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Nordendorf: Jugendliche starben: Anklage gegen mutmaßlichen Dealer

Nordendorf

Jugendliche starben: Anklage gegen mutmaßlichen Dealer

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    An der Meitinger Mittelschule war  die Trauer um den 15-jährigen Schüler und seinen 16-jährigen Kumpel groß. Beide starben Mitte Juni an einer Überdosis.
    An der Meitinger Mittelschule war die Trauer um den 15-jährigen Schüler und seinen 16-jährigen Kumpel groß. Beide starben Mitte Juni an einer Überdosis. Foto: Marcus Merk (Archivbild)

    Im Zusammenhang mit dem Tod zweier Jugendlicher in Nordendorf (Kreis Augsburg) im Sommer hat die Staatsanwaltschaft jetzt Anklage gegen einen 34-Jährigen erhoben. Er soll die Drogen verkauft haben, die zum Tode der beiden jungen Männer führte.

    Die Eltern eines 16-Jährigen hatten diesen und seinen ein Jahr jüngeren Freund Mitte Juni Tod im Haus gefunden. Beide hatten offenbar eine tödliche Dosis Amphetamine genommen. Wenige Tage später nahm die Polizei einen Mann aus dem nördlichen Landkreis fest. Er stand im Verdacht, den Jugendlichen die Drogen verkauft zu haben.

    Nun hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den heute 34-Jährigen erhoben und nennt dabei erstmals in der Öffentlichkeit detaillierte Vorwürfe.

    Die Anklage gegen den 34-jährigen Deutschen aus dem Landkreis Augsburg lautet auf Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge in sechs Fällen und Abgabe von Betäubungsmitteln an eine Person unter 18 Jahren in vier Fällen.

    Mann soll Jugendlichen in Nordendorf Amphetamin verkauft haben

    Der Angeschuldigte ist laut Staatsanwaltschaft dingend verdächtig, im Zeitraum Frühjahr 2019 bis Juni 2020 Betäubungsmittel (Marihuana, Kokain und Amphetamin in unterschiedlicher Form) überwiegend in nicht geringer Menge verkauft zu haben. Dabei soll er in vier Fällen Betäubungsmittel auch an den im Juni nach einer Überdosis verstorbenen 16-Jährigen aus Nordendorf verkauft haben. Die Betäubungsmittel, insbesondere das an den 16-Jährigen veräußerte Amphetamin, sollen zum Teil einen sehr hohen Wirkstoffgehalt gehabt haben, so der Vorwurf der Anklagebehörde.

    Wie unsere Redaktion erst vor wenigen Wochen berichtete, spielen nach den Erkenntnissen der Polizei synthetische Drogen im nördlichen Landkreis Augsburg eine größere Rolle als im Rest des Augsburger Landes. Rauschgiftdelikte im Zusammenhang mit Amphetaminen nahmen deutlich zu. Waren es 2018 noch 343 Fälle, stieg die Zahl im vergangenen Jahr auf 380. Das sind knapp elf Prozent mehr, wie aus der Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums Schwaben Nord hervorgeht.

    Auch bei einem weiteren spektakulären Kriminalfall in Nordendorf spielten Drogen eine wichtige Rolle. Im Wahn hatte ein 35-Jähriger zwei arglose Menschen mit einer Pfeilschusswaffe angegriffen und schwer verletzt. Erst diesen Sommer ließ ein Gericht den "Pfeilschützen von Nordendorf" in die Psychiatrie einweisen.

    Gesetz sieht bis zu 15 Jahre Haft vor

    Dem 34-jährigen mutmaßlichen Drogendealer droht dagegen eine längere Haftstrafe, wenn ihn die Große Strafkammer am Landgericht Augsburg verurteilt. Das Strafgesetzbuch sieht für Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge und für Abgabe von Betäubungsmitteln als Person über 21 Jahren an eine Person unter 18 Jahren eine Freiheitsstrafe von einem bis 15 Jahren Haft vor.

    Der Angeschuldigte befindet sich seit Mitte Juni in dieser Sache in Untersuchungshaft. Über die Eröffnung des Verfahrens wurde laut Staatsanwaltschaft noch nicht entschieden und daher auch noch keine Termine zur Hauptverhandlung bestimmt.

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