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Neusäß: Ein Sportlerleben bis zum letzten Atemzug

Neusäß

Ein Sportlerleben bis zum letzten Atemzug

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    Auf ein sportliches Leben kann Walter Gollmann (links) zurückblicken. Zusammen mit seiner Ehefrau Margret Ottner und unserem Reporter war er im Mai auf einer Tour für unsere Serie "Rauf aufs Radl".
    Auf ein sportliches Leben kann Walter Gollmann (links) zurückblicken. Zusammen mit seiner Ehefrau Margret Ottner und unserem Reporter war er im Mai auf einer Tour für unsere Serie "Rauf aufs Radl". Foto: Marcus Merk

    Am 9. Mai dieses Jahres haben Walter Gollmann und seine Ehefrau Margret Ottner aus Batzenhofen den radelnden Reporter unserer Zeitung im Rahmen der Serie "Rauf aufs Radl" noch auf eine Tour zum Kuhsee und an die Friedberger Ach mitgenommen. Da man sich von Anfang an gut verstanden hatte, wurde beim Auseinandergehen ein weiteres Treffen vereinbart, sobald der Lockdown beendet ist und es die Corona-Auflagen wieder zulassen. Dazu ist es nicht mehr gekommen. Am vergangenen Mittwoch ist

    Verzweifelte Reanimationsversuche

    Verzweifelt hatten seine geschockten Freunde noch versucht, den 80-Jährigen, der seinen runden Geburtstag im Januar wegen Corona nicht feiern konnte, mit Herzdruckmassage zu reanimieren. Bis der Notarzt die Gruppe mitten im Wald findet, vergehen 20 Minuten. Es ist zu spät. Wenig später klingelt es an der Haustür von Margret Ottner, die gerade im Homeoffice über ihren Akten sitzt. "Ich habe mit dem Paketdienst gerechnet, doch da waren zwei Polizisten und ein Kriseninterventionshelfer vom BRK, die mir die Nachricht überbracht haben", sagt die 60-Jährige erschüttert: "Er hatte sich das immer gewünscht, einmal ohne langes Leiden tot umzufallen. Nur hätte das ein paar Jährchen später auch noch gereicht."

    Deutscher Meister über 1500 Meter

    Noch am Montag durften die beiden, die sich nach dem Tod von Gollmanns erster Frau in der Nordic-Walking-Gruppe des TSV Neusäß kennengelernt hatten, ihren achten Hochzeitstag feiern. Selbstverständlich mit einer Radtour. Walter Gollmann war ein leidenschaftlicher Rennradfahrer. Achtmal hat er an der Dolomiten-Rundfahrt teilgenommen. Im Winter war er auf Langlauf- und Abfahrtsskier unterwegs. Der gebürtige Täfertinger spielte ab 1960 zunächst Fußball beim TSV, verschrieb sich dann der Leichtathletik beim ESV Augsburg. Hauptsächlich auf den Mittelstrecken. Er war sogar Deutscher Meister über 1500 Meter in der Altersklasse M50. Maßgeblich war Walter Gollmann, der 27 Jahre im Bauhof der Stadt Neusäß beschäftigt war, am Ausbau der Nordic-Walking-Routen beteiligt, die sich über Täfertingen, Hammel und Aystetten erstrecken.

    Wohnmobilurlaub war geplant

    Margret Ottner und Walter Gollmann hatten noch so viel vor. "Am Dienstag hat er zwei Maschinen Wäsche gewaschen und das Wohnmobil geputzt". 'Wir können wieder losfahren', meinte er. "Und dass er sich gut fühlt, und ihm gerade mal nix weh tut", erzählt Margret Ottner. Sie selbst hatte noch ein paar Stunden vorher für den Anfang September geplanten Italienurlaub am Campingplatz nach einem Stellplatz für das Wohnmobil angefragt. "Eine Woche zuvor hat er sich ein neues Fahrrad bestellt, weil der Motor vom bisherigen E-Bike, auf das er nach einer Hüftoperation zwangsläufig umsteigen musste, nach 27.000 Kilometern in noch nicht mal vier Jahren spinnt." Die letzte Reise ist abgesagt _ ebenso wie das geplante Treffen mit dem radelnden Reporter.

    Auf seiner letzten Reise kann man Walter Gollmann am Dienstag, 24. August, begleiten. Um 9.30 Uhr findet das Requiem in der Pfarrkirche Täfertingen, anschließend die Beerdigung auf dem Friedhof Täfertingen statt.

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