Batman und Robin werden ihn im Kampf gegen das Böse nicht benötigen: den Batcorder. So heißt das Gerät, das Wissenschaftler für eine ungewöhnliche Abhöraktion benutzen. Sie zeichnen damit die Töne von Fledermäusen auf. Im Scheppacher Forst werden die Spezialgeräte demnächst eingesetzt, um seltene Arten wie die Mopsfledermaus auszuhorchen. Herausgefunden werden soll, ob die Windräder gefährlich für die geschützten Arten sind.
Der Batcorder ist wesentlich für die Untersuchung rund um den Windpark entlang der Autobahn zwischen Zusmarshausen und Jettingen. Wissenschaftler wollen wissen, welche Arten in dem dichten Waldgebiet vorkommen und in welchen Höhen sie fliegen. Das ist wichtig: Denn je höher die Fledermäuse segeln, desto gefährlicher wird’s für sie. Die Tiere werden dann entweder von den Rotorblättern der Windkraftanlagen erschlagen, oder ihre inneren Organe platzten durch den raschen, starken Luftdruckwechsel. Dazu kommt: Die Tiere sind vor Hunger sprichwörtlich blind. Sie konzentrieren ihr Ultraschallsystem voll und ganz auf die Insektenbeute. „Die Tiere nehmen die Gefahr nicht wahr“, sagt Sandra Balzer vom Bundesamt für Naturschutz.
Nach Schätzungen des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin kommen jährlich rund 250 000 Fledermäuse an Windkraftanlagen in Deutschland um – obwohl alle 25 hier lebenden Fledermausarten streng geschützt sind. Experten rechnen damit, dass die Zahl der Todesopfer durch den Ausbau der Windkraft auch im Wald weiter steigt. Aber wie kann das Risiko vermindert werden?
Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) untersuchte in einer Studie, wie Fledermäuse den Wald als Lebensraum nutzen, und entwickelte daraus Empfehlungen zur Erstellung von Fledermaus-Gutachten und zum Schutz der Tiere. Je nach Art geht es um die Abstände zwischen Rotoren und Kronendach des Waldes, um den Schutz alter Waldbestände und um das zeitweise Abschalten von Anlagen. Letzteres dürfte dem Betreiber Vento Ludens gar nicht gefallen. Eine Stellungnahme des Unternehmens mit Sitz in Jettingen-Scheppach war bislang nicht zu erhalten.
Als die Windkraftanlage im Scheppacher Forst – fünf Windräder stehen im Landkreis Augsburg, drei im Nachbarlandkreis – vor Jahren genehmigt wurde, habe es noch keine Fledermaus-Erfahrungswerte gegeben. „Es war ja die erste Anlage dieser Art im Landkreis Günzburg“, sagt Josef Schmid von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt in Günzburg. Eine naturschutzrechtliche Auflage hatte Vento Ludens damals trotzdem bekommen: Der Windpark-Betreiber muss das Monitoring mit dem Batcorder durchführen lassen.
Beginnen könnte der große Lauschangriff, wenn die Fledermäuse wieder fliegen. Schmid: „Dazu muss es dauerhaft frostfrei sein, und es muss genügend Nahrung vorhanden sein.“
Die Mopsfledermaus galt lange im Nachbarlandkreis als vermisst. Dann folgte 2014 eine Entdeckung, die Ottmar Frimmel von der Unteren Naturschutzbehörde als „Sensation“ bezeichnete. Experten war es gelungen, mehrere erwachsene Individuen des lautlosen Nachtjägers nachzuweisen. Die letzte belegbare Wochenstube befand sich im Jahr 1977 in Oberwaldbach im Landkreis Günzburg. Die Mopsfledermaus zählt zu den gefährdetsten Fledermausarten Mittel- und Westeuropas.
Im Augsburger Land war die Augsburger Biologin und Fledermausexpertin Carmen Liegl Anfang 2004 erstmals nach Jahrzehnten auf die Spur der Mopsfledermaus gestoßen. Damals tummelten sich in den Westlichen Wäldern noch 13 weitere Fledermausarten. (mit dpa)