkeiten von fremden Eigentümern mehr.

    Der bisherige Eigentümer, ein Immobilienunternehmen aus Sachsen-Anhalt, hatte sich viele Jahre nicht um das Gebäude gekümmert. Nach dessen Angaben sei jahrelang von einem Mieter zuverlässig der vereinbarte Mietpreis gezahlt worden, weshalb man annahm, dass alles in Ordnung sei. Erst in diesem Jahr bemerkte der Eigentümer, dass es um das Gebäude nicht gut bestellt ist. Auch dass auf dem Gelände nach Abschluss des üblichen Planfeststellungsverfahrens vor sechs Jahren Lärmschutzwände gebaut wurden, will er nicht erfahren haben. Er drohte mit rechtlichen Schritten und sogar dem Abriss des Lärmschutzes.

    Im Inneren wirkt das Nordendorfer Gebäude wie eine Ruine

    Vor Ort war der Verfall jedenfalls schon von außen offensichtlich. Im Inneren wirkt das Haus wie eine Ruine - mit durchbrochenen Wänden und zum Teil ohne Anschluss aus der Wand ragenden Leitungen. Nur in einem separaten Raum sei noch etwas Technik der Deutschen Bahn in Betrieb, diese werde jedoch schrittweise in Schaltschränke außerhalb des Gebäudes verlegt, erläutert Kunz bei einem Ortstermin.

    Sechs Jahre nach dem Bau der Lärmschutzwand am Bahnhof Nordendorf hat der Eigentümer die Veränderung bemerkt.
    Sechs Jahre nach dem Bau der Lärmschutzwand am Bahnhof Nordendorf hat der Eigentümer die Veränderung bemerkt. Foto: Marcus Merk

    Nachdem sich einige Gemeinderäte und der Bürgermeister bei mehreren Besuchen im Gebäude umgesehen hatten, war die Einschätzung ernüchternd: "Wir werden uns damit anfreunden müssen, das Gebäude nicht mehr in einem vernünftigen Rahmen retten zu können", sagt Tobias Kunz. "Das haben uns hinzugezogene Handwerker auch bestätigt." Dennoch fiel die Entscheidung für den Kauf: "Wir haben nicht für den Kauf des Bahnhofs gestimmt, weil der Eigentümer in der Zeitung mit Rechtsstreitigkeiten gedroht hat, sondern weil wir die Gestaltungshoheit für diesen Schandfleck haben wollten", so Kunz.

    Kein Zeitdruck bei der Planung des neuen Bahnhofsumfelds

    Für einige Monate oder Jahre werden die Nordendorfer aber trotzdem noch mit dem aktuellen Anblick leben müssen. Es werde kein schnelles Projekt werden, da vorab organisatorische Vorarbeiten mit vielen Akteuren geleistet werden müssen, erklärt Kunz. So erfordert etwa der Abriss des Gebäudes eine Abstimmung mit der Bahn, schließlich will niemand eine Gefahr für den Zugverkehr heraufbeschwören.

    Und wie der Bahnhof und sein Umfeld zu einem attraktiven Eingang in den Ort gestaltet werden kann, muss diskutiert werden. "Für die Planung und Ideenentwicklung haben wir nun keinen Zeitdruck", erklärt Kunz. Erste Gedanken gingen in Richtung der Gestaltung eines schönen Bahnhofsplatzes sowie einer barrierefreien Unterführung zur anderen Gleisseite.

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