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Multimedia-Story: Das A8-Experiment: Lohnt sich Rasen wirklich?

Das A8-Experiment: Lohnt sich Rasen wirklich?
Foto: Marcus Merk
Multimedia-Story

Das A8-Experiment: Lohnt sich Rasen wirklich?

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    Es sind beste Bedingungen an diesem Tag. Die Straße ist trocken, der Berufsverkehr hat nachgelassen. Der Verkehr auf der A8 zwischen Augsburg und Günzburg fließt. Keine Unfälle, keine Staus. Nicht alltäglich auf diesem dreispurigen Streckenabschnitt, auf dem es kein Tempolimit gibt. Doch die Forderungen nach einer Geschwindigkeitsbegrenzung werden immer lauter: Mit Tempo 120 fließt der Verkehr flüssiger, der Fahrer bleibt entspannt, der Zeitverlust ist minimal, die Unfallgefahr sinkt.

    Unsinn, sagt hingegen die Bleifuß-Fraktion. 180 ist eine angenehme Reisegeschwindigkeit, und Schuld an den Unfällen sind meist die Lastwagenfahrer und Bummler. Grund genug für unsere Redaktion, die Probe aufs Exempel zu machen.

    Der Plan ist schnell ausgearbeitet. Wir fahren mit unseren beiden Dienstwagen auf der A8 die Strecke Augsburg bis Burgau und wieder zurück. Einer fährt mit Bleifuß, der andere Kollege bummelt.

    Mit an Bord sind Rettungssanitäter des BRK, die permanent die Vitalwerte der Fahrer checken. Und am Ende wird abgerechnet. Wie viel Zeit wurde eingespart, wie hoch ist der Spritverbrauch, wie stark ist der Blutdruck gestiegen?

    • Die Autos Ein Ford Fiesta und ein Opel Corsa. Beide etwa gleich motorisiert.
    • Die Fahrer Philipp Kinne, 26 Jahre alt, Redakteur, fährt gerne schnell. Tobias Karrer, 25 Jahre, freier Mitarbeiter und künftiger Lehrer. Fährt lieber gemütlich.
    • Die Sanitäter Julian Halamay und Sascha Deroni.
    • Die Strecke Abfahrt bei der Augsburger Allgemeine in der Curt-Frenzel-Straße. Ziel ist ein Parkplatz an der Anschlussstelle Burgau.
    • Die Aufgabe Philipp fährt mit Bleifuß, Tobias bummelt. Und auf dem Rückweg umgekehrt.
    • Die Messungen Mit dem EKG-Gerät werden in Echtzeit permanent Puls, Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung der Fahrer kontrolliert. Zudem gibt es alle drei Minuten eine Blutdruckmessung. Kontrolliert wird auch der Spritverbrauch. Beide Autos werden vor der Abfahrt vollgetankt, Gleiches gilt bei der Rückkehr.
    Von links: die Fahrer Philipp Kinne und Tobias Karrer mit zwei Sanitätern und Redakteur Matthias Schalla.
    Von links: die Fahrer Philipp Kinne und Tobias Karrer mit zwei Sanitätern und Redakteur Matthias Schalla. Foto: Marcus Merk
    Die Testfahrzeuge: ein Ford Fiesta und ein Opel Corsa. Beide etwa gleich motorisiert.
    Die Testfahrzeuge: ein Ford Fiesta und ein Opel Corsa. Beide etwa gleich motorisiert. Foto: Marcus Merk

    Tobias hat schon kurz nach der Auffahrt Augsburg-Ost den Blickkontakt zu Philipp verloren. Der Ford ist auf und davon. Tobias bleibt gelassen. Puls 70, Herzfrequenz 75 bei Tempo 110. Der Blutdruck ist allerdings recht hoch. "Das passiert oft, wenn ein Proband weiß, dass die Werte gemessen werden, und ist wohl auch ein wenig der Aufregung geschuldet", erklärt der Sanitäter. Der Puls sinkt weiter, das Tempo pendelt sich bei 115 km/h ein. Die Sauerstoffsättigung hat 100 Prozent erreicht. Der Wert zeigt, wie stark die roten Blutkörperchen mit Sauerstoffmolekülen beladen sind. Mehr als 100 Prozent geht nicht.

    Tobias: "Eigentlich entspricht es meinem Fahrstil, auf der Autobahn nicht schneller als 120 km/h zu fahren. Zum Überholen beschleunige ich natürlich schon darüber hinaus, bin mit dieser Reisegeschwindigkeit aber durchaus zufrieden. Meiner Erfahrung nach schont sie Nerven und Geldbeutel. Auch deshalb bin ich ganz froh, die ersten 40 Kilometer des Selbstversuchs als Bummler zu fahren."

    Tobias sagt, er sei "extrem entspannt". Die Werte bestätigen dies. Puls und Herzfrequenz pendeln sich bei knapp über 60 ein. Auch ein Elefantenrennen zweier Lastwagen kurz vor Zusmarshausen lässt Tobias kalt. Er bleibt auf der mittleren Spur. Links schießt ein Audi vorbei, dicht dahinter ein BMW. Wäre Tobias auf die linke Spur ausgewichen, um den Lkw auf der mittleren Spur zu überholen, hätten Audi und BMW stark abbremsen müssen.

