Überraschende Entwicklung bei den Ausbauplänen für die Bahnstrecke zwischen Augsburg und Ulm. Bestimmte in den vergangenen Monaten der Zoff in der Region über den Verlauf der Bahntrasse die Debatte, kommt jetzt aus Berlin eine Erfolgsmeldung. Dort hat das Verkehrsministerium entschieden, die Bahnstrecke in den neuen Investitions-Rahmenplan 2019 bis 2023 aufzunehmen.
Der Neusässer Bundestagsabgeordnete Hansjörg Durz (CSU) wertet das als großen Erfolg: „Das bedeutet, für den Bau steht Geld zur Verfügung.“ Das Problem: Bislang ist immer noch nicht klar, auf welcher Trasse die Ausbaustrecke verlaufen soll.
Bahnstrecke Ulm-Augsburg: Erklärtes Ziel ist Verkürzung der Fahrtzeit
Darauf hebt auch der verkehrspolitische Sprecher der Unions-Fraktion im Bundestag, Ulrich Lange, ab: „Das ist ein wichtiger Schritt. Damit gibt der Bund ein klares Signal für die transeuropäische Strecke Ulm-Augsburg. Alle Weichen sind auf Kurs Realisierung des Projekts gestellt. Nun sind die Deutsche Bahn und die Region am Zug, sich in einem konstruktiven und konzentrierten Verfahren und Dialog auf eine Streckenführung zu verständigen.“
Unbestritten ist die Bedeutung des Projekts. Die rund 85 Kilometer lange Strecke zwischen Ulm und Augsburg ist mehr als 160 Jahre alt und verbindet wichtige Wirtschaftsräume. Die zwei Gleise ächzen unter der Belastung von zunehmendem Fernverkehr sowie Güter- und Nahverkehrszügen. Die Folge sind Zugausfälle und Verspätungen. Die Anlieger an der Strecke leiden unter mangelndem Lärmschutz, die Bahnhöfe sind zum Teil in schlechtem Zustand.
Erklärtes Ziel der Bahn ist eine Verkürzung der Fahrtzeit zwischen Ulm und Augsburg auf 27 Minuten. Offen ist für das Unternehmen, ob das mit einem Ausbau der bestehenden Strecke, einem teilweisen Neubau oder einer völlig neuen Trasse entlang der Autobahn erreicht werden kann. Die Vorplanungen dafür laufen derzeit.
Heftige Debatte um Drittes Gleis
Unterdessen tobt in der regionalen Politik eine heftige Debatte, in der der Ton in den vergangenen Monaten zunehmend rauer wurde. Während die Verantwortlichen in der Stadt Augsburg Sympathien für die Neubautrasse haben, steht die Politik im Kreis ziemlich geschlossen hinter der Forderung, auf jeden Fall die Strecke zwischen Augsburg und Dinkelscherben auszubauen. Das wird seit Jahrzehnten unter dem Stichwort „Drittes Gleis“ gefordert.
Doch ein drittes Gleis genügt womöglich den Ansprüchen nicht mehr. Diesen Standpunkt vertritt der Verkehrsclub Deutschland. Um einen verlässlichen 15-Minuten-Takt im Nahverkehr und die 27 Minuten Fahrtzeit zwischen Augsburg und Ulm hinzubekommen, seien insgesamt vier Gleise nötig, die der Bund in „einer Aus- und/oder Neubaustrecke“ bezahlen müsse. Der Augsburger VCD-Vorsitzende Christian Ohlenroth warnt: „Ein stabiler 15-Minuten-Takt wird allein mit dem Dritten Gleis niemals realisierbar sein. Auch die Einbindung der Staudenbahn wäre gefährdet, weil geringe Verspätungen den gesamten Nahverkehr im Westen des Landkreises durcheinander bringen könnten.“
Auch die Bahn muss ihre Entscheidung über die Trasse beschleunigen
Der Neusässer Abgeordnete Durz pocht dagegen seit Jahren auf die im Bundesverkehrswegeplan vorgesehene Lösung, die für die Bahn allerdings nur eine von mehreren Möglichkeiten ist. Danach soll zwischen Augsburg und Dinkelscherben auf dem Bestand ausgebaut werden, danach ist bis kurz vor Neu-Ulm auch ein Neubau möglich.
Gestern zeigte sich Durz „zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden.“ Die Entscheidung im Verkehrsministerium bedeute auch, dass die Bahn ihre Entscheidung über die Trasse beschleunigen müssen.
Bislang hatte das Unternehmen stets verlautbart, dass es für 2025 einen Bundestagsbeschluss anstrebe und damit bei der Politik im Landkreis laute Proteste ausgelöst. Nachdem Ulm – Augsburg, Kostenschätzungen sprachen von mehr als einer Milliarde Euro, jetzt aber im Investitionsplan bis 2023 auftaucht, geht Durz von einer Beschleunigung der Entscheidungsfindung aus: „Wir kommen Schritt für Schritt voran.“
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