Lützelburg „Der E-Plus-Sendemast muss weg. Wann ist es endlich so weit?“ Heinz Müllenbeck, Vorsitzender der Bürgerinitiative zum Schutz vor Gesundheitsrisiken des Elektrosmogs Gablingen stellte die Forderung in den Mittelpunkt einer Veranstaltung mit Betroffenen und Nachbarn des Sendemasts im Theaterheim Lützelburg. Eine ganze Menge Unmut hat sich bei den Lützelburgern in den acht Jahren, in denen sie gegen den Mast mitten im Ort nun schon kämpfen, angestaut.
Das Fazit aller Bemühungen, in die die Initiative rund 4000 Euro aus eigener Tasche steckte, ist nach wie vor Unsicherheit, wie es weiter geht. „Der Mast strahlt immer noch“, so Müllenbeck. Tatsächlich ist der fest im Boden verankerte und nicht nur am Dachstuhl befestigte Mast ein Schwarzbau, so die Bürgerinitiative – und das als Mischgebiet bezeichnete Dorfgebiet um den Stadel sei inzwischen mangels Gewerbebetrieben ein Wohngebiet. Einen wesentlichen Fehler sieht die Bürgerinitiative nach wie vor beim Landratsamt Augsburg: Die Behörde habe sich die Situation nie vor Ort angeschaut.
Trotz Bürgermeister Karl Hörmanns Hinweis, dass wohl die Verlagerung des E-Plus-Mastes auf den Behördenfunkmast bei Gablingen kurz bevorstehe, sehen die Bürger rot: Haben sich die Gemeinderäte tatsächlich intensiv mit dem Vertrag mit Diginet, das den BOS-Mast aufstellt, befasst? Verlängert E-Plus seinen Vertrag mit Familie Kuhn, auf deren Grundstück sich die Antenne zurzeit befindet? Wer vertritt Interessen der Bürgerinitiative bei E-Plus? Warum wird die Initiative nicht besser mit einbezogen?
„Wir waren im Gemeinderat nicht untätig“, konterte CSU-Rat Martin Uhl. Die Kommune hatte dem Behördenfunkmast am Wasserhochbehälter nur unter der Bedingung zugestimmt, dass private Netzbetreiber hier mit ihren Sendemasten andocken könnten, stellte Hörmann klar und wies auf laufende Verhandlungen wegen der Vertragsabschlüsse zwischen Diginet und zivilen Anbietern hin: Es gehe, betonte er, nicht mehr um eine Grundsatzentscheidung, ob zivile Anbieter überhaupt auf den Mast dürften, sondern nur um die Ausgestaltung der Mitnutzung. Laut Hörmanns Information liege der Vertrag im Ministerium unterschriftsreif vor – und es sei E-Plus auch ernst mit der Umsiedlung.
Nach Vertragsunterzeichnung könne der Mast wohl innerhalb kurzer Zeit verlegt werden. Hörmann sei auch mit Familie Kuhn im Gespräch. Eine Teilnahme Müllenbecks oder von Vertretern der Bürgerinitiative daran halte er nicht für sinnvoll. Ebenso wenig könne er über den Vertrag der Familie mit E-Plus öffentlich sprechen. „Die Gemeinde ist uns schuldig, dass sie uns über das Geschehen zeitnah informiert“, forderte eine Lützelburgerin. Heinz Müllenbeck wünschte eine „aktive Beteiligung“ der Bürgerinitiative und eine Wiederbelebung eines bislang ergebnislosen Runden Tisches mit dem Landrat.
Im Raum stehen blieb ein von der Initiative unterstützter Vorschlag von Gemeinderat Johannes Smola (Lützelburger Liste): Sollte sich die Verlagerung des E-Plus-Mastes in nicht absehbare Länge ziehen, sei juristisch zu prüfen, ob die Situation über das Aufstellen eines Bebauungsplans zu regeln sei. Das Areal könnte zum allgemeinen Wohngebiet erklärt werden und ein Bauantrag für den Mast gefordert werden, den „wir dann ablehnen“. Diese Idee hatte die Initiative schon vor sieben Jahren, so Martin Ehinger.
Dass ein solches Vorgehen „zeitnah“ zu verwirklichen wäre, bezweifelte der Bürgermeister: „Man kann das machen, aber wir stehen kurz vor dem Ziel.“ Auf Rückfrage unserer Zeitung bestätigte Karl Hörmann, dass die Gemeinde bereits im Jahr 2010 prüfen ließ, ob dieser Sendemast über ein Bebauungsplanverfahren aus Lützelburg wegzubekommen sei. Dabei habe sich gezeigt, so Hörmann, dass das Jahre dauern könne und mit nicht unerheblichem finanziellen und zeitlichen Aufwand verbunden sei. Das Ergebnis sei unsicher. Die Gemeinde müsse dann ein städtebauliches Planungskonzept für das ganze Gemeindegebiet erstellen und darin Standorte für Mobilfunkmasten ausweisen.
In einem Brief an Bürgermeister Karl Hörmann zeigte sich Bernhard Graf, früherer Vorsitzender der Bürgerinitiative, enttäuscht. Die Bürger hätten unaufhörlich auf die „Gesetzeswidrigkeit“ des Sendemastes hingewiesen, aber „weder die Gemeinde noch das Landratsamt zeigten echtes Interesse, die Existenz eines Schwarzbaues einzugestehen.“ Er erwarte, dass die Gemeinde den Sendemast als Gewerbebetrieb bis zu einer Klärung untersage und eine Genehmigung des Mastes in der Gablinger Straße verweigere. Andernfalls würde er in dieser Sache Anzeige erstatten, kündigte er an.