Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg Land
Icon Pfeil nach unten

Neusäß: Neue Kita Emmaus in Neusäß: Ein Haus für alle Kinder

Neusäß

Neue Kita Emmaus in Neusäß: Ein Haus für alle Kinder

    • |
    Die neue Kita Emmaus in Westheim bietet viel Platz zum Spielen.
    Die neue Kita Emmaus in Westheim bietet viel Platz zum Spielen. Foto: Marcus Merk

    Diese Kindertagesstätte hat Neusäß noch gefehlt: Im September hat die Kita Emmaus an der Ecke Oskar-von-Miller-Straße und Westheimer Straße erstmals geöffnet. Seitdem kommen immer mehr Kinder. Sie sollen sich nach und nach an den neuen Alltag gewöhnen, hat jetzt die Leiterin der Einrichtung, Barbara Praß, im Ausschuss für Kultur, Bildung, Soziales und Sport der Stadt Neusäß berichtet.

    Am Ende werden es ganz schön viele sein: Von den insgesamt 105 Plätzen sind gerade noch 13 im Kindergartenbereich frei. Was die Einrichtung in Neusäß so besonders macht: Mit dem Profil Inklusion gibt es dort auch eine Reihe von Plätzen für Kinder mit besonderem Förderbedarf und solchen, die von einer Behinderung bedroht sind.

    Neusässer Erzieherin arbeitet seit 20 Jahren mit Schwerpunkt auf Inklusionsarbeit

    Denn eine Behinderung muss nicht unbedingt etwas sein, was man auf den ersten Blick sieht oder bemerkt, beschreibt die Einrichtungsleiterin. Die Erzieherin arbeitet seit 20 Jahren mit einem Schwerpunkt auf der Inklusionsarbeit. Sie berichtet im Ausschuss aus ihrem Alltag: Kinder mit geistigen Behinderungen, Gendefekten, Hör- oder Sehbehinderungen, Deformationen der Wirbelsäule aber auch relativ häufigen Problemen wie Epilepsie hat sie schon begleitet.

    Hinzu kommen psychische Behinderungen wie Aufmerksamkeits- oder Angststörungen sowie Autismus. Eine Behinderung sei nicht in jedem Fall angeboren. Barbara Praß berichtet von einem Kind, dass sich als Kleinkind mit heißem Fett verbrannt habe und deshalb ein solch schweres Trauma davongetragen habe, dass es einen besonderen Förderbedarf nötig hatte.

    Inklusion: So früh wie möglich

    Was für diese Kinder besonders wichtig sei: "Je früher sie einen Inklusionsplatz bekommen, desto weniger groß klafft die Schere auseinander." Inklusionsplatz bedeutet, dass das Kind rechnerisch zwei Kindergartenplätze bekommt und somit mehr Aufmerksamkeit. Doch das ist nicht alles. Die Kita bietet diesen Kindern über eine Zusammenarbeit mit der Kinderklinik Josefinum Förderungen über Fachkräfte, so im Bereich der Physio- und Ergotherapie oder in der Sprachentwicklung.

    Dafür gibt es zwar spezielle Räume, aber die Auffassung von Inklusion geht bei Barbara Praß noch weiter. "Zur Inklusion gehört eine spezielle Haltung" - bei ihr, bei ihren Mitarbeiterinnen und auch der gesamten Kita-Familie. Deshalb sei sie auch dafür, bestimmte Therapien oder Behandlungen in der Gruppe durchzuführen. Das beeinträchtigte Kind solle spüren, dass es nicht immer aus dieser Umgebung herausgeholt werde, weil es eben besonders sei - sondern dabei bleiben. Und für die anderen Kinder kann es so ganz normal und alltäglich werden, dass nicht alle Menschen gleich sind und einige mehr Aufmerksamkeit als andere benötigen. "Da muss auch das Personal oft genug Ängste ablegen. Inklusion sollte aber immer möglich sein."

