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Neusäß: Bahnausbau: Neusäß fürchtet Stillstand an seinen zwei Bahnhöfen

Neusäß

Bahnausbau: Neusäß fürchtet Stillstand an seinen zwei Bahnhöfen

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    Die Bahnhöfe Westheim und Neusäß liegen an der Bahnstrecke Augsburg-Ulm, die ausgebaut werden soll.
    Die Bahnhöfe Westheim und Neusäß liegen an der Bahnstrecke Augsburg-Ulm, die ausgebaut werden soll. Foto: Marcus Merk (Archivbild)

    Das Klagelied über den Neusässer Bahnhof ist alt, aber immer noch aktuell: schmale Bahnsteige, durchrauschende Züge, fehlender Aufzug - die Mängel sind seit Jahren ein Ärgernis für Bahnfahrer und auch die örtliche Politik. Jetzt droht der seit langer Zeit avisierte Umbau zu einem barrierefreien Bahnhof aufs Abstellgleis zu geraten. Im Kern geht es um die Frage: Wer ist dafür zuständig? Das Projekt wurde bisher mit dem Hinweis darauf vertagt, dass der Umbau in einem Aufwasch mit dem Ausbau der Bestandsstrecke Augsburg-Ulm (Stichwort drittes Gleis) Sinn mache. Doch jetzt scheinen eben diese Pläne gar nicht mehr Wirklichkeit zu werden, andere Ausbauvarianten werden favorisiert. Die Bahn hat Varianten für vier Trassen vorgestellt und dabei klargemacht, dass dieses Projektteam nicht mehr für die barrierefreien Bahnhöfe zuständig sei. Der Stadtrat erwartet Anfang Mai daher den Projektleiter Markus Baumann, der mehr Klarheit in dieses Thema bringen soll.

    Neusässer SPD-Stadtrat Rindsfüßer fordert Runden Tisch

    Christian Rindsfüßer von der SPD-Fraktion ist alarmiert, seitdem die vier möglichen Trassen für die Strecke Augsburg-Ulm der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Er erinnerte im Stadtrat an seinen Antrag vom Oktober, dass das Gremium über die geplanten Trassenvarianten und die Folgen für Neusäß informiert werden müsste. Rindsfüßer nennt den barrierefreien Umbau der Bahnhöfe Neusäß und Westheim "dringend notwendig". Der SPD-Politiker fordert einen Runden Tisch mit Vertretern der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), der Deutschen Bahn, dem AVV und Vertretern der Verkehrsministerien in München und Berlin. Hier sollte gemeinsam ausgelotet werden, wie ein zeitnaher und doch realistischer barrierefreier Umbau der Bahnhöfe Neusäß und Westheim gelingen könne. Rindsfüßer sorgt sich, dass nichts an den Bahnhöfen in Neusäß passieren könnte, wenn eine andere Variante als die des Ausbaus auf der Bestandsstrecke den Zuschlag bekommen sollte. "Dann sind Herr Baumann und sein Team davon nicht mehr berührt."

    Das sieht auch Silvia Daßler von den Grünen so, Baumann habe ja bereits mehrfach öffentlich darauf hingewiesen. Daßler betonte, dass die Stadt ja bereits mit einer Planung für den Umbau zur Barrierefreiheit ihre Hausaufgaben gemacht habe. "Darauf sollten wir aufbauen." Die Stadträtin warnt davor, dass die Zuständigkeit für den Umbau zwischen Bund und Land hin- und hergeschoben werde.

    Umbau der Bahnsteige in Neusäß wegen neuer Triebwagen

    Bürgermeister Richard Greiner (CSU) brachte einen neuen Aspekt in die Diskussion. Der Umbau der Bahnsteige werde dann Thema, wenn die neuen Triebwagen an den Betreiber Go-Ahead vergeben werden. Greiner: "Bis dahin müssen die Steige auf die neuen Fahrzeuge abgestimmt sein." In dem Zug muss nach Ansicht von Greiner auch diskutiert werden, welche Verbesserungen sonst an den Bahnhöfen möglich seien. Die Verwaltung führe bereits Gespräche mit der Deutschen Bahn und Go-Ahead, die die Netze für den Nahverkehr in Zukunft betreiben wird. Darüber würden die Stadträte bald informiert.

    Der Bahnausbau zwischen Augsburg und Ulm sorgt für Unruhe in den Gemeinden des westlichen Landkreises Augsburg. Das Bild zeigt den Abschnitt zwischen Diedorf und Westheim.
    Der Bahnausbau zwischen Augsburg und Ulm sorgt für Unruhe in den Gemeinden des westlichen Landkreises Augsburg. Das Bild zeigt den Abschnitt zwischen Diedorf und Westheim. Foto: Marcus Merk (Archivbild)

    Unabhängig vom Umbau der Bahnhöfe wird der Ausbau der Strecke Augsburg-Ulm in Neusäß in nächster Zeit weiter rege diskutiert werden. Zwar ist weder klar, wann und wo gebaut wird, noch, wie viel Geld das Vorhaben, das im Bundesverkehrswegeplan mit zwei Milliarden Euro veranschlagt ist, letzten Endes kosten wird. Doch je mehr Überlegungen öffentlich werden, desto größer wird die Unruhe in den an der Bahnlinie liegenden Kommunen im westlichen Landkreis Augsburg, zum Beispiel auch in Dinkelscherben. Es bleibt die Sorge, das der Nahverkehr hinten durchfallen könnte.

    Die Trassen sollen etwa 20 Meter breit sein

    Vier bis zu 500 Meter breite Planungskorridore gibt es. Einer läuft bis Dinkelscherben auf der jetzigen Strecke und dann durch den südlichen Landkreis Günzburg Richtung Ulm. Die anderen drei orientieren sich früher oder später Richtung Autobahn. Daraus wollen die Planer vier etwa 20 Meter breite Trassen entwickeln, wobei auch Kombinationen unter den jetzigen Korridoren möglich sind. Anfang 2023 sollen die Vorschläge auf dem Tisch liegen. Bis Anfang 2024 will sich die Bahn auf ihre Vorzugsvariante festlegen und diese dem Bundestag zum Beschluss vorschlagen. Für den Neusässer Bundestagsabgeordneten Hansjörg Durz (CSU) ist aus Landkreissicht nach wie vor der Ausbau der Bestandsstrecke bis Dinkelscherben die beste Lösung. Sie würde nicht nur mehr Platz auf der Schiene, sondern auch einen Ausbau der Bahnhöfe und des Lärmschutzes dort mit sich bringen. Sie sei "die einzige Variante, mit der beides gelöst ist", sagte Durz im Kreistag.

    Ziel: In unter 30 Minuten von Augsburg nach Ulm

    Der Neusässer SPD-Stadtrat Rindsfüßer hat sich alle vier Trassenvarianten zwischen Augsburg und Ulm genau angeschaut und sieht Probleme auf Neusäß zukommen, etwa durch Eingriffe ins Schmuttertal oder einen Tunnel auf Neusässer Flur. Damit die Neusässer Kommunalpolitiker mehr zum Stand der Dinge erfahren, wird der Projektleiter Markus Baumann von der Bahn AG am 6. Mai in der Stadtratssitzung zu Gast sein und die Planungsvarianten für die neue Streckenführung von Augsburg nach Ulm vorstellen. Ziel der Bahn bleibt: mit dem ICE in unter 30 Minuten von Augsburg nach Ulm. Ein Thema im Stadtrat wird daher sein, was das für den Nahverkehr bedeutet. (mit cf)

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