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Neusäß: Vor 62 Jahren den Ehering im Acker verloren: Dann passiert etwas Unglaubliches

Neusäß

Vor 62 Jahren den Ehering im Acker verloren: Dann passiert etwas Unglaubliches

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    Nach 62 Jahren wurde der verlorene Ehering auf einem Acker bei Hainhofen gefunden. Im Bild (von links): Walburga Ellenrieder, Finder Jeffrey Miller, Sohn Hubert Ellenrieder und Ehemann Sebastian Ellenrieder.
    Nach 62 Jahren wurde der verlorene Ehering auf einem Acker bei Hainhofen gefunden. Im Bild (von links): Walburga Ellenrieder, Finder Jeffrey Miller, Sohn Hubert Ellenrieder und Ehemann Sebastian Ellenrieder. Foto: Marcus Merk

    Der Ehering hat für die meisten verheirateten Paare eine ganz besondere Bedeutung. Er steht für Treue und Verbundenheit. Man ist verheiratet, gehört zu jemandem und will dies, insbesondere wenn man jung verheiratet ist, auch nach außen zeigen. Man trägt ihn jeden Tag, will ihn möglichst nie ablegen. So war das auch für Walburga Ellenrieder, als sie vor 62 geheiratet hat. Um so schlimmer, was dann passierte: Auf einmal war der Ring einfach weg. Und ist jetzt, auf praktisch unglaubliche Weise, wieder aufgetaucht.

    So fing die Geschichte an: Im Mai 1958 hatte sie mit 24 Jahren geheiratet. Während die Ehe auch heute, nach so langen Jahren sehr glücklich ist und auch mit Ersatzring hielt, hatte sie mit ihrem nagelneuen Ehering nicht so viel Glück. „Bei der Kartoffelernte im darauffolgenden Herbst, die damals noch per Hand erledigt wurde, ist es passiert“, erinnert sich Ellenrieder noch, als wenn es gestern gewesen wäre. „Man arbeitete eben den Ackerboden mit den Händen um und plötzlich war der Goldring verschwunden. Er saß tatsächlich etwas locker. Früher hat man eben gedacht, man müsse den Ehering immer anhaben“, erzählt Walburga Ellenrieder.

    Ein Wiederfinden schien aussichtslos

    Das Entsetzen war groß und die junge Ehefrau untröstlich, als sie den herben Verlust bemerkte. Ein Wiederfinden des Schmuckstücks auf dem Acker in Hainhofen mit einer Größe von 3,5 Hektar, also 30.500 Quadratmeter, schien aussichtslos. Dennoch haben sie und ihre Familie in all den Jahren immer wieder bei der Bearbeitung des Felds an jener Stelle besonders Acht gegeben. Für ihren Ehemann war eines klar, er besorgte so schnell wie möglich Ersatz beim ehemaligen Juwelier Wagner in der Annastraße in Augsburg.

    Aber es war eben nicht der Ehering. Lange hatte Walburga Ellenrieder keine Zeit dem Verlust nachzutrauern, denn schon bald kam ihr erster Sohn und mit Familie und der Arbeit in der Landwirtschaft, war sie weitgehend ausgelastet. Über die Jahre hinweg stand der Verlust somit nicht mehr so im Fokus. Dass der verlorene Ehering sie dennoch nie losgelassen hat, davon erzählt ihr Sohn Hubert.

    Mit einem Metallsuchgerät nach alten Münzen gesucht

    „Die Geschichte hat sie immer bewegt, denn immer wieder hat sie uns Kindern davon erzählt“. Somit wurde er auch aufmerksam, als er vor drei Jahren einem jungen Mann aus Deubach im Schmuttertal begegnete, der dort mit einem Metallsuchgerät nach alten Münzen suchte. Bis 20 Zentimeter unter dem Boden könne er Metall wahrnehmen, erklärte ihm Jeffrey Miller damals. „Da kurz darauf die Diamantene Hochzeit meiner Eltern anstand, habe ich ihn gefragt, ob er auf dem bewussten Acker nach dem Ehering meiner Mutter suchen wollte“, erzählt der Sohn und so zog Miller, immer dann, wenn der Acker am Himmelreich begehbar war, mit seinem Metallsuchgerät los.

