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Neusäß: Zuzug hält an: Die Einwohnerzahl in Neusäß wird weiter wachsen

Neusäß

Zuzug hält an: Die Einwohnerzahl in Neusäß wird weiter wachsen

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    Große neue Wohnquartiere wie der Beethovenpark auf dem Sailer-Areal bringen neue Einwohner für Neusäß mit sich. Das zeigt auch die Statistik.
    Große neue Wohnquartiere wie der Beethovenpark auf dem Sailer-Areal bringen neue Einwohner für Neusäß mit sich. Das zeigt auch die Statistik. Foto: Marcus Merk

    Die Stadt Neusäß benötigt in den nächsten Jahren zusätzliche Plätze in Kindertagesstätten. Günter Katheder-Göllner, Experte beim Landratsamt für das Thema, gab den Stadträten mit Blick auf die Statistiken zur Bevölkerungsentwicklung diesen Rat mit auf den Weg. Neusäß ist und bleibe in nächster Zeit eine Stadt, in die vermehrt Menschen ziehen wollen. Die Stadträte wollen auf diese Prognose reagieren.

    Welche Gründe gibt es für den immer noch weiter steigenden Bedarf in den Kindergärten? „Wir haben zurzeit eine sehr starke Elterngeneration“, sagte Katheder-Göllner im Kultur-, Bildungs-, Sozial- und Sportausschuss. Ende der 50er- und Anfang der 60er-Jahre kamen vergleichsweise viele Menschen auf die Welt. Die Enkel dieser Babyboomer kämen in einigen Jahren dann in die Kindergärten. Die Statistik für Neusäß zählt aktuell 22.444 Einwohner. Die Prognose geht davon aus, dass im Jahr 2026 23.754 Einwohner erreicht werden. Laut Katheder-Göllner wird sich der Siedlungsdruck weiterhin von Augsburg ins Umland verlagern. Das Uniklinikum nannte er einen „Zuzugstreiber“.

    Zuwachs durch Flüchtlinge in Neusäß

    Neusäß habe außerdem sehr wenig Wegzüge, das sei „sehr erfreulich“. Im Gegenteil: Es seien weitere Zuzüge in die Stadt zu erwarten. Die Zahl der Zuzüge hängt laut Katheder-Göllner immer vom Wohnungsmarkt ab, das sehe man am Beispiel des Jahres 2019, als unter anderem viele neue Wohnungen auf dem Sailer-Areal entstanden sind. Katheder-Göllner nannte neue Baugebiete „durchaus realistisch“. Die Stadt könne mit Blick auf die Zahlen weitere Wohnflächen ausweisen.

    Neusäß habe ebenso einen Einwohnerzuwachs durch die Flüchtlinge, die vor allem 2015 gekommen sind, erklärte Katheder-Göllner. Auch deswegen werde der Bedarf nach Kita-Plätzen steigen. Nach der Prognose des Landratsamts wird im Jahr 2024 am meisten Betreuungsangebot benötigt werden. Katheder-Göllner dazu deutlich: „Sie werden Plätze in den Kindergärten schaffen müssen, um den Bedarf in den nächsten Jahren abzudecken.“ Im Krippenbereich schaue es „wesentlich entspannter aus“. Diese Nachricht verwunderte so manche Stadträte.

    Stärkster Jahrgang in der Stadt ist 1992

    Im Jahr 1992 gab es die höchste Geburtenzahl im Stadtgebiet. Von diesem Jahrgang seien inzwischen viele beruflich oder zum Studium weggegangen. Katheder-Göllner stellte bei der Geburtenentwicklung einen Unterschied zum Landkreis fest: Während der Trend kreisweit eindeutig schon länger und stabil nach oben zeigt, gehe es in Neusäß mal rauf und mal runter. Im Durchschnitt kamen in Neusäß in den Jahren 2012 bis 2019 jährlich rund 170 Kinder auf die Welt. Es sei nicht verwunderlich, dass Neusäß viele Familien anziehe, so Katheder-Göllner. Die Stadt habe mit den Schulen und der Verkehrsanbindung eine „tolle Infrastruktur“.

    Bürgermeister Richard Greiner erinnerte an den „Wiedervereinigungsboom“ Anfang der 90er-Jahre, der sich auch in Neusäß ausgewirkt habe. Damals wurden neue Kindergärten gebaut, unter anderem in Steppach und an der Westheimer Straße. Jetzt gebe es erneuten Bedarf durch den Zuzug von Familien und die Migration. Greiner betonte aber auch, dass er sich freue, dass der Raum Augsburg immer noch eine Zuzugsregion sei. Die Prognosen im Jahr 2000 hätten ganz anders geklungen. Sie seien von einer Stagnation ausgegangen. Inzwischen habe die Nachbarstadt Augsburg die Marke von 300.000 Einwohnern gerissen, „da spüren auch wir den Druck“. Noch sei Neusäß in der Lage, jedem Kind einen Platz in einer Kita anzubieten, sagte der Bürgermeister. Mit Betonung auf noch.

    Neusäß braucht die Einkommensteuer

    Stadträtin Silvia Daßler von den Grünen sagte, dass Zuzug generell ja etwas Positives sei. Die Stadt Neusäß lebe ja zum großen Teil von der Einkommensteuer. Daßler sprach sich dafür aus, bei den Kindergärten in den nächsten Jahren die modulare Bauweise zu bevorzugen. „Sodass wir immer je nach Bedarf an einem Bestand andocken können.“ Markus Bühne (CSU) sprach sich bei der Planung der Bebauung dafür aus, in Zukunft wieder weg vom Geschosswohnungsbau und hin zu Einfamilienhäusern zu gehen. In der Stadtmitte (Stichwort Sailer- und Schusterareal) seien beispielsweise in der jüngsten Zeit viele Mehrfamilienhäuser geschaffen worden.

    Der Experte vom Landratsamt empfahl bei Kindergärten ebenso die modulare Bauweise. Damit sei die Stadt viel flexibler. Bürgermeister Greiner sagte, man müsse sich als Nächstes alle bestehenden Standorte anschauen und dort nach neuen Kapazitäten suchen. Auch bei anstehenden Renovierungen sei der steigende Bedarf an Plätzen im Hinterkopf zu behalten. Greiner abschließend: „Jetzt haben wir auf jeden Fall mal Zahlen als Grundlage.“

    Für ihre Planungen gab Katheder-Göllner den Stadträten noch einige Thesen mit auf den Weg: Neu zugezogene Familien haben einen höheren Betreuungsbedarf als ortsansässige Familien. Wenn Krippe und Kindergarten gebührenfrei werden, werde die Nachfrage nach Plätzen steigen. Es werde in Zukunft außerdem eher mehr als weniger Integrationskinder mit höherem Betreuungsbedarf geben.

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