    Kita Emmaus: Der Spielplatzbereich der Kindertagesstätte wurde der vorhandenen Topografie des Geländes angepasst. Das hügelige Gelände wurde dabei mit seinem eigenen Aktionspotenzial genutzt.
    Kita Emmaus: Der Spielplatzbereich der Kindertagesstätte wurde der vorhandenen Topografie des Geländes angepasst. Das hügelige Gelände wurde dabei mit seinem eigenen Aktionspotenzial genutzt. Foto: Andrea Faber

    Teil des Konzepts sei es, die Eltern eng mit einzubeziehen. Praß weiß, dass in Inklusions-Kitas auch Kinder angemeldet werden, bei denen die Eltern schon die bislang unausgesprochene Vermutung haben, dass ihren Kindern die besondere Förderung guttun würde. Da heiße es dann für die Mitarbeiterinnen, in einfühlsamen Gesprächen auf die Eltern zuzugehen. "Eltern brauchen auch Zeit, gewisse Dinge zu verarbeiten." Der Träger der Kita Emmaus ist ekita.net, das Netzwerk der evangelischen Kindertageseinrichtungen in der Region Augsburg. Insgesamt betreibt ekita.net 17 Kitas mit 1500 Kindern, sagte Geschäftsführerin Anka Leiner auf der Sitzung, darunter zwei Kitas in Steppach und Neusäß. Froh ist sie über die gute Personalausstattung für Emmaus, gesucht werden aber vor allem noch heilpädagogische Fachkräfte.

    Kita-Bau ist ein Schmuckkästchen für Neusäß

    Inklusion verändert die gesamte Gesellschaft, findet Stadträtin Silvia Daßler (Grüne). "Wir sind noch getrennt aufgewachsen. Und wenn man mal jemanden mit einer Behinderung getroffen hat, dann hat man lieber nichts gemacht, als etwas falsch zu machen", beschrieb sie auf der Ausschusssitzung. Ihr Kollege Markus Bühne (CSU) sprach von einem neuen Niveau des Kinderbetreuungsangebots in Neusäß durch die neue Einrichtung - auch wegen des "Schmuckkästchens", des Holzbaus. Barbara Praß bestätigte das: Der Holzbau biete Kindern und Personal eine ruhige und angenehme Atmosphäre. Froh sei man auch über die Verpflegung: Für Frühstück und Brotzeit kämen die Lebensmittel aus einem Steppacher Supermarkt und auch mit dem Lieferdienst fürs Mittagessen aus Augsburg sei man zufrieden.

    Kita Emmaus: Im Therapieraum finden Ergo- und Physiotherapie sowie Logopädieeinheiten statt.
    Kita Emmaus: Im Therapieraum finden Ergo- und Physiotherapie sowie Logopädieeinheiten statt. Foto: Sylvia Ehrenreich

    Gebaut hat die Stadt die neue Kita auch, um Familien in den neuen Baugebieten im Beethovenpark und auf dem Schuster-Gelände Betreuungsplätze anbieten zu können. Noch sind die Wohnungen dort nicht bezogen, doch die Neusässer Einrichtungen sind so gut wie voll, sagte Ordnungsamtsleiter Josef Hoppe. "Erstmals musste festgestellt werden, dass im September nahezu alle vorhandenen Plätze in Neusäß belegt sind", sagte er. Eine Warteliste gebe es allerdings nicht. 1039 anerkannte Plätze bietet die Stadt in Krippen, Kindergärten und Horten, verteilt auf 16 Einrichtungen. Außerdem gibt es einige Tagesmütter. Ende Oktober soll im Ausschuss die Bedarfsplanung für die Kinderbetreuung in Neusäß in den nächsten Jahren vorgestellt werden. "Durch Migration, Zuzug und Inklusion können durchaus neue Engpässe entstehen", vermutet Bürgermeister Richard Greiner.

    Das könnte Sie auch interessieren:

    Knapp 6000 Kinder sollen zurück in die Kitas im Kreis Augsburg

    Stadt Neusäß investiert in den nächsten Jahren 39 Millionen

    Kitas: Es wird weiter aufgestockt im Augsburger Land

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden