Als der neue Kindergarten Mariä Himmelfahrt 1977 eröffnet wurde, begann auch für die Kindergartenleiterin Angelika Haselböck ein neuer Lebensabschnitt. Direkt nach ihrer Ausbildung wurde ihr diese verantwortungsvolle Aufgabe übertragen.
Vor einem Gremium der Verwaltungsgemeinde Neusäß, dessen selbstständiger Ortsteil Täfertingen damals war, musste sie Rede und Antwort stehen und meisterte dies so ausgezeichnet, dass die Wahl auf sie fiel, obwohl sie sich zu der Zeit noch im Berufspraktikum befand. Zunächst sei sie darüber fast erschrocken gewesen, erinnert sie sich.
Gut kann sie sich noch an ihren ersten Elternabend erinnern. „Teilweise waren die Eltern deutlich älter als ich. Da war klar, dass alle gekommen sind, um mich kennenzulernen“, schmunzelt sie.
Den Beruf der Kindergarten-Leitung kann man nicht lernen
Sie habe mit Leidenschaft das Berufsbild Erzieher erlernt, den Beruf der Kindergartenleitung könne man aber nicht lernen, erklärt Haselböck. Über die Betreuungs- und Erziehungsarbeit hinaus gibt es, insbesondere seit den 80er-Jahren, so viele andere Aufgaben zu bewältigen, sei es Eltern- und Teamarbeit oder der Aufbau von Netzwerken. Von der ursprünglichen Idee, viel mit Kindern zu arbeiten, bleibt oftmals nur viel Verwaltungsarbeit übrig.
Corona habe dies in den letzten Monaten noch verstärkt. Es gilt, Anweisungen der Ministerien zu lesen, an das Team sowie die Eltern und Kinder zu transportieren und umzusetzen. Anfangs durften nur Kinder von Eltern mit systemrelevanten Berufen betreut werden. Ein ähnliches Szenario habe sie bereits mit Tschernobyl erlebt. Auch damals konnte man die Gefahr weder sehen noch riechen, und sie war den Kindern nur schwer zu vermitteln.
Wie sich die Methoden der Erziehung in all den Jahren verändert haben
In all den Jahren habe sie auch viele Änderungen der Erziehungsmethoden mitgetragen, wie etwa in den 70er-Jahren, als die Vorschulen begannen und Kinder nicht nur spielen, sondern auch lernen sollten.
Nachfolgemodelle gab es viele. Ihren Schützlingen wollte Haselböck nie nur gefallen. Sie wollte „Wegbegleiterin“ sein, ihnen etwas zeigen, ihre Stärken fördern und sich dann an ihren Fortschritten freuen. „Theorie im Kopf, viel Gefühl im Herzen und dann einfach schauen, wie es läuft“, sei immer ihre Devise gewesen.
Fröhlicher Abschied für Angelika Haselböck in der Kita Neusäß trotz Corona
Wenn sie zu Beginn ihrer Berufswahl auch zu einer Schreinerlehre tendierte – was aber zu jener Zeit für ein Mädchen nicht möglich war –, so ist sie mit ihrem Erzieherberuf hochzufrieden und würde immer wieder einen Beruf in diesem Bereich wählen. „Ich habe es keinen Tag bereut“, ist ihr Fazit.
Trotz Corona war eine kleine, fröhliche Abschiedsfeier mit Luftballonstart auf der großen Wiese vor der Grundschule unter Beachtung aller Hygienemaßnahmen möglich. Sie geht mit einem lachenden und einem weinenden Auge, denn 45 Jahre seien schließlich eine lange Zeit. Dennoch freue sie sich auf die Zeit, die nun kommt. Zunächst will sie Urlaub an der Nordsee machen. Und aktiv bleibe sie mit ihrer Mitarbeit im Eine-Welt-Laden in Augsburg.
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