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Neusäß: Mit 103 Jahren: Die älteste Neusässerin ist Star der Corona-Impfung

Neusäß

Mit 103 Jahren: Die älteste Neusässerin ist Star der Corona-Impfung

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    Erna Hedke, 103 Jahre und älteste Bürgerin von Neusäß, mit Bürgermeister Richard Greiner (Mitte) sowie Schwiegertochter und Pflegerin unmittelbar vor der Impfung.
    Erna Hedke, 103 Jahre und älteste Bürgerin von Neusäß, mit Bürgermeister Richard Greiner (Mitte) sowie Schwiegertochter und Pflegerin unmittelbar vor der Impfung. Foto: Andrea Faber

    Mit ihren 103 Jahren hat die Neusässerin Erna Hedke so einiges erlebt. Bomben aufs Haus zum Kriegsende und mehrere Operationen gehören zu ihrem langen Leben dazu. Vor dem Coronavirus will die Hochbetagte jetzt nicht klein beigeben. Die älteste Neusässerin war am Freitag bei der Impfung in der Stadthalle ein wenig der "Star". Begleitet von ihrer Schwiegertochter meisterte die 103-Jährige die Impfung gelassen und gut gelaunt. Alle in der Familie sind froh, dass Erna Hedke wohnortnah geimpft werden kann und nicht ins Impfzentrum nach Bobingen muss. Neusäß gehört zu den 33 Gemeinden im Landkreis Augsburg, die das Angebot angenommen haben, dass ein mobiles Impfteam kommt.

    Rund 2000 Bürger in Neusäß sind über 80 Jahre alt. 500 von ihnen werden an drei Impftagen in der Stadthalle den ersehnten Piks erhalten. Die Aufregung der Senioren ist im Foyer der Stadthalle förmlich zu spüren. So manchem steht ein wenig Schweiß auf der Stirn. Die meisten Männer und Frauen kommen in Begleitung. Eine von ihnen ist Erna Hedke, die mit 103 Jahren noch in ihrem Haus lebt und dort betreut wird. Eva Hedke wohnt in Adelsried und begleitet ihre Schwiegermutter zu diesem wichtigen Termin. "Das ist angenehm und gemütlich hier", freut sie sich über die Atmosphäre in der ihnen bekannten Stadthalle.

    Bei der Corona-Impfung der Senioren in Neusäß ist alles minutiös geplant

    Alles ist auf die Minute durchgetaktet an diesem Vormittag. Erna Hedke hat ihren Impftermin um zehn Uhr und es geht pünktlich los. Fürs Unterschreiben der Formulare muss die Hochbetagte ihre Brille aufsetzen, auch sonst ist sie recht selbstständig und beantwortet alle Fragen der Mitarbeiterin hinter der Glasscheibe an der Anmeldung selbst. Kurze Zeit später geht es für Erna Hedke in eine der Impfkabinen. Ein Arzt im blauen Kittel begrüßt die ältere Dame freundlich. Dann geht alles ratzfatz. "Was schon vorbei?" fragt die Seniorin und lacht, als man ihr wieder ihre Jacke gibt. Sie habe überhaupt nichts gespürt.

    An drei Tagen wird in der Stadthalle Neusäß geimpft. Im Bild Dr. Michael Kopp und Hermann Egger aus Neusäß.
    An drei Tagen wird in der Stadthalle Neusäß geimpft. Im Bild Dr. Michael Kopp und Hermann Egger aus Neusäß. Foto: Marcus Merk

    Es ist ein großer und wichtiger Tag für die Neusässer, die einen Termin bekommen haben. Franz Grund aus Ottmarshausen begleitet seine Frau, die 80 Jahre alt ist und daher zu denjenigen gehört, die angeschrieben wurden. Er selbst ist ein Jahr jünger und muss auf die zweite Gruppe warten. Grund hofft, dass auch für ihn eine Impfung im Heimatort stattfinden wird. Diesen Wunsch hört Josef Hoppe von der Stadtverwaltung öfters. Viele Bürger hofften, dass mit den Vor-Ort-Terminen nach den 80-Jährigen nicht Schluss ist. Die Neusässer sind ansonsten dem Impfzentrum in Bobingen zugeteilt worden. Dort ist mehr Kapazität als im zweiten Impfzentrum in Gablingen.

    Die Senioren kommen pünktlich zum Impftermin in die Neusässer Stadthalle

    "Durchwegs positiv" seien die Reaktionen darauf, dass ein mobiles Impfteam in die Stadt kommt und die Anfahrt damit kürzer wird, berichtet Organisator Hoppe. Er hakt am Eingang die Namen der eintreffenden Senioren auf den Listen ab. Alle kommen sehr pünktlich und müssen bis sie aufgerufen werden erst noch auf weit verteilten Stühlen warten. Hoppe muss an diesem Tag am Einlass auch eisern sein. Eine Dame fragt ihn, ob sie nicht doch auch dran kommen könne, da sie in vier Wochen 80 werde. "Nein, das geht nicht, wir haben da klare Vorgaben vom Landratsamt", muss Hoppe die Neusässerin enttäuschen. Er erklärt, dass er nicht damit anfangen dürfe, Ausnahmen zu machen. Die Impfungen wurden von einem mobilen Impfteam aus Ärzten und medizinischen Fachkräften der Firma Ecolog durchgeführt. Für die Termine in Neusäß kommen Dosen mit Biontech zum Einsatz.

    Nach der Impfung müssen alle noch eine kurze Zeit warten und es wird geschaut, ob es ihnen gut geht. In der Hand haben die Männer und Frauen einen Zettel mit dem zweiten Impftermin, der in Wochen sein wird. Hier wurde der Abstand von drei auf sechs Wochen verlängert. Kurz herrscht ein wenig Aufregung, als ein Ehepaar etwas vom Impfzentrum Gablingen auf dem Blatt liest. Ein Mitarbeiter des Impfteams kann schnell beruhigen: Auch der zweite Termin werde wieder in der Neusässer Stadthalle stattfinden. Erleichterung auf den Gesichtern.

    Ein Foto mit Bürgermeister Greiner zum Schluss

    Erna Hedke hat im Warteraum noch einen Wunsch auf dem Herzen. Sie will noch, dass ein Foto von ihr mit Bürgermeister Richard Greiner gemacht wird. Die Schwiegertochter macht ein Erinnerungsbild mit dem Handy. Die 103-Jährige will von Greiner zum Abschluss noch wissen, ob er nächstes Jahr wieder zum Geburtstagskaffee zu ihr vorbeikommt. Der Besuch zum 103. Geburtstag vor wenigen Wochen musste wegen Corona ausfallen. Greiner sagt sein Kommen zu. Am Schluss dieses Vormittags ist Erna Hedke dann doch ein wenig geschafft und will nach Hause. Mit dem Daumen nach oben verlässt sie mit ihrer Schwiegertochter die Stadthalle.

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