    Kuriose Funde in der Region

    • Kupferbeil Es ist sein bedeutendster Fund: Im September 2019 findet der Lauinger Sondengeher Markus Kerle ein Beil aus Kupfer, das vermutlich aus dem vierten Jahrtausend v. Chr. stammt. Damit ist es sogar älter als das Alte Reich Ägyptens. Das Sondengehen mit Metalldetektor ist in Deutschland erlaubt. Es sei wichtig, sagt Kerle, seine Suchen stets mit Behörden und Grundbesitzern abzusprechen.
    • Bronzeschwert Ein Baggerfahrer findet im Jahr 2015 im nördlichen Landkreis ein jahrtausendealtes, nahezu gänzlich erhaltenes Bronzeschwert. Selbst feine Verzierungen sind noch erkennbar. Kurz darauf stirbt der Mann bei einem Arbeitsunfall, davor übergibt er das Schwert noch einer Archäologin. Es stammt wohl aus dem Jahr 1500 v. Chr., also aus der Mittelbronzezeit.
    • Tagebuch Bei einer Führung durch das Museumsdepot entdeckt der Stadtarchivar Christoph Lang aus Aichach ein Tagebuch aus dem 19. Jahrhundert, das in Geheimschrift geschrieben ist. Autor ist der Aichacher Dorfschullehrer Ignaz Meyer. Darin schildert er Alkoholexzesse oder, wie er ab und an in Frauenkleider schlüpft. Es ist das weltweit zweitumfangreichste Tagebuch in Geheimschrift. (josi)

    „Am Sonntag, den 4. Januar 2020 klingelte es plötzlich und ein junger Mann stand völlig verdreckt vor der Haustüre“, erinnert sich die Familie Ellenrieder. Es war Jeffrey Miller, der freudestrahlend und völlig aus dem Häuschen Hubert Ellenrieder den verlorenen Ehering überreichte. Über 60 Jahre hatte er im Ackerboden gelegen. „Ich hatte ja von der Suche keine Ahnung. Somit war es für mich nicht nur eine besondere Freude, sondern auch eine riesige Überraschung, den Ring wiederzubekommen“, strahlt Walburga Ellenrieder immer noch, wenn sie den Ring in Händen hält.

    Nach wie vor ist die Gravur zu lesen

    Wenn man bedenkt, wie oft der Acker in all den Jahren bearbeitet wurde, so ist dem Goldring kaum etwas anzumerken. Nach wie vor ist die Gravur „Gott gebe Glück“ und das Hochzeitsdatum deutlich zu lesen. Nur eine kleine Verletzung habe der Ring gehabt. Nach Aufarbeitung und Reinigung durch den Goldschmied ist auch davon kaum mehr etwas zu sehen.

    Dennoch kann Walburga Ellenrieder auch jetzt nicht ihren originalen Ring tragen. „Die Finger sind größer geworden“, bedauert sie, die den Ring aber nun an einer Kette tragen wird. Weiten lassen will sie ihn nicht mehr. „Damit weiß man immer, welch zartes Fingerle sie als junge Frau gehabt hat“, sieht Sohn Hubert liebevoll einen Vorteil. Im kommenden Mai wird das Ehepaar Ellenrieder seinen 62. Hochzeitstag feiern, den ersten mit dem Originalehering. „Es war ein richtiger Glücksfall“, freut sich

    • Geschichten gesucht Verliebt, verlobt, verschwunden? haben auch Sie eine Geschichte erlebt, die sich um einen verschwundenen Ehering dreht? dann schreiben Sie uns: redaktion.landbote@augsburger-allgemeine.de. Unter allen Einsendungen verlosen wir attraktive Buchpreise.
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