    "Keine recht hohe Überlebenschance"

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    Doch wir haben ja Zeit. Wir sind die Bummler. Das Einzige, was ansteigt, ist die elektronische Anzeige der Reichweite. Bei Abfahrt waren es 660 Kilometer mit vollem Tank, mittlerweile sind wir bei 676 angekommen. Verbrauchs- und Vitalwerte haben sich eingependelt.

    Der Verkehr fließt, die mit Raureif überzuckerte Landschaft zieht vorbei. Die Lautstärke im Opel ist angenehm. Julian erzählt uns, warum er seinen gelernten Beruf des Bankers nicht mehr ausüben will und stattdessen nun als Notfallsanitäter arbeitet. Eine interessante Vita.

    "Alles in allem bin ich froh, als wir die Ausfahrt erreichen", sagt "Bleifuß" Tobias.
    "Alles in allem bin ich froh, als wir die Ausfahrt erreichen", sagt "Bleifuß" Tobias. Foto: Marcus Merk

    Wir nähern uns dem Ziel. Tobias’ Werte steigen leicht an. Er kennt die Anfahrt zum großen "M" nicht, wir haben eine Abzweigung verpasst.

    Unsere Kollegen haben bereits eingeparkt. Acht Minuten vor uns. Philipp hat offenbar ordentlich Gas gegeben und ist überrascht, dass der Ford laut Tacho auf 190 Sachen kommt.

    Lagebesprechung bei einem Kaffee. Tobias verzichtet mit Blick auf seinen leicht erhöhten Blutdruck auf die Bohnen und gönnt sich stattdessen eine heiße Schokolade. Wir entscheiden uns dazu, dass nun Tobias im Ford mit Bleifuß zurück zur Augsburger Allgemeine fährt. Philipp wird stattdessen im Opel bummeln. 120/95 ist sein Blutdruck bei der Abfahrt. Puls und Herzfrequenz allerdings sind mit Werten um die 100 höher als bei Tobias.

    Zwischen Burgau und Zusmarshausen wird es eng. Eine Baustelle. Der Verkehr verengt sich von drei auf zwei Spuren. Das Tempolimit wird auf 80 und schließlich auf 60 reduziert. Philipps Blutdruck hingegen steigt und liegt jetzt bei 155/82.

    Philipp: "Ja, ich gebe zu: Ich fahre gerne schnell auf der Autobahn. Wenn es möglich ist, ziehe ich auf die linke Spur und drücke aufs Gaspedal. Ich merke aber auch, dass das schnelle Fahren anstrengt. Bei längeren Fahrten bin ich deshalb gerne gemütlicher unterwegs."

    Wie wirkt sich Stress auf die Gesundheit aus? Ein Sanitäter misst es für uns.
    Wie wirkt sich Stress auf die Gesundheit aus? Ein Sanitäter misst es für uns. Foto: Marcus Merk

    Wir haben Glück. Ohne Stau sind wir durch die Baustelle gekommen. Wir pendeln uns wieder bei 120 auf der mittleren Spur ein. Kaum ist die dritte Spur links wieder befahrbar, geht die Jagd los. Mit mindestens 200 Sachen schießt ein Golf an uns vorbei. Nur wenige Sekunden später nähert sich ein Trio infernale. Vorneweg ein Audi aus Hamburg, dahinter ein nagelneuer BMW X2, fast schon an dessen Kofferraum ein Jaguar.

    "Kaum Verkehr, freie Fahrt, Vollgas"

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    Führt man sich vor Augen, dass der Anhalteweg bei Geschwindigkeiten jenseits der 200er-Marke bei rund einem halben Kilometer liegt, können wir bei diesen Abständen nur fassungslos mit dem Kopf schütteln. Schade, dass wir deren Vitalwerte nicht haben.

    Philipp: "Obwohl ich mit über 180 Sachen unterwegs bin, taucht im Rückspiegel plötzlich ein weißer Audi auf. Wie aus dem Nichts. Ich habe das Gefühl, dass mein Puls steigt, als ich auf die mittlerere Spur ausweiche. Schnell beruhige ich mich aber wieder. Ich drücke aufs Gaspedal. Kaum Verkehr, freie Fahrt, Vollgas."

    Philipps Werte jedenfalls sind stabil. Blutdruck 140/85, die Sauerstoffsättigung liegt bei 97 Prozent. "Alles zwischen 94 und 98 ist vollkommen ok", sagt Sanitäter Sascha. Kurz darauf taucht die Ausfahrt Augsburg-Ost auf. Wir fahren herunter. Philipp ist relaxed. Ob es an der roten Ampel an der Abbiegung zur Augsburger Allgemeine liegt, dass seine Sauerstoffsättigung plötzlich auf unter 90 abfällt? Oder ist die Luft im Auto mittlerweile so verbraucht. Wir wissen es nicht.

    Was wir aber wissen, ist, dass unser Bleifuß-Team gerade einmal sechs Minuten vor uns an der Tankstelle angekommen ist. Und dort holt das Bummel-Team dann ein wenig der verlorenen Zeit auf. Denn: Unser Tank ist bereits nach 4,82 Litern wieder voll. Und die Bleifuß-Fraktion muss warten, bis die Anzeige bei 7,09 Litern stehen bleibt.

    Sehr unterschiedlich: der Spritverbrauch zwischen Bummel- und Bleifuß-Fahrzeug.
    Sehr unterschiedlich: der Spritverbrauch zwischen Bummel- und Bleifuß-Fahrzeug. Foto: Marcus Merk

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