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Neusäß: Hohe Kosten, keine Besucher: Titania in Neusäß leidet unter Krise

Neusäß

Hohe Kosten, keine Besucher: Titania in Neusäß leidet unter Krise

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    Das Titania-Bad in Neusäß befindet sich im zweiten Lockdown. Betriebskosten laufen auch ohne Besucher weiter.
    Das Titania-Bad in Neusäß befindet sich im zweiten Lockdown. Betriebskosten laufen auch ohne Besucher weiter. Foto: Marcus Merk (Archivfoto)

    So wie die Thermen in Erding oder Bad Wörishofen ist das Titania in Neusäß inzwischen seit Anfang November zum zweiten Mal geschlossen. Es fehlen die Einnahmen, die Pacht und Betriebskosten laufen weiter. Das Loch in der Kasse wird jetzt durch die Staatshilfen der Bundesregierung und durch Geld von der Stadt Neusäß gestopft. Die Einbußen bei Besuchern und Umsatz im Jahr 2020 sind riesig im Vergleich zum Vorjahr. Wie es weitergehen soll in den nächsten Wochen, ist unbekannt.

    99 Beschäftigte des Titania-Bads sind in Kurzarbeit. Um die wichtigsten Angelegenheiten auch während der Schließung zu erledigen, arbeiten nur zwei Vierer-Teams im Wechsel in Verwaltung und Technik. In einem stillgelegten Bad bleibt das Wasser weiter in den Becken. Es muss ständig aufbereitet und umgewälzt werden. "Stehendes Wasser ist Gift für ein Bad", bringt es die stellvertretende Betriebsleiterin Petra Voßiek auf den Punkt. Das Wasser müsse in Bewegung bleiben, damit keine Keime oder Algen entstehen. Die Temperaturen in den Anlagen seien zwar gedrosselt, aber ganz ausschalten lasse sich die Technik auch bei einer Schließung nicht. Es gebe weiterhin Betriebskosten, etwa für Wasser und Strom.

    Wartung im Titania Neusäß soll zeitlich vorgezogen werden

    Um die Zeit ohne Gäste sinnvoll zu nutzen, ist derzeit geplant, die Wartungsarbeiten, die sonst in der Revisionszeit im Sommer gemacht werden, vorzuziehen. Dieser Plan gestalte sich allerdings gar nicht so einfach, berichtet Voßiek, da beauftragte Firmen bereits andere feste Termine hätten.

    "Erst raus, dann rein", zunächst galten wegen Corona strenge Hygieneregeln, dann mussten Bäder komplett schließen.
    "Erst raus, dann rein", zunächst galten wegen Corona strenge Hygieneregeln, dann mussten Bäder komplett schließen. Foto: Marcus Merk (Archivbild)

    Betriebsleiterin Jana Freymann hat inzwischen eine Bilanz für das Jahr 2020 gezogen und nennt die ernüchternden Zahlen. Die Therme hatte wegen der Schließungen nur an 192 Tagen geöffnet. In der Zeit kamen 132.000 Besucher ins Titania, das über mehrere Monate aus Hygienegründen eine Art Schichtmodell eingeführt hatte. Es wurden gleichzeitig maximal 150 Besucher in die Saunen und 250 Kunden ins Bad eingelassen. Es gab drei Schichten für den ganzen Tag. Zum Vergleich: Im noch coronafreien Jahr 2019 waren es 304.000 Besucher. Die Einbußen bei den Besuchern betragen daher rund 57 Prozent. Genauso groß ist der Umsatzverlust.

    Eine gute Nachricht gab es für das Titania-Team und die Stadt Neusäß in den vergangenen Tagen: Die beantragte Novemberhilfe ist vom Staat ausbezahlt worden. Damit kommen 330.000 Euro in die Kasse. Für Dezember wird noch einmal auf einen ähnlichen Betrag gehofft. Beide Wintermonate gehören zu den umsatzstärksten in einer Therme, besonders die Tage in den Weihnachtsferien spülen sonst Geld in die Kasse. Unternehmen können beim Bund bis zu 75 Prozent ihres Vorjahresumsatzes in dem Monat als Hilfe beantragen.

    Titania-Betreiber bitten um schnelle Auszahlung

    Wie soll es weitergehen? Niemand kann aktuell sagen, wie lange die Schließung noch dauern wird. „Auch wir haben da bisher keinerlei Anzeichen“, beschreibt Petra Voßiek die Situation. Die Stadt als Eigentümerin der Therme sitzt bei dem Schlamassel mit im Boot. Bereits im vergangenen Jahr hat die Stadt Geld zugeschossen, und im Haushalt für das Jahr 2021 wurden 1,5 Millionen Euro als Kapitalverstärkung für den Betrieb der Therme eingestellt. Die Stadt rechne heuer im Vergleich zum Jahr 2019 immer noch mit einem Umsatzminus von 35 Prozent, sagte Bürgermeister Richard Greiner zum Jahreswechsel voraus. Das Titania zahlt monatlich eine Pacht an die Stadt, somit kommt ein Teil des Zuschusses wieder an die Kommune zurück. Der Stadtrat hatte sich dagegen entschieden, die Pacht zu erlassen.

    Die Unterstützung der Stadt wird dringend gebraucht. Dies wurde erneut auf der Sitzung des Stadtrates deutlich. Stadtkämmerer Ulrich Zillner verlas ein Schreiben der Titania-Betreibergesellschaft, in dem um eine „zeitnahe Auszahlung“ der 1,5 Millionen gebeten wurde. Der Stadtrat stimmte ohne Diskussion und ohne Gegenstimme zu. Bürgermeister Greiner sagte, der Zuschuss des Bundes bedeute eine „gewisse kleine Entspannung“, aber das Kapital von der Stadt sei trotzdem noch notwendig.

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