Vor einem weißen Zelt auf dem Parkplatz des Titanias in Neusäß war am Montagvormittag mehr los als in der Schlange vor dem Bad. Mit Regenschirmen und Winterjacken haben die Anstehenden dem Wetter getrotzt. Im Zelt: eine Impfstation der Firma Ecolog. Hier können sich noch bis Mittwoch von 10 bis 16 Uhr alle ab zwölf Jahren ohne Termin die Spritze mit dem Biontech-Stoff gegen Corona geben lassen. In den ersten anderthalb Stunden gab es laut einem Mitarbeiter 40 Impfungen. "Es läuft erstaunlich gut." Zeitweise war der Wartebereich mit rund zehn Stühlen voll belegt. Auffällig viele Landkreisbürgerinnen und -bürger haben sich schon die Drittimpfung abgeholt. Das Angebot dazu gibt es in der Regel sechs Monate nach der ersten vollständigen Impfserie.
Einer davon war Alfred Eschler. "Weil es einfach sinnvoll ist und auch was bringt", sagte der Neusässer, "ich mache das nicht bloß für mich, sondern auch für meine Familie." Die Aktion am Titania kam ihm gelegen. Sein einziger Kritikpunkt: Er hätte sich mehr Plakate in der Stadt gewünscht, die auf die Impftage hinweisen. Die Auffrischungsimpfung hat sich am Montag auch ein Thierhauptener geholt. Auch wenn das bei ihm erst die zweite Spritze war. Denn: Seine erste Impfung habe er mit dem Vakzin von Johnson & Johnson bekommen, bei dem schon eine Dosis als vollständiger Schutz gilt.
Impfaktion in Neusäß: Nicht mehr ständig testen müssen
Für die zweite Impfung ist auch Carmen Smode aus Horgau zum Titania gekommen. Und das, obwohl sie eigentlich Impfskeptikerin sei, sagt sie. Deshalb hatte sie als emotionale Unterstützung Freundin Lydia Kappler dabei. Die betonte, dass Smode keine Impfgegnerin sei. Die Horgauerin selbst sagte, sie hätte sich vorher nur genauer informieren wollen. Mögliche negative Langzeitfolgen seien noch nicht gut genug erforscht. Der Grund, warum sie sich vor drei Wochen trotzdem für die Spritze gegen Corona entschieden hat: Fast überall wird im öffentlichen Leben mittlerweile von Ungeimpften ein negativer Test verlangt. "Ich habe vorher viele Sachen nicht gemacht", sagte Smode. Mit ihren Kindern sei sie etwa nicht mehr in den Zoo gegangen.
Erstimpfungen für Spätentschlossene hat es am Montag kaum gegeben. Vivien hatte noch nicht lange die Gelegenheit zur Impfung. Sie ist erst vor Kurzem 18 Jahre alt geworden, und für Minderjährige empfiehlt die Ständige Impfkommission erst seit August das Corona-Vakzin. Vor der Impfung hatte Vivien keine Angst. Im Gegenteil: Die 18-Jährige erhofft sich eine entspanntere Zeit, wenn sie sich nicht mehr ständig testen muss. Vollständig geimpfte Schülerinnen und Schüler brauchen etwa nicht mehr regelmäßig einen Nachweis zu erbringen, dass sie sich nicht mit Corona infiziert haben.
Die nächsten Impfaktionen finden diese Woche in Gersthofen und Meitingen statt. Das Landratsamt listet auf seiner Internetseite alle Termine für das Impfen ohne Termin auf.