Acht Jahre später, doch die Fronten sind immer noch unverändert. Während sich eine Mehrheit des Neusässer Stadtrats auf dem Gelände des ehemaligen Sägewerks Spitzer in Hammel weiterhin Wohnhäuser vorstellen kann, sind die Grünen strikt gegen einen solchen Eingriff am Rande der Schmutter. Eine Bebauung "gegen jeden Verstand" nennt die Gutsverwalterin auf Schloss Hammel, Amelie von Stetten, die Pläne.
Bebauung an der Schmutter in Hammel steht wieder zur Debatte
Bereits bei der Überarbeitung des Flächennutzungsplans war die zukünftige Nutzung für das Gebiet schon umstritten. Es ist damals aber als Wohngebiet gegen die Stimmen von Grünen und SPD ausgewiesen worden. Nun kam das Thema erneut auf die Tagesordnung, weil auch der neu gewählte Stadtrat auf den neuesten Stand gebracht werden sollte. Und zum anderen ist die Eigentümerfamilie nun mit einem Wechsel zu einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan einverstanden. Zudem fasste der beauftragte Planer noch einmal zusammen, dass es aus behördlicher Sicht keine Einwände gegen eine Bebauung gebe - weder beim Thema Hochwasserschutz noch beim Natur- und Artenschutz.
Die sieht die benachbarte Schlossherrin Amelie von Stetten ganz anders. In einem offenen Brief an den Stadtrat, der unserer Redaktion vorliegt, zählt sie die Punkte auf, die gegen eine Bebauung an der Schmutter sprechen, allem voran der Hochwasserschutz. Sie befürchtet negative Auswirkungen, unter anderem für ihre Flächen. "Eine Veränderung der Schmutter zur Schaffung von neuem Rententionsraum bei Hochwasser werden wir nicht akzeptieren", heißt es in dem Schreiben. Es bestehe bei den landwirtschaftlichen Flächen östlich des Spitzer-Areals bei Überschwemmungsproblematik. "Eine Verschlechterung unserer Flächen zum Schutz neuer Bebauung werden wir nicht dulden." Zudem es sich um einen ökologisch hochsensiblen Bereich inmitten eines FFH-Gebiets handle.
Aus den Planungsunterlagen von 2011 sei klar ersichtlich gewesen, "dass ohne eine Absenkung des Ostufers und einer Aufschüttung am Westufer" eine Bebauung aufgrund des Hochwasserschutzes nicht möglich sei.
Gutachten sehen keine Probleme für Bebauung in Hammel
Planer Werner Dehm hingegen trug dem Planungsausschuss kürzlich vor, dass auch von artenschutzrechtlicher Seite nach einigen Ausgleichsmaßnahmen nichts entgegenstehe, obwohl in dem Gebiet viele Fledermaus- und Vogelarten beheimatet sind sowie auch der Biber hier seinen Lebensraum hat. Das Artenschutzgutachten würde keine Umsiedelungsmaßnahmen für die Tiere fordern. Auch das Amt für Denkmalpflege habe keine Bedenken, denn die Sichtachse zum Hammeler Schloss sei aufgrund der vielen hohen Bäume ohnehin nicht beeinträchtigt.
Kontrovers diskutiert wird über eine Bebauung an der Schmutter schon seit fast 15 Jahren. Die Grünen lehnen das Projekt weiterhin strikt ab.
Lesen Sie dazu auch:
- Neues Wohngebiet in Hammel: Das Spitzer-Areal ist wieder im Gespräch
- So geht es weiter beim Umbau des Brauereigasthofs Mayr
- Die Schmutter sucht sich bei Westendorf ein neues Flussbett
- Trotz Hochwassergefahr: Neues Wohngebiet am Erpelweg in Hainhofen